Wenn er etwas gefragt wird, sagt er erst einmal «senti» und beginnt dann gestikulierend zu erzählen. Meist blickt er neugierig und hört still zu. Manchmal wirkt er ein wenig abwesend und zerstreut. Ein lernbeflissener Manager sei er, sagt einer, der ihn kennt. Romano Spadaro ist nicht leicht zu fassen. Italienische Begeisterungsfähigkeit, Schweizer Beharrlichkeit und zwinglianisches Arbeitsethos finden sich in ihm. Mit dieser Kombination hat der 55-jährige Manager, Betriebswirt mit HSG-Abschluss, während gut dreier Jahre in Deutschland still und unbemerkt einen zweifachen Turnaround realisiert, einen persönlichen und einen unternehmerischen. Doch der Reihe nach:

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Iveco (Industrial Vehicles Corporations) heisst das Nutzfahrzeugunternehmen, in dem Spadaro seit 2001 als Vorstand Vertrieb, Marketing und Kommunikation der Iveco Magirus AG arbeitet und das zu 100 Prozent der Fiat in Turin gehört. Der Zürcher führt die Geschäfte in den drei Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz, wobei dem deutschen Markt als wichtigstem in Europa seine grösste Aufmerksamkeit gilt. Meist ist er in einem unspektakulären Bürohaus in Unterschleissheim vor den Toren Münchens anzutreffen, wo er sich sein bescheidenes Hauptquartier eingerichtet hat. 24 Prozent des europäischen Nutzfahrzeugmarktes entfallen auf Deutschland. Spadaro will sich sein Kuchenstück sichern und hat drei Jahre lang umstrukturiert, das Händlernetz gestrafft, die Hälfte aller Filialen geschlossen, neue Verkaufsphilosophien eingeführt und bereits in seinen ersten drei Monaten ein eigenes Team um sich geschart, seine «squadra», wie er sie nennt.

Die positiven Auswirkungen dürften dieses Jahr erstmals zu spüren sein. Nachdem Iveco sich in den letzten Jahren vor allem durch einen halsbrecherischen Preiskampf mit der grossen Konkurrenz Daimler-Chrysler, MAN oder Volvo beinahe selber aus dem Markt manövriert hat, sind die neusten Zahlen bei den Auftragseingängen viel versprechend. Die Auguren hatten Anfang Jahr dem Nutzfahrzeugmarkt in den drei Spadaro-Ländern lediglich Wachstumszahlen von 5 Prozent bei den leichten Nutzfahrzeugen, 9 Prozent im mittleren Segment und 19 Prozent bei den schweren Brummern prophezeit.

Spadaros Werte liegen nach elf Monaten des Jahres klar darüber: Um 15 Prozent, 28 Prozent und sagenhafte 55 Prozent habe Iveco in den angesprochenen Segmenten zugelegt, sagt Spadaro. Kein Wunder, spricht der Chef von 2500 Angestellten, der jährlich rund 750 Millionen Euro umsetzt, heute erstmals wieder von einem Personalausbau und stellt soeben neue Verkäufer ein. Dies, nachdem er in drei Jahren 15 Prozent der Belegschaft abgebaut hat.

Die neusten Zahlen werden dem Turiner Hauptquartier nicht verborgen bleiben. Der straff führende Iveco-CEO, der Spanier José Maria Alapont, muss gute Zahlen an die Fiat-Zentrale rapportieren, denn dort benötigt CEO Sergio Marchionne seinerseits gute Berichte. Noch immer kränkelt Fiats Autosparte. Marchionne wird den Freiraum zu schätzen wissen, den ihm Alapont mit seinem total rund 9,2 Milliarden Euro grossen Nutzfahrzeuggeschäft liefert. Dieser wiederum verlässt sich auf Spadaro und weiss mit seiner eigenen deutschen Vorgeschichte (bei Ford) um die Wichtigkeit seines Mitstreiters. Es würde überraschen, würde Romano Spadaros Karriere dereinst in Unterschleissheim enden.

Persönlich hat Spadaro den Turnaround geschafft, weil er nach einer zuletzt mit wenig Lob überschütteten Präsidentschaft beim Fussballclub Grasshoppers Zürich und dem damit einhergehenden sozialen Prestigeverlust die Beine wieder auf den Boden gebracht hat. Der Sohn des 1989 verstorbenen Gemüsehändlers Ermanno Spadaro war 1998 nach verschiedenen Champions-League-Abenteuern bei GC nicht mehr erwünscht und hinterliess einen zu teuren Apparat. Der jüngste von drei Spadaro-Brüdern (Vittorio und Luciano sind in Zürich in ihres Vaters Spadaro & Co. tätig) stieg vollständig aus und liess sich nicht mehr auf den Fussballplätzen des Landes blicken. Sein Comeback in diesem Jahr als Zuschauer im Stadion Hardturm darf als Ausdruck der wiedergefundenen inneren Stärke gedeutet werden.