Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» stufte im Sommer 2005 den Europa-Park in Rust unter den zehn besten Themenparks der Welt ein. Damit ist er nicht nur der einzige deutsche unter den Top 10, sondern auch das einzige inhabergeführte Familienunternehmen der Branche.
Roland Mack, der heute gemeinsam mit seinem zehn Jahre jüngeren Bruder Jürgen das Unternehmen leitet, hat 1975 beim Spatenstich des damals 160000 m2 grossen Geländes selbst in seinen kühnsten Träumen keinen so grossen Erfolg erwartet. Heute misst der Park 70 ha, mehr als 100 Fussballfelder, und zählt jährlich rund 4 Mio Besucher, darunter mehr als 800000 aus der Schweiz.
No risk, no fun
Es war eine mutige Entscheidung von Vater Franz Mack, vor 30 Jahren am gottverlassenen Standort Rust 25 Mio Mark zu riskieren. Hier sorgte im Gegensatz zu Disney Paris keine Millionenstadt für Besuchernachschub. Einige Skeptiker räumten dem Projekt denn auch keine Chance ein, doch das schreckte den inzwischen 83-jährigen Senior nicht ab. «Dazu brauchte es eine Vision und Emotionen», erklärt Roland Mack er war bei der Eröffnung erst 26 Jahre alt.
Schwierig wurde es, als der wichtigste Geschäftspartner, der das volle Risiko mittragen wollte, sechs Wochen vor der Eröffnung starb. «Da sprangen die Banken und Gastronomiepartner ab, weil sie Angst bekamen, ihr Geld zu verlieren. So haben wir beschlossen, alles selber zu machen, und das nur mit Hilfe unserer Hausbank. Und darüber sind wir heute sehr froh.»
Auch Disney-Boss Michael Eisner schaut sich das Wunder von Rust gerne mal persönlich an und schickt seine Mitarbeiter in den Europa-Park. Dazu Roland Mack selbstbewusst: «Wir haben die besseren Fahrgeschäfte als Disney und ein grösseres und besseres Angebot, das laufend erneuert wird.»
«Harmonisch» gewachsen
Im Gegensatz zu Disney Paris, das die amerikanische Firmenphilosophie nach Europa übertragen hat, hat der Europa-Park keine wirtschaftlichen Probleme. Die Besucher von Rust schätzen, dass der Park Step by Step über viele Jahre in einem alten Schlosspark mit einem natürlichen Flüsschen entstanden ist und nicht auf einem Reissbrett. «Die Amerikaner dagegen lieben das Artifizielle, das auf einen Schlag aus dem Boden gestampft wird, ein Konzept, das in Europa weniger gut ankommt.»
Roland Mack ist nicht der abgehobene, unsichtbare Manager, sondern einer, der einen engen Draht zu den Mitarbeitern hat, sei dies ein Gärtnermeister, ein Veranstaltungstechniker oder Charly, der Schweizer Clown, der zum Park gehört wie das Maskottchen Euro-Maus. Wichtig ist für Roland Mack, dass die Leidenschaft und das Engagement für den Betrieb auch von den Inhabern und deren Familien vorgelebt wird. Und so kennen ihn die Mitarbeiter und Parkbesucher: Jungenhaft geblieben, einer der gerne lacht, ein Chef, der selbstverständlich jede neue noch so verrückte Park-Attraktion selbst ausprobiert.
Die Doppelspitze des Unternehmens sieht so aus: «Meine Aufgabe ist die des Aussenministers, mein Bruder ist der Innenminister.» Roland Mack hält die Fäden in den Händen, was Neubaumassnahmen und Verbindung zum Produktionsbetrieb Mack Rides und die Kommunikation nach innen und aussen betrifft. Jürgen Mack ist zuständig für Personal und Finanzen.
Unter dieser Zweier-Geschäftsführung arbeitet eine Geschäftsleitung, besetzt mit Managern, die für ihr Budget verantwortlich sind und der Geschäftsleitung rapportieren und die Informationen in ihren Bereichen weitergeben. Es sind dies die Bereiche Hotel, Gastronomie, Park, Operations und Services, Marketing und Verkauf, Souvenirbetriebe, Nonfood, Quality-Management.
«Ich versuche, Verantwortung zu delegieren», erklärt Roland Mack. Er sei schon an einer Organisation interessiert, die im Tagesgeschäft auch ohne ihn funktioniert. Auf seine Mitarbeiter kann er sich verlassen und daher auch spontan mal ins Auto steigen und losfahren «und der Laden läuft trotzdem».
