Der 41-jährige Zürcher Francesco Rossi entwirft leidenschaftlich gerne Taschen. Grosse Taschen, kleine Taschen, Taschen für die Reise, solche für den Sport, das Geschäft, die Freizeit. So unterschiedlich der Verwendungszweck der Tragbehältnisse und Accessoires (Brieftaschen, Beautytaschen, CD-Hüllen usw.), so breit ist auch die Palette an Farben, in denen die Rossi-Kollektionen letztendlich daherkommen. Sie reicht von Weiss über Orange, Beige und Lindengrün bis hin zum klassischen Schwarz.

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Eines allerdings ist den rund 30 Modellen bei aller Diversifikation gemein: Praktisch müssen sie sein, mit Fächern versehen und strapazierfähig. «Wer Rossi trägt, der ist praxisorientiert und signalisiert Ordentlichkeit», ist sich der Designer und Geschäftsinhaber sicher.

Stets aufwärts

Die Erfolgsgeschichte des Labels Rossi nimmt ihren Anfang zu Beginn der 90er Jahre, als beim gelernten Hochbauzeichner und damaligen Couturier der Auftrag eines Freundes einging, für Velokuriere doch eine geeignete Transporttasche zu entwerfen. Rossi griff zu Stift und Schere, zeichnete, pröbelte und übertrug das Schnittmuster schliesslich auf eine Bootsplane. Allerdings: Die Erfindung schlug nicht alleine bei den Velokurieren ein. «Immer mehr Bekannte fuhren auf die -Taschen ab, Boutiquen nahmen sie in ihre Auslage, und so produzierte ich bald ausschliesslich Taschen für den Normalverbraucher.»

2000 eröffnete Rossi beim «Odeon» am Zürcher Bellevue seinen ersten Laden (ohne Geld von der Bank), zwei Jahre später folgte bereits der Schritt ins Ausland, nach Berlin Mitte, wo unweit der Hackeschen Höfe ein Shop eingeweiht werden konnte. Im selben Jahr auch öffnete der nunmehrige Flagship-Store am Rennweg in Zürich seine Pforten, und gleichzeitig warb die Expo.02 indirekt für das Label, indem sie ihre Mitarbeiter mit Rossi-Taschen ausstattete. «Es ist steil aufwärts gegangen», nickt Francesco Rossi zufrieden, «haben wir am Anfang pro Monat 1000 Taschen verkauft, sind es heute locker 2000 Stück.»

Insgesamt wandern Rossi-Artikel an über 90 Verkaufspunkten über den Ladentisch. Daraus resultierte im vergangenen Jahr ein Umsatz von 5 Mio Fr. Zudem produziert das Unternehmen, das seine Erzeugnisse in Portugal nähen lässt, unter dem Namen «io» auch für Warenhausketten und Grossverteiler.

Ein A4-Blatt als Erfüllung

Eine konkrete Zielkundschaft will Franceso Rossi nicht benennen. Aufgefallen aber sei ihm, dass anfänglich vor allem junge Szenegängerinnen seine Taschen mit sich geführt hätten, heute allerdings es auch deren Mütter seien, die ihr Hab und Gut in den Staufächern der aus Nylon oder Kunstleder gefertigten Taschen versorgen würden. «Ich bin aber davon überzeugt, dass wir sämtliche Altersklassen mit unseren Produkten ansprechen», bemerkt der Designer, der sowohl für Damen wie für Herren entsprechende Modelle entwirft.

Inskünftig soll denn auch die Kaste derer vermehrt angesprochen werden, die von Berufes wegen auf eine edle Verpackung ihrer Arbeitsutensilien angewiesen ist. Bereits ist eine edle Lederkollektion ausgearbeitet, die im April auf den Markt kommen wird. Für Rossi auch ein Schritt zurück zu seinen Wurzeln: «Denn als Couturier habe ich früher sehr viel mit diesem äusserst interessanten Material gearbeitet.»

Ein Produkt im Minimum entwirft Francesco Rossi pro Woche, sei es nun eine neue Tasche, ein Portemonnaie oder ein Etui. Macht gut 50 Neuheiten pro Jahr, von denen nach meist sechsmonatiger Testphase etwa ein gutes Dutzend den Weg ins Verkaufsregal findet.

Und woran orientiert sich der Tragbeutel-Designer? An der Konkurrenz? An allgemeinen Modetrends? «Ein weisses Blatt Papier, auf dem ich einfach draufloszeichnen kann, das ist mir das Liebste», verrät er. Im Hinterkopf immer die Anforderungen an das Endprodukt, die er oftmals im Freundeskreis erfragt: Was steckt ein Architekt in seine Tasche, was ein Fotograf, was die PR-Fachfrau, die junge Mutter all das fliesst ein in die Überlegungen des 41-jährigen Designers.

Dieser im Übrigen sieht sich eher in der Rolle des Kreativen als in jener des Geschäftsführers. Wenngleich die ökonomische Verantwortung mit jedem neuen Laden und weitere solche sollen demnächst auch im Ausland eröffnet werden wächst. Sein grösster Traum sei es, dereinst die geschäftlichen Belange abtreten zu können und wieder vollumfänglich zu zeichnen, zu kreieren und Ideen umzusetzen. In seinem Atelier über ein Stück Papier gebückt. Signor Rossi und das Glück: Es hat das Format A4.