Selbst in weniger «uhrigen» Zeiten könnten die Dinge relativ einfach sein. Wenn, ja wenn man einen traditionsreichen, international höchst renommierten Namen besässe, dazu eine Stiftung als Eignerin und eine über Jahrzehnte hinweg bewährte Uhrenkollektion. Dann könnte man den Lauf der chronometrischen Geschehnisse gelassen betrachten. Relativ gelassen jedenfalls. Auf Shareholder value sowie Gewinnmaximierung bedachte Aktionäre existierten nicht. Und um ein tragfähiges Kundenpotenzial müsste man sich keine allzu grossen Gedanken machen.
Das gibt es nicht? Doch! In zwei Jahren wird sie 100 Jahre alt, die grosse alte Dame im internationalen Uhrengeschäft. Ins Leben gerufen von einem Bayern. Keinem Uhrenfachmann, sondern einem echten Marketinggenie, das Grosses mit Vision und Intuition vollbrachte. Einem Mann, welcher eine Uhrenmarke gründete, die, gäbe es sie nicht seit einem knappen Jahrhundert, schleunigst erfunden werden müsste: Rolex.
Die Namensgebung war ein toller Wurf
Das Geniale begann in der Tat bereits mit der Namensgebung. Fünf Buchstaben, knapp, prägnant, in allen Weltsprachen leicht aussprechbar und nur schwerlich zu verballhornen. Allein das muss Hans Wilsdorf, dem kreativen Bayern, erst einmal jemand nachmachen. Dazu uhrmacherische Grosstaten wie massenhafte Chronometer-Präzision, wasserdichte Oyster-Schalen, ein Rotoraufzug, der die Mitbewerber über Jahrzehnte in Schach hielt und Bestseller wie Submariner oder Datejust hervorbrachte, um nur einige zu nennen.
Die besten Ideen, wusste seine Witwe beim Gespräch in der mit Chinoiserien reich bestückten Wohnung am Genfer Quai Wilson zu berichten, kamen Hans Wilsdorf bei der mehrstündigen Morgentoilette im Bad. Dort ersann er beispielsweise das lupenbewehrte Uhrenglas, weil die Gattin schlecht sah und das Datum dennoch gut ablesen können sollte.
Ein Philanthrop war er obendrein. Sonst hätte der kinderlose Patron seine Aktien an der Montres Rolex S.A. nicht auf die Hans-Wilsdorf-Stiftung übertragen. Selbst für die Verteilung der Dividenden erliess er 1945 genaue Vorschriften. Ganz im Sinne seiner Ehefrau May fliessen erhebliche finanzielle Mittel wohltätigen Zwecken zu. Zuwendungen erhalten auch die Uhrmacherschule, die Akademie der Schönen Künste, die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität, alle in Genf beheimatet, sowie das Schweizerische Uhren-Forschungs-Labor in Neuenburg.
Grösster Goldverarbeiter in der Schweiz
Genug des Lobes für Hans Wilsdorf. Seine Nachfolger an der Spitze der Montres Rolex S.A. verstanden und verstehen es nicht minder trefflich, den grössten industriellen Goldverarbeiter der Schweiz durch mehr oder minder schwere Gewässer zu steuern. André Heiniger, der 1960 das Ruder in die Hand nahm, und sein Sohn Patrick machten Rolex zu einem Globalplayer in Sachen Uhren, der in der Tat seinesgleichen sucht. Schätzungsweise 750000 Uhren per annum und ein Jahresumsatz von knapp 3 Mrd Fr., dazu eine Fertigungstiefe von etwa 95%, das muss den Genfern und ihrem Bieler Partner, der Manufacture des Montres Rolex S.A., erst einmal jemand nachmachen.
Auch der Branchenprimus spürt die Nachfragekrise
Nun wäre es vermessen zu glauben, die gegenwärtige Marktberuhigung ginge an der Marke mit der Krone spurlos vorbei. Konjunkturelle Verwerfungen rund um den Globus, die Lungenkrankheit Sars, Terrorismusgefahr, kriegerische Auseinandersetzungen im Mittleren Osten und ein Abflauen des beispiellosen Uhrenbooms treffen auch den Giganten. Von Januar bis September 2003 brachen die Schweizer Exporte von Golduhren im Vergleich zur Vorjahresperiode wertmässig um 10,9% ein. Die Stückzahlen gaben um 8,4% nach.
Da bleibt selbstverständlich auch der Stückzahl-Primus Rolex nicht gänzlich ungeschoren. Doch im Gegensatz zu Mega-Tankern auf den Weiten des Ozeans reagiert der Uhrengigant vergleichsweise rasch. Statt goldenen Chronometern gibt es nun verstärkt stählerne. Weil die Nachfrage bei den Sportmodellen ungebrochen ist, weil die klassische Submariner und die Yachtmaster auch weiterhin nicht in Schaufenstern und Ladentheken dümpeln, können die meisten Händler den Rolex-Umsatz auf diese Weise halten.
