Trotz Rekordumsatz hat der staatliche Rüstungs- und Industriekonzern Ruag im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinnrückgang erlitten und damit die Erwartungen des Bundesrates verfehlt. Die Ruag hatte Probleme, die Bestellungsflut von Airbus zu bewältigen.
Nun muss die Ruag die Sparte Flugzeugteilebau restrukturieren und gleichzeitig die vom Bundesrat verordnete Aufteilung des Konzerns in einen internationalen und einen Schweizer Teil vornehmen. Dies sorgt für happige Zusatzkosten, die den Gewinn im laufenden Jahr weiter nach unten treiben werden.
Alleine im laufenden Jahr 2019 kämen zusätzliche Kosten von rund 50 Millionen Franken für die Aufspaltung und Entflechtung der Ruag hinzu, sagte Konzernchef Urs Breitmeier am Donnerstag am Rande der Bilanzmedienkonferenz in Zürich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. "50 Millionen Franken können wir nicht einfach so kompensieren."
Der Betriebsgewinn EBIT dürfte damit unter die Marke von 100 Millionen Franken sinken. Der Reingewinn werde deutlich tiefer ausfallen als 2018.
Gewinn enttäuscht
Dabei hatte die Ruag bereits im vergangenen Jahr enttäuschend wenig verdient, obwohl das Unternehmen den Umsatz um 2,2 Prozent auf den neuen Rekord von 2,0 Milliarden Franken steigern konnte. Der Betriebsgewinn (EBIT) fiel um knapp 11 Prozent auf 106 Millionen Franken. Noch stärker sackte der Reingewinn ab, der um knapp 18 Prozent auf 74 Millionen Franken einknickte.
Damit sei man gar nicht zufrieden, gestand Breitmeier vor den Medien ein. "Mit einer EBIT-Marge von 5,3 Prozent haben wir unsere eigenen Rentabilitätsziele verfehlt."
Ins gleiche Horn stiess der Bundesrat: Die Profitabilität liege unter dem Zielband von 6 bis 8 Prozent, das die Landesregierung festgelegt habe, schrieb das Verteidigungsdepartement VBS in einem Communiqué.
Um die Vorgaben des Bundesrates zu erreichen, hätte die Ruag im vergangenen Jahr einen Betriebsgewinn von 120 bis 160 Millionen Franken erzielen müssen. Das wäre eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr, als die Ruag einen EBIT von 119 Millionen Franken eingefahren hatte.
Auftragsflut macht Probleme
Schuld an der Talfahrt des Gewinns sei der Flugzeugstrukturbau, sagte Breitmeier. Man habe Probleme bekommen, die ständig steigenden Bestellungen von Airbus zu bewältigen. "Wir müssen die Auslieferungen ständig erhöhen."
Der Ausbau der Produktionskapazitäten und die Verzögerungen beim neuen Werk in Ungarn hätten die Kosten hochgetrieben. Die Flugzeugstruktursparte rutschte mit einem Betriebsverlust von 14 Millionen Franken als einzige Division in die roten Zahlen. Im Vorjahr hatte sie noch einen operativen Gewinn von 8 Millionen Franken erzielt.
Zudem seien eine Reihe von einmaligen Kosten angefallen. So habe die Schliessung der Flugzeugwartungen am Flughafen Bern-Belp als Folge des Konkurses der Airline Skywork 4 Millionen Franken verschlungen. Und die Einstellung gewisser Jagd- und Sportpatronen hätten in der Munitionssparte mit 7 Millionen Franken zu Buche geschlagen. Ohne diese Straffung des Produkteportfolios wäre der EBIT der Munitionsdivision in etwa stabil geblieben.
Trump-Effekt bei Munitionsverkäufen
Allerdings litt die Munitionssparte immer noch unter dem Trump-Effekt. Die Amerikaner hatten vor der letzten Präsidentenwahl Hamsterkäufe an Munition getätigt, weil sie mit einem Erfolg von Hillary Clinton und einer Verschärfung der Waffengesetze gerechnet hatten.
Nun sitzen die Amerikaner immer noch auf einem Haufen Munition, weshalb die US-Hersteller ihre Patronen in Europa loszuschlagen versuchen. Die Preise für Jagd- und Sportmunition seien im Keller, sagte Breitmeier.
Auf der anderen Seite sei das Geschäft mit Munition für Behörden sehr erfolgreich. Die Kapazitäten sein voll ausgelastet. Man habe von Grossaufträgen der Schweizer und der österreichischen Armee profitiert. Zudem würden auch die Nato-Staaten wie Deutschland ihre Munitionsbestände aufstocken.
Steigern konnten sich dagegen die Raumfahrtsparte, wo die Ruag Verkleidungen von Raketen herstellt, die Satelliten in den Orbit transportieren. Auch die Verteidigungsparte konnte den Gewinn erheblich verbessern.
Wende braucht Zeit
Nun will Ruag die Wende im Flugzeugstrukturbau schaffen. "Wir haben im letzten Jahr ein Turnaroundprogramm aufgesetzt", sagte Finanzchef Urs Kiener. Das werde aber etwas Geduld brauchen, bis die operativen Leistungen der Vorjahre wieder erreicht würden. Auch der Bundesrat fordert eine Verbesserung der Profitabilität.
Im laufenden Jahr dürfte der Flugzeugteilebau allerdings noch Verluste produzieren. Breitmeier rechnet erst 2020 mit einer Rückkehr der Sparte in die Gewinnzone.
(awp/tdr)