Kernkompetenz ausbauen
Was ihn auf die Palme bringen kann, ist, wenn Mitarbeiter die Arbeit oberflächlich machen und ihm keine sachkundigen Argumente liefern. Daher liest er sich in alle Vorgänge hinein, weil ihm die eigene Kernkompetenz wichtig ist. Dabei schätzt er auch die Vorteile des Familienbetriebes: «Man kennt sich, hat kurze Wege. Ein Familienbetrieb kann letztlich auch viel schlanker arbeiten. Das fängt schon beim Vier-Augen-Prinzip an. Wenn wir ein börsennotiertes Unternehmen wären, bräuchten wir für viele Positionen eine zusätzliche Abfederung in Form einer weiteren Person.»
Also steht kein Börsengang bevor? «Ich würde mich nie als Vorsitzender einer börsennotierten Gesellschaft sehen», wehrt er ab. «Für mich gibt es nur zwei Gründe für einen Börsengang: Wenn wir die durchschnittliche Investitionssumme, die zum Erhalt eines Unternehmens nötig ist, nicht mit Hausbanken oder Eigenkapital aufbringen können, dann bleibt einem wohl keine Wahl. Der andere Grund wäre, wenn man Kasse machen will. Beide Probleme stellen sich für uns nicht.»
Ob ihm die Entwicklung des Europa-Parks nicht manchmal Angst gemacht hat? Die wachsende Fläche, stets neue Investitionen, ein Mitarbeiterstab von einst 50 und inzwischen fast 3000 Menschen, für die er auch Verantwortung trägt? «Angst? Nein, denn wenn ich Angst hätte, wäre ich ein schlechter Unternehmer. Ein Unternehmer heisst deshalb so, weil er etwas unternimmt, weil er entscheidet, ohne alle Antworten zu kennen.»
In den Startlöchern für die nächste Generation stehen bereits die beiden Söhne Michael (27) mit abgeschlossenem trinationalem BWL-Studium und Thomas (25), der nach abgeschlossenem BWL-Studium die Hotelfachschule in Luzern besucht. Von Nesthäkchen Ann-Kathrin (16) wird man wohl noch hören. Dass die beiden Söhne in die Firma einsteigen werden, ist keine Frage: Roland Mack: «Sie können es sich anders gar nicht vorstellen.»
Roland Macks
Führungsprinzipien
1. Die vier «M»: Man muss Menschen mögen.
2. Vertrauen in Mitarbeiter setzen.
3. Visionen und Leidenschaft einbringen.
4. Teamarbeit betreiben, um das Wir-Gefühl zu stärken.
5. Wer nichts riskiert, kann nicht mal mehr verlieren.
Zur Person
Roland Mack wurde am 12. Oktober 1949 in Freiburg geboren. Studium an der Technischen Universität Karlsruhe mit Abschluss als Diplomingenieur, Fachrichtung Allgemeiner Maschinenbau. Praktika in der Karussell- und Fahrzeugbaufirma Heinrich Mack GmbH und in den USA. Zusatzausbildung zum Schweissfachingenieur, danach leitender Schweissfachingenieur bei Mack.
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Zahlen und Fakten zum Europa-Park Rust: Vom Wagenbauer zum Globalplayer
Gründung 1975 durch die Familie Mack. Der Park diente zunächst bloss als «Schaufenster» für die hauseigenen Produkte von Mack Rides, Waldkirch. Diese Firma besteht schon in der achten Generation. Sie betätigte sich zuerst als Wagenbauer, später als Ausstatter von Schaustellern. Mit Zirkuswagen und Fahrgeschäften, vor allem Karussells und Achterbahnen, wurde sie Branchenleader auch im Weltmarkt. Der Globalplayer im Markt für stationäre Fahrgeschäfte beliefert Freizeitparks, u.a. Disney.
Marktführer der deutschen Themenparks, grösster saisonaler Freizeitpark weltweit mit 3,9 Mio Besuchern 2005 und rund 355000 Übernachtungen in den Erlebnishotels 2005 (Auslastung über 90%).
Gesamtbettenzahl im Resort: 4128 (mit Tipi-Dorf und Caravanplatz).
Über 100 Attraktionen und Shows, Restaurants und Kioske, Kunsthandwerke und Showstätten.
Rund 3000 Mitarbeiter, davon etwa 600 Teilzeit.
Umsatz: Geschätzte 200 Mio Euro.
Investitionsvolumen seit Gründung: Etwa 430 Mio Euro.