BMW, der Premium-Automobilhersteller aus München, erwirtschaftete 2016 und 2017 hohe Provisionserlöse mit Restschuldversicherung für Fahrzeugfinanzierungen. Versicherer Allianz frontet das Geschäft in Kernmärkten für die BMW-Captive auf Malta. Fast 37 Millionen Euro an Prämien aus dem Kreditabsicherungs-Produkt flossen allein 2016 und 2017 in die BMW-Bilanz, der grösste Teil davon wurde für Provisionen aufgewendet. Denn Fahrzeughändler verkaufen die auch als PPI (Payment Protection Insurance) bekannten Deckungen an Kunden, die ihren BMW auf Kredit kaufen.
Versichert ist der Ratenzahlungsausfall in Folge von Tod, Krankheit, Invalidität und Arbeitslosigkeit des Kreditnehmers. Doch Restschuldversicherung (RSV) für Konsumentenkredite hat einen schlechten Ruf unter Konsumentenschützern. Denn die Bedingungen gelten als kundenunfreundlich und die Prämie als teuer. Ausserdem führen Ausschlüsse und Wartezeiten nach Ansicht von Kritikern häufig nur zu geringen Erstattungen im Versicherungsfall.
Produkt optimiert
BMW hat das Produkt mithilfe der Allianz so optimiert, dass nicht nur Provisionen, sondern auch ein Teil der meist schadenarmen Prämien im eigenen Konzern verbleiben. Risikoträger Deutsche Lebensversicherung (DLV), eine Tochter des Allianz-Leben-Konzerns, für Invaliditäts- und Todesfallrisiko und Allianz Versicherungs-AG für Arbeitslosigkeit stellen Policen aus. 40 Prozent aller Prämien und Schäden werden dann laut Solvenzbericht von der DLV per quotaler Rückversicherung entweder über die Allianz SE oder die Allianz Lebensversicherungs-AG an den konzerneigenen Rückversicherer von BMW, Bavaria Reinsurance Malta Limited, zediert.
2016 und 2017 war das Geschäft in Deutschland, Frankreich und Italien hochprofitabel. Denn Schäden gab es kaum: 2017 wurde laut Solvenzbericht der Captive nur ein knappes Zehntel der Prämien als Schäden an Versicherungsnehmer ausbezahlt, 2016 waren es immerhin noch 17 Prozent. Hoch waren hingegen die Akquisitionskosten: Über 80 Prozent (Vorjahr: 76 Prozent) wurden 2017 an den Erstversicherer erstattet. Davon dürfte der grösste Teil an den Vermittler BMW Financial Services und die angeschlossenen Händler als Vertriebsprovision geflossen sein.
Kapitalrendite von 35 Prozent
Für die Zukunft plante BMW im Jahre 2017 nur mit geringfügig höheren Schadenzahlungen an seine Kunden. Während für italienische BMW-Kunden nur ein Achtel vorgesehen war, waren es in Deutschland immerhin knapp ein Drittel der Prämien. Auch durch Sondereffekte in anderen Sparten erzielte die Captive «Bavaria Re» 2016 eine Kapitalrendite von 35 Prozent, was selbst die Geschäftsleitung des maltesischen Vehikels im Solvenzbericht «exceptionally high» nennt.
Malta gilt als steuergünstiger Standort für Captives. Zwar gilt nominell ein Körperschafts-Steuersatz von 35 Prozent, doch im Wege der Gewinnausschüttung an einen Dritten können sich Captives unter bestimmten Bedingungen 6∕7 der Steuer zurückerstatten lassen. Günstig dafür ist eine ausländische Holding-Gesellschaft, die die Anteile von maltesischen Unternehmen hält. BMW geht diesen Weg: Die BMW-Captive Bavaria Reinsurance gehört einer Holding in Malta, die wiederum im Besitz einer Gesellschaft in den Niederlanden ist, welche sich ihrerseits im Besitz einer deutschen Beteiligungsgesellschaft befindet. Durch die Verschachtelung entsteht die Möglichkeit, dass effektiv nur 5 Prozent Steuern bezahlt werden.
Den gesamten Beitrag lesen Sie in der Mai-Ausgabe der «Schweizer Versicherung».