Auf Plakatwänden verströmt Rivella gerne Euphorie. Nicht so bei der Präsentation der Zahlen. Da gibt sich der Getränkehersteller zugeknöpft. «Weitgehend zufrieden» sei er mit dem letzten Geschäftsjahr, sagt VR-Präsident Alexander Barth und stapelt damit tief. Denn Rivella ist 2002 kräftig gewachsen, weitaus kräftiger als die Konkurrenz. Der Umsatz erhöhte sich um 7,9% auf 151,3 Mio Fr., der Austoss um 6,8% auf 115,7 Mio Liter. Der Gesamtmarkt dagegen hat nur 2,2% zugelegt, der Süssgetränke-Bereich stagniert sogar (siehe Kasten). Rivella hat damit den Ausstoss in den letzten fünf Jahren um beinahe 30% gesteigert und seinen Marktanteil bei Süssgetränken nach eigenen Schätzungen von 12,4 auf 15,2% erhöht.

Als Gründe für das überdurchschnittliche Wachstum nennt Barth die konsequente Markenpflege, das Qualititätsbewusstsein und - für 2002 - das 50-Jahre-Firmenjubiläum. Was Rivella dabei verdient, behält das Familienunternehmen seit ein paar Jahren aus Konkurrenzgründen für sich. Branchenkenner veranschlagen den Gewinn auf 4 bis 5 Mio Fr.

*Rivella bleibt der grosse Renner*

Renner im Sortiment bleiben mit einem Ausstoss von 86 Mio Litern die Milchserumgetränke. Alle drei Farben (Rot, Blau, Grün) haben 2002 zugelegt. Auch Mivella, die Eigenmarke der Migros, sei überdurchschnittlich gewachsen, betont Firmenchef Franz Rieder, ohne jedoch Zahlen zu nennen. 12 Liter Rivella trinken Herr und Frau Schweizer inzwischen pro Jahr. Der grösste Anteil (55%) entfällt auf die Farbe Rot, Blau kommt auf 30%, Grün auf 15%.

Einen wahren Wachstumssprung machten 2002 mit 17% die Fruchtsäfte, die unter dem Namen Michel vertrieben werden. Hierfür verantwortlich sind die so genannten Functionals, Fruchtsäfte, die mit Zusatzstoffen angereichert werden. 2002 wurden erstmals mehr Functionals als traditionelle Fruchtsäfte verkauft. Im kommenden September will Rivella ein weiteres Functional-Produkt lancieren und den Markt weiter anheizen. Zum Vergleich: Vom Functional Beauty Colada, das 2002 eingeführt wurde, sind im ersten Jahr gut 5 Mio Einheiten verkauft worden.

*Wieder in die USA*

Weiterhin nicht auf Touren kommt der Getränkehersteller aus Rothrist dagegen im Ausland. Zwar werden die Süssgetränke seit letztem Jahr auch in Österreich (Vorarlberg) verkauft. Unter dem Strich verzeichnet Rivella mit exportierten 16,2 Mio Litern im Auslandgeschäft trotzdem ein Minus. Im wichtigsten Markt, den Niederlanden, seien die Geschäfte wegen schlechten Wetters letztes Jahr nicht wie gewünscht gelaufen, erklärt Rieder die Delle. In Frankreich und Luxemberg habe Rivella dagegen deutlich zugelegt - allerdings auf bescheidenem Niveau.

Die Strategie der kleinen Schritte, so umschreibt das Unternehmen seit zwei Jahren seine Auslandstrategie, soll trotzdem beibehalten werden. In diesem Jahr will Rieder mit Rivella nach Tirol vorstossen. Und einen neuen Anlauf in den USA wagen. Nachdem sich Rivella im Mai 2002 aus dem amerikanischen Markt zurückgezogen hat, sollen die Milchserum-Getränke ab September zumindest in Florida wieder erhältlich sein. Rivella wird in der Supermarktkette Publics jedoch nicht in der Getränke-Abteilung liegen, sondern im Bereich Health Food zu finden sein.

*Voll im Wellnesstrend*

Und genau hier ortet Firmenchef Rieder für seine Getränke das grösste Potenzial. Rivella enthalte 30% weniger Süssstoffe als andere Süssgetränke, erklärt er mit Blick auf die zunehmende Fettleibigkeit weiter Bevölkerungsschichten. Überhaupt: Der Wellness-Trend soll den Absatz auch dieses Jahr weiter ankurbeln. Dazu kommen neue Produkte und Verpackungen. Die Zuwachsraten des letzten Jahres werde man aber nicht erreichen, glaubt Rieder.

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