Die Raiffeisen Gruppe hat einen Nachfolger für Patrik Gisel gefunden. Heinz Huber übernimmt den Chefposten der Bankengruppe im kommenden Jahr. Seit 2014 leitet Huber die Thurgauer Kantonalbank (TKB).
Der Wechsel zur drittgrössten Schweizer Bank nach UBS und Credit Suisse ist eine grosse Aufgabe. Mit 228 Milliarden Franken ist die Bilanzsumme der Raiffeisen-Gruppe etwa zehn Mal so gross wie die der TKB in Höhe von rund 22 Milliarden.
Noch krasser ist das Verhältnis bei der Kundenzahl: 3,8 Millionen sind es im ganzen Land bei der Raiffeisen. Das heisst fast jeder zweite Schweizer ist Kunde bei der genossenschaftlich organisierten Bank – die Hälfte davon sind als Genossenschafter auch Mitbesitzer des Instituts. Die Raiffeisenbanken verwalten insgesamt Kundenvermögen in Höhe von knapp 210 Milliarden Franken. Die Thurgauer Kantonalbank (TKB) verwaltet dagegen nur rund 18 Milliarden Franken für ihre über 180’000 Kunden.
Starkes Hypothekargeschäft
Das Kredit- und Hypothekargeschäft spielt bei beiden Geldhäusern eine wichtige Rolle: Die TKB vergab per Ende 2017 Hypothekarkredite in Höhe von 18 Milliarden Franken. Fast das Zehnfache vergab Raiffeisen: 176 Milliarden Franken. Damit ist Raiffeisen auch als Hypothekargeber ganz vorne mit dabei: Der Marktanteil liegt bei 17,5 Prozent.
Die flächendeckende Präsenz von Raiffeisenbanken lässt die TKB ebenfalls klein aussehen. Denn mit knapp 900 Standorten hat die Bankengruppe das dichteste Filialnetz in der Schweiz. Gemessen daran ist die TKB mit 29 Geschäftsstellen und 78 Bancomaten im Kanton Thurgau geradezu winzig.
Ebenso die Zahl der Angestellten: Mit 11'000 Mitarbeitenden ist Raiffeisen ein Grossunternehmen. Die Personalkosten betrugen im Jahr 2017 rund 1,4 Milliarden Franken. Für die TKB hingegen arbeiten 750 Angestellte – der Personalaufwand lag 2017 bei etwa 113 Millionen. Auf den einzelnen Angestellten runtergerechnet bedeutet das: Die Personalkosten bei der TKB liegen bei rund 150'000 Franken pro Person. Bei der Raiffeisen summiert sich dieser Betrag auf 127'000 Franken.
Eigenkapital und Rentabilität
Mit einem Eigenkapital von 15,7 Milliarden Franken schaffte Raiffeisen 2017 eine Kernkapitalquote von knapp 16 Prozent. Auch die Thurgauer Kantonalbank steht gut da gegenüber der Finma: Die Kernkapitalquote lag im vergangenen Jahr bei 18,5 Prozent.
Geringer wird der Abstand zwischen beiden Banken, wenn man den Geschäftserfolg betrachtet: Die TKB erzielte 2017 einen Gewinn von rund 129 Millionen Franken, die Cost-Income-Ratio lag bei rund 50 Prozent. Bei der Raiffeisen-Gruppe waren es 917 Millionen – bei einer Cost-Income-Ratio von rund 60 Prozent.
«Heinz Who?»
Frauenfeld und Weinfelden. Müllheim und Arbon. Rorschach und Kreuzlingen. Das ist die Welt der Thurgauer Kantonalbank. Bislang die Welt von Heinz Huber. Die Bilanzsumme des Instituts: 22 Milliarden Franken. Das reicht nicht einmal annähernd für die Top 10 in der Schweiz. Zum Vergleich: Die Raiffeisen kommt auf über 227 Milliarden Franken. Deshalb: Heinz Who? Lesen Sie hier den ganzen Kommentar von «Handelszeitung»-Finanzredaktor Sven Millischer zum Chefwechsel bei Raiffeisen.