Lästige Pendenz: Roland-Berger-CEO Martin Wittig.

Roland-Berger-Chef Martin Wittig wollte auf Nummer sicher gehen. So geheim war die E-Mail, die der in Herrliberg ZH lebende Deutsche in der letzten Oktoberwoche an seine rund 200 Partnerkollegen schickte, dass sie diese nur persönlich auf ihrem eigenen PC öffnen konnten. Thema des Schreibens: die Klage ehemaliger Mitarbeiter gegen das Unternehmen. Sie sei kein Grund zur Besorgnis, liess Wittig seine Kollegen wissen, ein Gutachten der weltweit tätigen Kanzlei Mayer Brown habe ihr nur wenig Erfolgschancen eingeräumt. Dennoch ist die Unruhe im Unternehmen spürbar. Der Konflikt zwischen den ehemaligen und den gegenwärtigen Partnern schwelt seit Jahren. Anfang September erreichte er seinen vorläufigen Höhepunkt, als 43 Ex-Partner beim Landgericht München Klage deponierten. Unter den Klägern sind auch ehemalige Schweizer Partner, die inzwischen bei der Konkurrenz arbeiten, aber anonym bleiben wollen. Ins Verfahren selber sind sie nicht involviert. «Wir sitzen hier und warten, dass etwas passiert», sagte einer von ihnen.

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Der Konflikt geht auf das Jahr 1998 zurück, als die Partner mit ihrem Privatvermögen für einen Kredit bürgten. Mit dem Kredit kaufte sich Roland Berger vom damaligen Mehrheitsaktionär Deutsche Bank die Eigenständigkeit zurück. Als Gegenleistung für die Bürgschaft erhielten die Partner stimmrechtslose Aktien im Wert von 237 Millionen Euro. Diese hätten 2006 ausbezahlt werden sollen, später wurde der Termin auf Ende 2011 festgelegt. Weil die Unternehmensberatung dafür bislang keine Rücklagen bildete, wie aus einer internen Meldung der Revisionsgesellschaft KPMG hervorgeht, fürchten die Ex-Partner nun um ihr Geld. Die Auszahlung ist an verschiedene Bedingungen geknüpft, die Roland Berger noch nicht erfüllt sieht.