Der Luxusgüterkonzern Richemont reagiert mit einer schrittweisen Veränderung bzw. Verjüngung der Führungsstruktur und einer Reorganisation der Verantwortlichkeiten auf die grossen Veränderungen in der Branche. Sich schnell verändernde Technologien brächten bedeutende Herausforderungen für traditionelle Geschäftsmodelle, heisst es in einer Mitteilung von Richemont zusammen mit den Halbjahres-Zahlen.
Entsprechend kommt es mittelfristig zu folgenden Abgängen: CEO Richard Lepeu wird per Ende März 2017, wenn er sein Pensionsalter erreicht hat, von seinem Posten zurücktreten. Ausserdem wird CFO Gery Saage seinen Posten per Ende Juli 2017 abgeben, um zu seiner Familie in die USA zurückzukehren. Der Verwaltungsrat habe auf diese Rücktrittswünsche entschieden, die Verantwortlichkeiten des oberen Managements zu restrukturieren, um in Zukunft schnell auf Herausforderungen des Geschäfts im generellen und in der Luxusgüterindustrie reagieren zu können.
Rupert weiterhin exekutiver VR-Präsident
Firmengründer Johann Rupert wird den Angaben zufolge derweil weiterhin als exekutiver VR-Präsident amten. Dazu werden folgende Manager von Richemont-Marken in den Verwaltungsrat aufgenommen bzw. sollen an der kommenden Generalversammlung vom September 2017 gewählt werden: Nicolas Bos (als CEO Van Cleef), Burkhart Grund, der gegenwärtig stellvertretender CFO ist und nach dem Rücktritt von Saage die volle Verantwortung für diesen Posten übernehmen wird, Georges Kern (CEO von IWC) als künftiger Verantwortlicher des Bereichs 'Watchmaking, Marketing and Digital', sowie Jérôme Lambert (CEO Montblanc) als Head of Operations.
Weitere Verwaltungsratsmitglieder könnten im Vorfeld der GV noch portiert werden, heisst es in der Mitteilung. Zurücktreten aus dem Gremium werden derweil neben dem bereits erwähnten Richard Lepeu auch noch Yves-André Istel, Bernard Fornas, Simon Murray, Norbert Platt, Lord Renwick of Clifton, Juergen Schrempp und der Duke of Wellington.
Neues internationales Beratergremium
Der Konzern will aber als Zeichen der Kontinuität im Entscheidungsprozess vom Wissen und der Erfahrung dieser Personen weiter profitieren. Die Herren Istel, Murray, Lord Renwick, Schrempp und der Duke of Wellington werden entsprechend Mitglied eines neuen internationalen Beratergremiums. Die Herren Fornas, Lepeu and Platt, zusammen mit Alain-Dominique Perrin, werden zu Beratern des Gruppenmanagements mit direkter Verbindung zum Top-Management.
Zudem werden laut Mitteilung die Herren Grund und Frank Vivier (Chief Transformation Officer) mit sofortiger Wirkung Mitglied des Gruppen-Management.
An Umsatz und Gewinn verloren
Der Luxusgüterkonzern hat im ersten Halbjahr 2016/17 (per Ende September) erwartungsgemäss an Umsatz verloren und auch weniger Gewinn erzielt. Der Umsatz sank in der Berichtswährung Euro um 13 Prozent auf 5,09 Milliarden Euro, in Lokalwährungen gerechnet waren es -12 Prozent. Die Umsatzentwicklung habe unter den schwierigen Marktkonditionen für Uhren- und Schmuckhersteller gelitten, zudem hätten auch die Rückkaufaktionen von Produkten belastet, teilte Richemont am Freitag mit.
Der Bruttogewinn sank derweil um 15 Prozent auf 3,23 Milliarden Euro und der operative Gewinn Ebit um deutliche 43 Prozent auf 798 Millionen. Daraus ergibt sich eine operative Marge von lediglich noch 16 Prozent nach 24 Prozent in der Vorjahresperiode. Unter dem Strich verbleibt ein Gewinn in Höhe von 540 Millionen (-51 Prozent).
Warnung im September
Am Markt hatte man im Vorfeld mit rückläufigen Ergebnissen gerechnet, schliesslich hatte Richemont bereits im September für die ersten fünf Monaten einen Umsatzrückgang von 14 Prozent (-13 Prozent in LW) gemeldet und gleichentags fürs Halbjahr vor einem Gewinnrückgang von rund 45 Prozent gewarnt. Dennoch wurden beim Reingewinn die Schätzungen (AWP-Konsens) von 656 Millionen relativ klar verfehlt.
Verwaltungsratspräsident Johan Rupert zeigt sich in der Mitteilung von den langfristigen Aussichten für Produkte mit hoher Qualität, insbesondere auch für Uhren und Schmuck, nach wie vor überzeugt. Zudem verfüge die Richemont-Gruppe über starke Marken und eine solide Bilanz, um den derzeit vorherrschenden Herausforderungen am Markt begegnen zu können. Zum Ausblick macht Rupert keine Angaben, auch Angaben zum Oktober-Umsatz werden keine gemacht.
(awp/sda/ccr)