Wer am Lac Léman gegenüber den noblen Hotels in Genf und Lausanne bestehen will, der muss sich mit eigenen Superlativen positionieren. Am oberen Seebecken gelegen, angelehnt an steile Bergflanken, kann das Raffles Le Montreux Palace vom milden Klima profitieren, das seit einem Jahrhundert die Gäste ins stilvoll eingerichtete Hotel aus der Belle Epoque lockt. Als grösstes Etablissement der Schweizer Luxusklasse hat sich das Haus direkt am See einen erstklassigen Ruf für gewichtige Konferenzen erworben. Das war nur möglich, weil sich die Besitzer, heute eine amerikanische Investmentgesellschaft, laufend um den modernsten Standard bei der Infrastruktur bemühten. «Wir haben alles, was möglich war, in dieser Grande Dame versteckt», umschreibt es General Manager Michael Smithuis (37). Der Holländer hat das Gastgewerbe von der Pike auf gelernt, war bei den feinsten Adressen in London, Hamburg, Frankfurt, Oman, Jakarta und Singapur, bevor ihn die Raffles-Hotelkette vor drei Jahren für das Montreux Palace engagierte.
Nach all diesen Stationen weiss der Palace-Chef in Montreux, wie wichtig die internationale Vernetzung gerade auch für die Gewinnung von Meetings, Incentives und Events (MICE) ist. «Wir müssen zu den Kunden gehen und vor Ort das Geschäft suchen.» Sein mehrköpfiges Verkaufsteam tut das mit Erfolg. Vom gesamten Hotelumsatz entfallen rund 45% auf die Aktivitäten mit Seminaren und Kongressen. Die Schweiz stellt knapp die Hälfte aller Gäste, aus England kommen 18%, weitere 12% sind Amerikaner und rund 10% vom arabischen Raum. Besonders stolz ist Michael Smithuis, dass er erst kürzlich erstmals einen Kongress mit 60 Teilnehmern aus Russland beherbergen konnte. In diesem wirtschaftlich aufstrebenden Riesenland sieht er ein zusätzliches Potenzial.
Bereits in früheren Jahren sind immer wieder namhafte Gäste aus solchen Ländern im Montreux Palace abgestiegen. Nach dem Erfolg von «Lolita» bezog der russische Romancier Vladimir Nabokow 1961 Quartier in einem Seitenflügel des Hotels, drei Jahre später drehte Peter Ustinov in den geschichtsträchtigen Sälen den Film «Lady L» mit Sophia Loren, und Mitte der 90er Jahre übernachtete Michael Gorbatchow während eines Meetings des «Green Cross» und stieg später erneut am oberen Genfersee ab. Mit bekannten Gesichtern allein lassen sich die Bettenkapazitäten in den 235 Zimmern aber nicht füllen. Auslastungen von 80% und mehr sind nur über eine ausgeklügelte Verkaufsorganisation zu erreichen. Nebst den eigenen Leuten hilft dabei auch der Vermarktungsapparat aus der Raffles Holding (siehe Kasten), die in New York, Frankfurt, Schanghai und Tokio über eigene Büros verfügt.
Viermal jährlich geht ein Newsletter an 8000 Adressen. Nebst dieser Printversion wird das Internet intensiv genutzt. «Wer sich bei uns erkundigt, muss innerhalb von 24 Stunden eine kompetente Antwort erhalten», sagt Michael Smithuis. Wichtig ist ihm, die Stammkundschaft zu erhalten. Da sei es nötig, die einzelnen Firmendaten laufend präsent zu haben, um rechtzeitig neue Buchungen auszulösen. In seinen Reservationsbüchern hat er rund 20 Key Accounts, die pro Jahr bis zu 4000 Übernachtungen generieren.
Auslöser für das Tagungsgeschäft im heutigen Stil war die komplette Renovation des früheren Pavillons, der auf der gegenüberliegenden Strassenseite schon einmal als Rollerskating Ring diente, und 1994 in ein Kongresszentrum mit dem neuen Namen «Le Petit Palais» umgestaltet wurde. Als die Raffles Holding das Hotel vor vier Jahren übernahm, fügte sie dem Seminarkomplex noch einen 2000 m2 umfassenden Wellness-Bereich und ein grosszügiges Parkhaus an.
Neue Präsidenten-Suite
Zum Hundertjährigen-Jubiläum kommen in den nächsten Monaten weitere Neuerungen dazu: Im obersten Stockwerk entsteht eine grossräumige Präsidenten-Suite, und weitere sechs Suiten werden komplett umgestaltet. Der historische «Salle des Congrès» wird mit einem neuen Parkettboden versehen und gleichzeitig mit modernster Technik ausgestattet. Michael Smithuis will bei der Infrastruktur und der Gastronomie möglichst innovativ sein: «Für unsere regelmässigen Kunden müssen wir das Angebot ständig wechseln.» Mit dem Gourmet-Restaurant «Jaan» ist das Hotel im Michelin-Führer mit einem Stern und bei Gault Millau mit 15 von 20 Punkten gelistet. Kongressteilnehmer würden gerne Vergleiche mit anderen Orten anstellen, weshalb sich sein Betrieb auf dem höchsten Niveau bewegen müsse. Praktisch heisst das für ihn, dass sich die Menükarte möglichst kreativ zwischen europäischer und asiatischer Küche ansiedle, und das Design im Restaurant viermal jährlich gewechselt werde.
Good value for money
Die Schweiz hat zwar den Ruf, teuer zu sein. Das aber mag der Palace-Chef nicht gelten lassen. Preislich müssten wir uns im Vergleich zu Grossstädten wie Paris, London oder New York nicht verstecken. Die Kunden würden hier «good value for money» erhalten, ist der weit gereiste Hoteldirektor überzeugt. Und nur für betuchte Gäste abheben, möchte er nicht. Im Jubiläumsjahr ist der Betrieb an einem «Tag der offenen Tür» für jedermann offen. Die Leute aus Montreux und der Umgebung sollen ihrem Traditionshaus am See möglichst eng verbunden bleiben.
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Raffles-Gruppe: Im Luxussegment
Raffles Le Montreux Palace
Es ist im Besitz der Raffles Holding Limited, deren Aktien an der Börse in Singapur kotiert sind. Zum Portfolio dieser Dachgesellschaft gehören rund 12000 Hotelzimmer in 34 verschiedenen Destinationen in Asien, Australien, Europa sowie Nord- und Südamerika. Die Raffles International operiert als Managementgesellschaft und vermarktet 38 Hotels unter den Marken Raffles Hotels & Resorts sowie Swisshotel Hotels & Resorts. Als Gründungsmitglied zählt das Montreux Palace auch zur Gruppe der Leading Hotels of the World und zu den Swiss Deluxe Hotels.
Le Montreux Palace
Adresse: Michael Smithuis, Grand Rue 100, 1820 Montreux, Tel. 021 962 12 12
Seminarpauschale: Ab 455 Fr. pro Tag/Person, inkl. Übernachtung, Frühstücksbuffet, Business Lunch und zwei Kaffeepausen.
Tagespauschale: 125 Fr. inkl. Dreigang-Menü.
Raumangebot: 12 Seminar- und Kongressräume mit 44 m2 bis 798 m2 Fläche, für 5 bis 900 Personen.
www.montreux-palace.com www.raffles.com