Die Zukunftsbilder der Arbeitsmarktforscher sind derzeit oft beängstigend. In diversen Studien entwickeln sie das Szenario, dass jeder zweite Job in Bälde bedroht sein wird – in den USA, der Schweiz und weltweit. Roboter werden Arbeiten übernehmen, die bisher Menschen tun, so lautet die Kernbotschaft.
In China ist diese Entwicklung bereits Realität, wie Medienberichte zeigen. An der Speerspitze der Entwicklung steht laut «South China Morning Post» ein Unternehmen, das häufig aufgrund fragwürdiger Arbeitsbedingungen in die Medien geriet: Apple-Zulieferer Foxconn.
Arbeitskosten gespart
«Die Foxconn-Fabrik hat ihre Mitarbeiterzahl von 110'000 auf 50'000 reduziert, dank der Einführung von Robotern», wird der Provinzverantwortliche Xu Yulian zitiert. Auf diese Weise habe Foxconn erfolgreich Arbeitskosten sparen können. Das Unternehmen selbst hat die Zahl auf Anfrage von handelszeitung.ch bisher nicht bestätigt.
Die betreffenden Produktionsanlagen von Foxconn befinden sich in Kunshan in der Provinz Jianshu, einem wichtigen chinesischen Industriegebiet nahe Shanghai. Die Region war die erste, so die «South China Morning Post», die ein Pro-Kopf-Einkommen von 4000 US-Dollar (rund 4000 Franken) erreicht hat. Allerdings hat 2014 eine schwere Explosion mit 146 Toten belastet. Zum Vergleich: Die Zahl der Todesopfer reicht fast an das dramatische Unglück im Hafen von Tianjin im vergangenen Sommer heran, bei dem 165 Menschen starben.
600 Millionen Franken für künstliche Intelligenz
Die Explosion zieht eine Neuorientierung nach sich. Für viele Unternehmen heisst das: Arbeitskosten sparen. Foxconn und andere Unternehmen der Provinz haben laut «South China Morning Post» umgerechnet gut 600 Millionen Franken in künstliche Intelligenz investiert. Jetzt setzt das Unternehmen drastisch auf Roboter und hat 60'000 Jobs gekürzt. Gut 600 Firmen wollen demnach gleichziehen und planen ebenfalls Kürzungen.
Auch wenn der Arbeitnehmerschutz in China in den letzten Jahren ausgebaut wurde, treffen diese Massnahmen die schwächsten Glieder in der Kette. In Kunshan leben 2,5 Millionen Menschen, zwei Drittel von ihnen sind Wanderarbeiter. Es sind diese Jobs, die leicht zu automatisieren sind.
Arbeitsmarktwandel auch in der Schweiz
Diese Gefahr sehen Analysten auch für die USA und Europa: Es sind vor allem niedrig qualifizierte Jobs mit einem hohen Routineanteil, die in den kommenden Jahren gefährdet sind. Die Autoren einer Deloitte-Studie zum Thema mahnen darum, dass aus diesem Grund Investitionen in Weiterbildung und vermehrt Umschulungen auch in der Schweiz elementar sind. Die Neuaufstellung des Arbeitsmarktes wird nicht ohne Reibungsverluste möglich sein. «Es ist ein Prozess, und ein durchaus schmerzhafter», sagte Deloitte-Partner Markus Koch kürzlich zum Thema.
Für die Schweiz sind die Experten dennoch optimistisch. «Der Bedarf an Arbeitskräften ist immer stärker gewachsen, als Jobs durch die Automatisierung ersetzt wurden», sagte Koch. Eine gesamtwirtschaftliche Kalkulation ergab, dass in der Schweiz bis 2025 netto rund 270'000 Arbeitsplätze entstehen werden, beflügelt durch technologischen Fortschritt. Allerding, so die Erwartung, werden die Jobs mehr Kreativität erfordern als auch schon.
Welche Jobs werden bald von Robotern erledigt, welche sind auch in Zukunft sicher?