Im boomenden Päcklimarkt wird es hierzulande zunehmend eng. Erst vor einem Jahr hat sich mit der Schweizer Transportfirma Planzer ein neuer Akteur in das von der Schweizerischen Post beherrschte Paketgeschäft vorgewagt. Und im Herbst hat die Deutsche-Post-Tochter DHL den innerschweizerischen Paketversand auf die Privathaushalte ausgeweitet.
Nun bringt sich mit Quickpac bereits der nächste Wettbewerber in Position. Die neue Division von Quickmail, dem einzigen privaten Unternehmen in der Schweiz, welches dem gelben Riesen auch im Briefgeschäft in die Quere kommt, will ab Mai mit der Paketzustellung in der Region Zürich und im Mittelland loslegen.
Das zunehmende Interesse der sogenannten KEP-Dienstleister (Kurier, Express, Paketdienst) am hiesigen Paketversand hat seinen guten Grund: Jahr für Jahr nimmt die Zahl der Pakete, die dank dem boomenden Online-Handel durch die Schweiz transportiert werden, zu. 2017 ist die Menge gegenüber dem Vorjahr um 10 Millionen auf insgesamt 149 Millionen Sendungen gestiegen (siehe Grafik unten).
Auslieferung am Abend
«Der Markt ist weiterhin wachsend und die Menge ist vorhanden, um darin erfolgreich zu arbeiten», weiss Logistik-Experte Peter Acél. Angesichts der starken Konkurrenz brauche es hoch standardisierte Abläufe und ein hohes Kostenbewusstsein. «Entscheidend ist jedoch, wie sich ein neuer Anbieter gegenüber den Wettbewerbern hervorheben kann», so Acél. Gefragt ist ein Extraservice respektive Zusatznutzen. Wer sich nur über den Preis differenziere, werde kaum auf einen grünen Zweig kommen.
Diesen Zusatznutzen will Quickpac mit den Zustellzeiten und -arten bieten. Das Besondere: Um die Empfänger zu Hause zu erreichen und ihnen die Sendungen persönlich übergeben zu können, werden die Pakete erst zwischen 17 und 21 Uhr ausgeliefert. Damit sollen die ungeliebten Abholscheine endgültig der Vergangenheit angehören.
Schon früher ausgehändigt werden Waren, die in den Ablagekasten passen oder wo es der Empfänger ausdrücklich wünscht. Je nach Aufgabezeitpunkt ist auch eine Auslieferung am gleichen Tag möglich.
Transport mit Elektrofahrzeugen
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Der Transport erfolgt ausschliesslich mit Elektrofahrzeugen – aus ökologischen Gründen, aber auch um Lärmemissionen zu vermeiden.
«In einem Stadtzentrum spielt es vermutlich keine grosse Rolle, wenn um 20.45 Uhr ein Dieselfahrzeug lautstark vorfährt», sagt Quickmail-Co-Geschäftsführer Bernard Germanier. «In der Agglomeration und in ländlichen Gebieten dürften die Empfänger dafür hingegen eine sehr geringe Akzeptanz haben.»
«Ausserhalb unseres heutigen Kundenkreises gehen wir davon aus, dass unser Angebot vor allem für Elektronik-Versender interessant ist.»
Bernard Germanier, Quickmail-Co-Geschäftsführer
Das Angebot von Quickpac richtet sich zunächst an Geschäftskunden als Absender und Privatkunden als Empfänger. Das Unternehmen spricht vorerst insbesondere die bestehenden Kunden von Quickmail an. Diese sind hauptsächlich im Textil- und Hartwarengeschäft zu Hause. «Ausserhalb unseres heutigen Kundenkreises gehen wir davon aus, dass unser Angebot vor allem für Elektronik-Versender interessant ist», so Germanier.
Schweizweit 15 Depots geplant
Zwei Depots in Hägendorf und Winterthur dienen als Aufgabepunkte. Weitere Annahmestellen sollen später hinzukommen. «Langfristig planen wir schweizweit 15 Depots», so Germanier.
Ein eigenes Filialnetz ist dagegen nicht vorgesehen. Stattdessen will das Unternehmen unter dem Namen «Quickpic» ab 2020 Sendungen bei den Privatkunden abholen – insbesondere für Retouren.
In den Aufbau der Dienstleistungen investiert Quickmail in den ersten Jahren mehrere Millionen Franken und schafft damit neue Arbeitsplätze – ab Mai sind es 60 Stellen, bis 2024 sollen es 1200 werden. Einen ersten operativen Gewinn soll Quickpac in drei bis vier Jahren abwerfen.
1 Kommentar
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