Beim Luxusgüterkonzern Richemont, zu dem Marken wie Cartier, Piaget, Montblanc und IWC gehören, kommt es zu einer Änderung im Management der Tochter Cartier. CEO Stanislas de Quercize tritt per sofort «aus persönlichen Gründen» von seinem Posten und aus der Geschäftsleitung des Mutterkonzerns zurück, wie es in einer Mitteilung vom Freitag heisst. Er bleibt dem Konzern allerdings erhalten und übernimmt die Rolle des Chairman von Richemont Frankreich. Laut Presseberichten von dieser Woche erfolgt der Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen.
Nachfolger an der Spitze der Uhrenmarke Cartier wird den Angaben zufolge Cyrille Vigneron, aktuell Präsident von LVMH Japan. Die französische LVMH ist der weltgrösste Luxusgüterkonzern. Vor seiner Zeit bei LVMH war er von 1988 bis 2013 bereits bei Richemont und arbeitete dort vor allem für Cartier. Man sei mit LVMH übereingekommen, dass er seinen Job offiziell Anfang 2016 starten könne, heisst es. In seiner neuen Rolle wird Vigneron dann auch Mitglied der Richemont-Geschäftsleitung. Und im September 2016 werde er dann vorgeschlagen zur Wahl in den Verwaltungsrat.
Starke Nachfrage nach Schmuck
Der Luxusgüterkonzern Richemont hat trotz starkem Franken und schwacher Nachfrage nach Uhren im ersten Halbjahr deutlich mehr verdient. Ein Grund ist, dass sich der Schmuck sehr gut verkaufte.
Der Konzern mit Sitz in Genf macht mittlerweile einen Drittel seines Umsatzes mit Schmuck. Dass mehr Schmuck verkauft wurde, liegt auch an den Touristen in Europa. Dank des schwachen Euros waren die Bijous für sie erschwinglicher, weshalb sie kräftig zugriffen.
Schwache Nachfrage nach Uhren
Auch die Lederwaren und Kleider des Konzerns verkauften sich gut, wenn auch nicht ganz so gut wie der Schmuck. Die Nachfrage nach Uhren war schwach, konnte aber durch die guten Verkäufe bei den andern Produkten mehr als wettgemacht werden. Der Umsatz stieg in Richemonts erstem Geschäftshalbjahr, das bis Ende September dauert, um 15 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro.
Deutlich mehr verkauft hat Richemont in den Boutiquen und im Onlinehandel. Dies liege auch daran, dass Boutiquen neu eröffnet oder renoviert wurden, schreibt Richemont in einer Mitteilung vom Freitag.
Vorsicht in Asien
Im Grosshandel hingegen wurde der Konzern weniger Waren los. Die Geschäftspartner - vor allem in Asien - seien vorsichtig, erklärt Richemont. Dort sei das Geschäftsumfeld weiterhin schwierig.
Gar nicht gut lief das Geschäft in den chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao, die eigentlich als Goldgruben für Luxusartikel-Verkäufer gelten.
Neben den konjunkturellen Problemen dürfte der Kampf der chinesischen Regierung gegen die Korruption nach wie vor einen Einfluss haben. Schmuck und teure Uhren sind in China als Geschenke für Gefälligkeiten aller Art beliebt.
Tiefere Profitabilität
Dank der höheren Verkäufe konnte Richemont auch den Betriebsgewinn steigern, trotz etwas tieferer Profitabilität. Der operative Gewinn stieg um 6 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.
Der starke Schweizer Franken hat zwar auf die Marge gedrückt. Richemont sei aber dabei, den Frankenschock zu verdauen, sagte Finanzchef Gary Saage an einer Telefonkonferenz am Freitag.
«Wir sind Schweizer und werden es auch bleiben»
Der Konzern werde weiter in der Schweiz investieren. «Wir sind Schweizer und werden es auch bleiben», sagte er. Es gebe keine Pläne, die Produktion in billigere Länder auszulagern. Er erinnerte daran, dass Cartier kürzlich in der Schweiz eine neue Produktionsanlage errichtet habe.
Unter dem Strich schreibt Richemont einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro - das sind 22 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Ein Grund ist, dass Währungsabsicherungsgeschäfte das Ergebnis weniger stark belasteten als noch in der Vorjahresperiode.
Obwohl Richemont mehr verkauft und mehr verdient hat, waren die Anleger von den vorgelegten Zahlen enttäuscht. Sie hatten offenbar mehr erwartet und verkauften die Richemont-Aktie im grossen Stil. Der Kurs sank bis 10 Uhr um über 8 Prozent.
(awp/sda/ccr)