Renault baut nicht nur seine Modellpalette aus, sondern auch seinen Produktionsstandort Spanien. «Nach Frankreich ist Spanien», so Renault-Chef Louis Schweitzer, «zur zweiten Heimat der Marke geworden.» Trotz steigender Löhne halten die Franzosen an ihren fünf Standorten auf der iberischen Halbinsel fest und haben das Werk in Valladolid, nordwestlich von Madrid, von Grund auf modernisiert. Dort können jetzt auf einem hoch modernen Fliessband verschiedene Modelle von Band laufen. Von Valladolid aus werden in Zukunft alle Märkte mit dem Modus beliefert. Die Kapazität des Werks ist auf 300000 Jahreseinheiten ausgelegt. Für das erste volle Produktionsjahr 2005 sind bis zu 150000 Modus-Fahrzeuge geplant.
Zielgruppe: Junge Familien mit schmalem Budget
Mit dem Modus stösst Renault in ein heiss umkämpftes Segment vor, in dem in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung stattgefunden hat. Die so genannten Minivans wurden immer grösser und auch teurer. Inzwischen gehört der «Vater aller Vans», der Renault Espace, längst in die obere Mittelklasse, preislich wie auch von seiner Grösse her. Die jüngere Käuferschaft, speziell junge Familien, sucht jedoch eher nach kompakten, preiswerten Fahrzeugen. Modelle wie der Ford Fusion, der Fiat Idea, der Honda Jazz, der Toyota Yaris Verso oder der Peugeot 206 SW kommen diesen Bedürfnissen entgegen.
Renault musste deshalb reagieren. Der Modus ist gleich unterhalb des Scenic angesiedelt. Die Franzosen können damit neu angefangen vom Twingo über den Modus, den Scenic und den Grand Scenic bis hin zum Espace eine umfassende Palette an Van-Fahrzeugen anbieten.
Zwei Faktoren fallen beim Modus besonders auf, sein Design und seine Raumverhältnisse. Um den im Fond sitzenden Passagieren möglichst viel Beinfreiheit zu gewähren, lässt sich die Rückbank nach hinten versetzen. Zwar ist dies für kleine und mittelgrosse Vans weit gehend Standard. Doch es erstaunt beim Modus, welche grosszügigen Platzverhältnisse sich erreichen lassen, wenn man bedenkt, dass dieses Fahrzeug deutlich unter 4 m lang ist.
Die hintere Sitzbank lässt sich mit wenigen Handgriffen verbreitern, sodass je nach Bedarf zwei oder drei Personen Platz finden. Nicht mehr ganz neu, aber trotzdem eine willkommene Ablage ist das Staufach unter dem Fahrersitz. Hingegen ist die Ablage in der Sitzfläche des Beifahrersitzes ein frisches Element. Wenn neben dem Fahrer niemand Platz nimmt, lässt sich das Sitzkissen hochklappen und lassen sich in der so entstandenen Einbuchtung Schlüssel, Brillen oder sonstiges Kleinzeug ablegen, ohne dass diese Utensilien während der Fahrt herumfliegen.
Günstig muss nicht ohne Innovationen bedeuten
Ein weiteres, beachtenswertes Element ist die unterteilte Heckklappe. Wer schnell eine Tasche im Gepäckraum verstauen will, muss lediglich den unteren Teil öffnen. Dies ist dann besonders praktisch, wenn ein anderes Fahrzeug auf dem Parkplatz zu eng aufgefahren ist.
Noch andere Details sind erwähnenswert: Beispielsweise ein Lichtsystem, das die Kurven besser ausleuchtet. Es handelt sich jedoch nicht um ein teures, adaptives Kurvenlicht, sondern lediglich um eine Scheinwerferlampe, die leicht schräg gestellt ist. Die Fahrzeughöhe von 1,6 m erlaubt zudem ein bequemes Einsteigen, auch durch die hinteren Türen.
Unverkennbar ein Mitglied der Renault-Familie
Die Silhouette des Modus lässt das neue Modell sofort als Renault erkennen. Die Designer haben sich allerdings einige Freiheiten genommen, um dem Fahrzeug ein besonderes Aussehen zu verleihen. Dazu gehört vor allem die Front mit den grossflächigen Scheinwerferabdeckungen. Der kurze Vorderwagen mit der schräg aufgestellten Motorhaube verleiht dem Modus ein recht bulliges Aussehen.
Lieferbar ist der neue Renault ab September 2004. Als Motorisierung dürften in der Schweiz drei Benziner (1.2 l/1.4 l/1.6 l) und ein Dieselmotor (1.5 l) zum Einsatz gelangen. Die Preise sind noch nicht bekannt, doch dürften sie leicht über denen der Clio-Reihe liegen.
Renault-Chef Louis Schweitzer: «Wir sind auf Eroberungskurs»
Nach den Worten von Renault-Chef Louis Schweitzer hat sich der französische Autokonzern die Entwicklung des Modus eine Stange Geld kosten lassen. Allein in das spanische Werk Valladolid wurden 300 Mio Euro gesteckt. Weitere 240 Mio Euro investierte Renault bei den Zulieferern. Mit dem neuen Modus verfügen die Franzosen über eine eng abgestufte Modellpalette im unteren Bereich, angefangen vom Twingo über den Clio zum Modus und zum Einstiegsmodell Scenic.
Die Kundschaft für den neuen Wagen soll laut Schweitzer hauptsächlich von der Konkurrenz kommen. «Wir befinden uns auf Eroberungskurs.» Wo der Schwerpunkt dieses Kurses liegt, lassen Renault-Manager unter vier Augen durchblicken: In Deutschland.