Tragfähige Lösung für einen darbenden Mode- und Accessoire-Shop: Richemont trennt sich von Yoox Net-a-Porter (YNAP), zu dem Marken wie Net-a-Porter und Mr Porter gehören. Im Gegenzug für den Verkauf erhält der Genfer Luxusgüterkonzern Anteile vom deutschen E-Commerce-Unternehmen Mytheresa. Dies teilte Richemont am Montagmorgen mit.
Die Zukunft der bekannten, aber notorisch erfolglosen Plattform Net-a-Porter war länger ungewiss. Im vergangenen Jahr scheiterte ein geplanter Deal mit dem Richemont-Konkurrenten Farfetch. Der steckte selbst in grossen finanziellen Schwierigkeiten und musste kurzfristig vom südkoreanischen E-Commerce-Riesen Coupang übernommen werden.
Nun also hat der Verkauf des angeschlagenen Online-Modehändlers geklappt. Im Rahmen der Transaktion – bei der kein Bargeld den Besitzer wechseln wird – übernimmt Richemont einen 33-prozentigen Anteil an Mytheresa, das ebenfalls Luxusgüter online verkauft. Im Gegenzug überträgt Richemont YNAP sowie seine bestehenden Barmittel und den Zugang zu einem Kreditrahmen mit einer Laufzeit von sechs Jahren.
Richemont muss eine weitere Abschreibung von 1,3 Milliarden Euro (1,4 Milliarden Dollar) auf YNAP vornehmen, weil das Unternehmen sein Versprechen, den Online-Verkauf für den Cartier-Eigentümer zu revolutionieren, nie eingelöst hat. Die Net-a-Porter-Muttergesellschaft YNAP geriet offenbar unter Druck, weil Kundinnen und Kunden teure Waren nicht online, sondern lieber im Laden kaufen.
Im Rahmen des Deals übernimmt Mytheresa von YNAP 555 Millionen Euro in bar. Darüber hinaus gewährt Richemont Mytheresa einen revolvierenden Kredit in Höhe von 100 Millionen Euro.
Luxusbranche kriselt seit einiger Zeit
Der Verkauf von YNAP zeigt einmal mehr, in welch schwieriger Verfassung der rückläufige Online-Luxusgütermarkt derzeit steckt. Der Luxusmarkt boomte zu Corona-Zeiten, verlor aber jüngst an Schwung. Das trifft in besonderem Masse auf die Versandhändler zu.
Richemont scheint mit der Beteiligung jedoch einen Fuss im schwierigen Online-Luxusgeschäft behalten zu wollen. Das 2006 gegründete deutsche E-Commerce-Unternehmen Mytheresa gilt im Online-Luxusgütermarkt als etablierter Player und kann ein beachtliches Umsatzwachstum ausweisen. Dies trifft insbesondere auch auf den wichtigen US-amerikanischen Markt zu.
Richemont hatte YNAP im Jahr 2018 für 5,3 Milliarden Euro übernommen. Das Investment hat sich bis heute jedoch nicht ausgezahlt.