Ein Kadermitarbeiter der Rimuss- und Weinkellerei Rahm hat sich kurz vor dem Auffliegen wegen Veruntreuung selbst angezeigt, berichtete die «Schaffhauser Nachrichten». Bis letzte Woche genoss der Betreffende S. in der Firma noch Unterschriftsberechtigung. Wie hoch die Schadenssumme ist, konnte Verwaltungsratspräsident Urs Iselin gegenüber der Nachrichtenagentur SDA nicht sagen: «Die Untersuchung läuft noch. Es handelt sich aber um einen grösseren Betrag.»

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S. sei eine totale Vertrauensperson gewesen, die schon lange bei Rimuss arbeitete, sagte Iselin weiter. Als die Firma sich im Jahr 2006 neu aufstellte, figurierte er in der Geschäftsleitung und war fürs Finanz- und Rechnungswesen zuständig. Rimuss verkauft jährlich rund sechs Millionen Flaschen Wein- und Traubensaftspezialitäten und beschäftigt 46 Mitarbeiter. Gegründet wurde die Firma vom umstrittenen, inzwischen verstorbenen Patron Emil Rahm. Inzwischen hat die Firma wegen den Aktivitäten von S. Anzeige erstattet und auch die Staatsanwaltschaft Schaffhausen wurde unter der Leitung von Roland Flüeler aktiv. Die Untersuchung stehe erst am Anfang, meinte er.

Furore mit Frauenfussball

Eines aber ist klar: S. ist auch Sportchef des momentan erfolgreichsten Frauen-Fussballclubs der Schweiz. Der FC Neunkirch sorgt mit seiner Frauenabteilung seit Jahren schweizweit für Furore. Rimuss ist der Hauptsponsor der erfolgreichen Damen.

2002 hatte der FC Neunkirch die Frauenmannschaft gegründet. Schon 2013 stieg die Mannschaft in die höchste Spielklasse auf und belegte sofort Rang vier. Letzte Saison wurden die Schaffhauser Vizemeister und standen im Cupfinal. Diese Saison belegt der FC Neunkirch den Spitzenrang – zwei Punkte vor dem FC Zürich.

Ärger mit Legionärinnen

S. stand in der Vergangenheit wegen seinen Fussball-Aktivitäten mit Rimuss bereits mehrfach im Fokus. Der ehemalige Leistungssportler und schnellste Schweizer Sprinter setzte mit Vorliebe College-Spielerinnen aus Kanada und den USA ein, die mit Touristen-Visa in der Schweiz Fussball spielten. 2014 bekam S. deshalb Ärger mit dem Arbeitsinspektorat - S. musste vor die Richter. Er kam um einen Schuldspruch herum, weil sein Anwalt erfolgreich argumentierte, die Profis würden keine Löhne erhalten. S. meinte damals: «Ich wollte nie gegen das Gesetz verstossen.»

Knall im Verein

2016 führte S.' Ehrgeiz für einen Knall im Verein - das Präsidium trat zurück. Im Sommer letzten Jahres kamen erstmals Spielerinnen aus Kroatien, Italien und der Slowakei nach Neunkirch - die Konkurrenz rätselte, wie dieses Geschäftsmodell finanziell aufgeht.

Die NZZ am Sonntag (NZZaS) berichtete, wer von den Spielerinnen einen Job brauche, der würde bei Rimuss eine Stelle bekommen. Sie hälfen in der Weinkellerei in der Produktion oder im Büro aus. «Die Frauen leben extrem einfach», meinte S. damals. Doch es gebe das Gerücht, dass über Rimuss Löhne für fussballerische Leistungen abgerechnet würden, schrieb die NZZaS. S. meinte darauf «Rimuss zahlt einzig den gesetzlichen Stundenlohn.» In der Heimat erzählte Captain Alyssa Lagonia der kanadischen Zeitung «The Record», sie erhalte Lohn vom Club. Das Budget des FC Neunkirch betrug gerade mal 70'000 Schweizer Franken.

Im Dorf gingen seit längerer Zeit Gerüchte um, S. hätte Gelder für die Fussballaktivitäten des FC Neunkirch abgezweigt. Eine Stellungnahme des FC Neunkirch steht zur Zeit noch aus.