Doch damit nicht genug: Nur eine Marke wie diese kann es bringen, zum 50. Geburtstag der legendären Submariner eine Jubiläumsversion mit grüner Lünette zu lancieren, dafür knapp 500 Euro mehr zu verlangen und dennoch Wartelisten zu generieren. Im Internet werden die grün gerandeten Taucheruhren mittlerweile für stolze 7000 Euro offeriert. «Wir überlegen uns bei jedem einlaufenden Exemplar ganz genau, an wen wir es geben», berichtet Gianfranco Ritschel, Einkaufschef bei Juwelier Bucherer, dem grössten eidgenössischen Rolex-Kunden. Damit hat die Genfer Manufaktur neben dem stählernen Daytona-Chronographen ein zweites Eisen im Feuer, welches den Namen immer wieder ins Gedächtnis ruft und in die Gazetten bringt.
Tudor
Die «Rolex für den Einsteiger»
Der Tanker Rolex bewegt sich mit Tempo vorwärts, Innovationen und Investitionen werden nicht als Konsequenz der lahmenden Nachfrage nach Uhren zurückgefahren. Vor wenigen Tagen wurde beispielsweise ein Neubau am Produktionsstandort in Biel eingeweiht.
Was der Marke mit der Krone im Moment entgegenkommt: Rolex versteht es, sich nicht allein auf die kaufkraftkräftigsten Klassen auszurichten. Denn es gibt auch sie, die «Rolex für den Einsteiger» oder den kleinen Mann, Tudor genannt. Seit 1945 fristete sie im Konzern eher ein Nischendasein. Doch das soll sich künftig ändern.
Bei der Princess Date Hydronaut fürs zarte Geschlecht wird Manufakturarbeit gross geschrieben. Und zwar in Form des eigenen Automatik-Kalibers T 8000. Entsprechendes für Herren wird in absehbarer Zeit, womöglich schon 2004, folgen.
Auf die Frage, warum die Damen bei Tudor vor den Herren kamen, gibt es gleich zwei plausible Antworten: «Ladies first» lautet ein altbewährter Höflichkeitsgrundsatz. Zum anderen ist es leichter, perfekt Funktionierendes zu vergrössern als zu verkleinern.
Kompromisse, dafür bürgt die image- und qualitätsbewusste Mutter, wird es auch bei Tudor niemals geben. Das gilt auch für Zifferblätter, Zeiger, Gehäuse und Bänder. Ausserdem befindet sich bei der Tudor-Kollektion einiges in der Pipeline. Und das kann sich wahrlich sehen lassen. (glb)
Submariner
Der Unterwasser-Klassiker feiert seinen 50. Geburtstag
Ihren weltweiten Erfolg verdankt die Submariner von Rolex ihrer absoluten Widerstandsfähigkeit und Zuverlässigkeit in allen Situationen. In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde ihre Wasserdichtheit mehrfach bei spektakulären Tauchgängen unter Beweis gestellt, und die beiden angesehenen Schweizer Forscher Auguste und Jacques Piccard trugen über einen Zeitraum von nahezu einem ganzen Jahrzehnt bei ihren Expeditionen im Mittelmeer und im Pazifik eine Submariner. Was vorangegangene Qualitätskontrollen und Testverfahren im Prüflabor zuvor schon eindrucksvoll belegten: In den Tiefen des Ozeans wurden auch die letzten Zweifel an Widerstandsfähigkeit und Zuverlässigkeit beseitigt.
Die Submariner ist eine vielseitige Taucheruhr für den maritimen Einsatz, ein Massstab für hervorragende Zeitmessung und klassisches Design.
Die Submariner ist erhältlich in Edelstahl, Rolesor (einer Kombination aus Stahl und Gold) sowie in 18 Karat Gold. In der Ausführung aus Edelstahl ist die Submariner auch ohne Datumsanzeige erhältlich. Das Oysterband mit Fliplock-Sicherheitsverschluss lässt sich dank integrierter Verlängerungsglieder auch über dünne Taucheranzüge ziehen.
1953 wird die Submariner als erste Armbanduhr für Taucher entwickelt; sie ist bis zu 100 m Tiefe wasserdicht und die erste Taucheruhr mit drehbarer Lünette.
1954 betrug die garantierte Wasserdichtheit der Submariner bereits 200 m.
1959 nimmt Rolex wichtige optische und funktionelle Veränderungen am Design der Submariner vor, einschliesslich eines zusätzlichen Flankenschutzes an der Krone. Der Durchmesser der Armbanduhr wird von 36 auf 40 mm vergrössert und sie erhält ihr unverwechselbares Aussehen: Ein schwarzes Zifferblatt mit graduierter Lünette. Die Submariner wird zum Synonym der Taucheruhr.
1969 bringt Rolex die Submariner mit Datumsanzeige sowie eine Modellvariante in 18 Karat Gold auf den Markt.
1979 ersetzt Saphirglas das für die Submariner verwendete Plexiglas. Sie ist nun bis 300 m Tiefe wasserdicht.
1983 ergänzt Rolex die Kollektion durch ein Modell der Submariner aus Rolesor, einer Kombination aus Stahl und Gold.
2003 feiert Rolex das 50-Jahr-Jubiläum der Submariner und setzt einen neuen Akzent: Das Jubiläumsmodell der Submariner erscheint mit grüner Lünette. (mk)