So haben sich Neulinge auf dem Rohstoffmarkt den Superzyklus gewiss nicht vorgestellt. Just nachdem sich im Frühjahr viele Privatanleger im grossen Stil Zertifikate und andere Rohstoffinvestments in ihre Depots gepackt haben, sind die Kurse eingebrochen.

Der CRB-Rohstoffindex, der von Gold bis Baumwolle die 22 wichtigsten Commodities abdeckt, erlebte seit Mitte Mai den stärksten Rücksetzer seit einem Jahr. Bei einzelnen Rohstoffklassen fielen die Verluste dramatisch aus: Kupfer und Gold verloren zwischen einem Viertel und einem Fünftel, Silber brach gar um 50% ein. Auch wenn sich die Preise ein wenig erholen konnten, kommen vielen Zweifel an der Rohstoffhausse. Einige Investoren mutmassen gar, dass der Superzyklus vor allem die Erfindung findiger Marketingstrategen ist.

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Deutliche Korrelation

Die Preiskapriolen der vergangenen acht Wochen hätten mit dem chinabedingten Superzyklus nur indirekt zu tun, sagt Martin Duncan, Stratege bei JP Morgan in Sydney. «Die derzeit bestimmenden Faktoren sind die US-Leitzinsen und das Agieren der Finanzinvestoren.» Rohstoffanleger sollten nach seiner Meinung vor allem die Signale verfolgen, welche die Währungshüter aussenden.

Ein Anstieg der Zinsen geht demnach mit dem Anstieg der Notierungen einher. Das lässt sich an der historischen Kursentwicklung ablesen. Dermassen hoch ist die Korrelation, dass Zinswenden immer auch einen Wendepunkt bei den Rohstoffindizes markierten. Beispiel 1979 und 1980: Damals kam der Commodity-Boom kurz vor dem Hochpunkt des US-Leitzinszyklus zum Stillstand. Auch 1983 und 1999 erreichten die Preise für Schätze der Erde ihren Zenit kurz vor dem Punkt der stärksten geldpolitischen Verknappung.

Die Gründe liegen auf der Hand: Brummt die Konjunktur, werden Rohstoffe nachgefragt. Gleichzeitig müssen die Währungshüter an der Zinsschraube drehen, um etwaige Überhitzungserscheinungen zu verhindern. Deshalb könnte sich der Preisabschwung bei den Rohstoffen noch fortsetzen, zumal Finanzinvestoren von sinkenden Notierungen zu weiteren Verkäufen gezwungen werden könnten. Nur wenn China das hohe Wachstumstempo über Jahre aufrechterhalten kann, wären die Gesetze eines traditionellen Rohstoffzyklus durchbrochen und die Preise würden auf Jahrzehnte weiter zulegen.