Lange Jahre hatte sich René C. Jäggi feiern lassen als Retter von Romika. Für sein Engagement beim Trierer Schuhhersteller, den er 1994 erworben und danach in jahrelanger Arbeit saniert hatte, erhielt der Basler Financier Lob und Anerkennung – diesseits und jenseits des Rheins.

Jetzt ist Romika pleite: Am 2. Februar hat der Schuhhersteller, von der Schweizer Öffentlichkeit unbemerkt, Insolvenz angemeldet. Zuletzt standen noch 120 Beschäftigte auf der Lohnliste der Firma (Werbeslogan: «Reintreten. Und wohl fühlen»). Bei Jäggis Einstieg waren es 600 gewesen. «Aber 920 Rentner mit Anspruch auf Betriebsrenten, da hatten wir keine Chance», sagt Marco Guicciardi, der 1994 gemeinsam mit Jäggi als Retter bei Romika reingetreten war, und nennt so den Grund für die Pleite.

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René Jäggi wollte mit dem Tod auf Raten nichts zu tun haben und versuchte, seine Haut zu retten: Nur sechs Monate vor der absehbaren Insolvenz trat er bei Romika aus und überschrieb seine Aktien dem dortigen Management. Und ganze fünf Tage vor der Pleite trat er laut Handelsregister als Präsident des Verwaltungsrates der Schweizer Tochter der Romika zurück.

Inzwischen hat ein Konkurrent, die Josef Seibel Schuhfabrik, die Konkursmasse aufgekauft. Durch die Insolvenz und den Neuanfang drücken die Rentenansprüche Romika nicht mehr; sie werden durch einen Sicherungsfonds übernommen. Die anderen Gläubiger müssen auf eine Konkursdividende hoffen: «Bis zu welchem Ausmass die Forderungen befriedigt werden können, ist noch in keinster Weise absehbar», sagt Insolvenzverwalter Jörg Wunderlich. Auch Jäggi hat einen siebenstelligen Betrag bei seinem einstigen Unternehmen ausstehend.

Eine Gläubigerin freilich muss nicht bangen. Gigi Oeri, Basler Milliardärsgattin und spendable Kunstmäzenin, hatte Romika mit einem Kredit in siebenstelliger Höhe unter die Arme gegriffen. Oeri, die Jäggi in seiner Zeit als Geschäftsführer des FC Basel als Sponsorin für den Fussballclub gewonnen hatte, erwies sich dabei als ausgebuffte Geschäftsfrau: Für ihren Beistandskredit hatte sie sich sämtliche Namensrechte von Romika übertragen lassen. Als die Josef Seibel Schuhfabrik die Reste aus der Insolvenzmasse einsammeln wollte, mussten ihre Geschäftsführer Carl-August Seibel und Andreas Garnier erst einmal Gigi Oeri mit einem einstelligen Millionenbetrag befriedigen.

Seinen Ruf als Retter von Romika ist Jäggi nun los.

Der neue Chef, Garnier, tritt – ohne Namen zu nennen – gegen ihn und sein Management böse nach: «Wir sind keine Marketing-Company, sondern Leute vom Fach. Wir befassen uns, wenn es sein muss, auch mit den Schnürsenkeln.» MK / WP