Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz erweckte diese Woche den Eindruck, die Bank Wegelin zum Schnäppchenpreis erworben zu haben. 155 Millionen Franken Goodwill habe er für über 20 Milliarden Wegelin-Kundenvermögen bezahlt, das entspreche nur 0,75 Prozent der Vermögen, sagte er.

Doch wie die Zeitung «Der Sonntag» schreibt, betrug der effektive Kaufpreis über 500 Millionen Franken. Allein die Substanz der Wegelin & Co. AG, in welcher die Reingewinne der Bank Wegelin der letzten gut zehn Jahre angespart worden waren, betrug per Ende 2011 rund 400 Millionen. Diese gehörten etwa 200 bis 300 Wegelin-Angestellten sowie den Teilhabern und den Angehörigen der Wegelin-Familie.

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Als Wegelin im Januar verkauft wurde, einigten sich Vincenz und die beiden Wegelin-Chefpartner Konrad Hummler und Otto Bruderer auf 360 Millionen für die besagte Wegelin & Co. AG. Das sagt eine mit den Vorgängen vertraute Quelle gegenüber dem «Sonntag». Demnach erhielt Vincenz 10 Prozent Rabatt auf den Substanzwert dieser Wegelin-Gesellschaft.

Neben dem Substanzwert zahlte Vincenz zusätzlich noch 155 Millionen Goodwill für die Kunden von Wegelin. Somit kam ihn der gesamte Deal, mit dem er seinen lange gehegten Wunsch eines Einstiegs ins Schweizer Private Banking schaffte, auf über eine halbe Milliarde zu stehen. Vincenz will die gesamte Kaufsumme weder bestätigen noch dementieren. «Wir haben 155 Millionen für die Wegelin-Kundenvermögen bezahlt, das haben wir jetzt ausgewiesen», sagte der Raiffeisen-CEO der Zeitung. Und weiter: «Hinzu kommt ein Preis für die Substanz, darunter die Liegenschaften. Dieser ist noch nicht endgültig fixiert, und ich möchte ihn auch nicht offenlegen.»

Für die 200 bis 300 begünstigten Wegelin-Mitarbeiter hat sich Vincenz als ausgezeichnete Wahl entpuppt. Sie erhielten seit Abschluss der Transaktion bereits drei Auszahlungen für ihre Aktien an der Wegelin & Co. AG.

Durch den Zukauf der Privatbank führte Raiffeisen derweil de facto ein Dreiklassensystem ein. Wie die Zeitung «Der Sonntag» anhand des aktuellen Halbjahresberichts ausgerechnet hat, beziehen die rund 700 Privatbanker von Notenstein ein Durchschnittsgehalt von 205'000 Franken pro Jahr.

An der Raiffeisenbasis, den gut 300 Genossenschaften mit 8000 Beschäftigen, beträgt der Lohndurchschnitt weniger als die Hälfte, nämlich 96'000 Franken. Dazwischen liegen die rund 1800 Mitarbeiter von Raiffeisen Schweiz, der Zentralbank in St. Gallen, der Pierin Vincenz vorsteht. Sie kommen auf einen Lohnschnitt von knapp 170'000 Franken.

(muv)