Eigentlich sollte jede Firma stolz darauf sein, was sie für die Umwelt und die Gesellschaft tut. Doch nicht alle vermögen ihre Leistungen ins rechte Licht zu rücken. Am besten in der Schweiz tut dies der Minenkonzern Xstrata. Das sagt Professor Claus-Heinrich Daub, der mit einem Team von acht Wissenschaftlern am Institute for Sustainable Management (IfSM) an der Fachhochschule Nordwestschweiz zum dritten Mal die Nachhaltigkeitsberichterstattung der 250 grössten Schweizer Konzerne analysierte. Kriterien waren erstens Kontext und Ausrichtung, zweitens Politik, Management und Stakeholder-Beziehungen, drittens Leistungsinformationen, viertens Transparenz und Gesamterscheinungsbild.
ABB, seit der ersten Erhebung 2003 an der Spitze, fiel auf Platz zwei zurück. Rang drei teilen sich pikanterweise die Pharmakonzerne Novartis und Roche. Unter den Aufsteigern finden sich Georg Fischer (von Rang 53 auf 11), Swisscom (von 20 auf 8) und EWZ (von 27 auf 14). Auch diverse KMU, die unabhängig von ihrer Grösse in die Untersuchung aufgenommen wurden, haben sich stark verbessert, allen voran der Brillenglashersteller Knecht & Müller aus Stein am Rhein (von 48 auf 11). Von Platz 3 auf 26 abgestürzt ist Coop. Der Detailhandelskonzern hatte letztes Jahr noch vorbildlich einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht und beschränkt sich dieses Jahr turnusmässig auf einen integrierten Geschäftsbericht.
Trotzdem ist die Zahl der Nachhaltigkeitsberichte gestiegen, von bereits beträchtlichen 15 auf 18. Parallel dazu kam es bei den traditionellen Umweltberichten zu einem geradezu dramatischen Schwund: Ihre Zahl reduzierte sich um zwei Drittel von 15 auf 5. Reine Sozialberichte sind 2005 völlig verschwunden. «Wer künftig noch einen Umwelt- und/oder Sozialbericht publiziert, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt», sagt Daub.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Industrien sind gewaltig. Die beste Branche, Chemie und Pharma, weist eine fast doppelt so gute Berichterstattung auf wie die schlechteste, das Nahrungsmittelsegment. Ein Alarmzeichen für Daub: In einer Zeit, die von steigenden Transparenzforderungen in der Nahrungsmittelbranche geprägt ist – Stichworte: Lebensmittelskandale, Deklarationspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel –, wollen die Lebensmittelhersteller offensichtlich weniger kommunizieren. Enttäuschend wie im Vorjahr schneiden auch die Banken ab. Sie messen zwar für die Zusammenstellung ihrer Öko- oder Ethikfonds die Nachhaltigkeitsperformance von Firmen, nehmen daran aber offensichtlich kein Beispiel für sich selbst. MK