Im Familienstreit über die Zukunft des weltumspannenden Firmenimperiums von Medienmogul Rupert Murdoch (93) hat der milliardenschwere Geschäftsmann Berichten zufolge einen Rückschlag erlitten. Ein Nachlassgutachter im US-Bundesstaat Nevada wies demnach Murdochs Vorhaben zurück, seinem ältesten Sohn Lachlan (53) die alleinige Kontrolle über das weitläufige Firmengeflecht mit dem rechtskonservativen US-Sender Fox News und dem in mehreren Ländern agierenden Verlag News Corp. zu übertragen. Seine Empfehlung an das zuständige Nachlassgericht ist zwar nicht bindend, aber eine wichtige Zwischenetappe in dem komplizierten Rechtsstreit.
Die «New York Times» zitierte aus dem 96-seitigen Schreiben des Gutachters, in dem eine Strukturreform der Familienstiftung zugunsten Lachlan Murdochs als unzulässig eingestuft wird – ein Erfolg für dessen Geschwister James, Elisabeth und Prudence, die sich gegen das Vorhaben des alternden Familienpatriarchen Rupert Murdoch stemmen, ihnen faktisch das Stimmrecht zu entziehen – und damit die konservative Ausrichtung des Medienimperiums auch nach seinem Tod abzusichern. Während die drei Kinder sich durch das Gutachten bestätigt fühlen, sagte ein Anwalt ihres Vaters und Bruders der «New York Times», seine Mandanten seien enttäuscht und würden den Rechtsstreit weiterführen.
Rupert Murdoch hatte die Leitung der Fox-Gruppe und des Verlags News Corp., zu dem neben Klatschblättern auch renommiertere Titel wie das amerikanische «Wall Street Journal» und die britische «Times» gehören, schon im vergangenen Jahr an seinen Sohn Lachlan übergeben. Dieser gilt als stramm rechtskonservativ, während etwa sein Bruder James liberalere Ansichten vertritt. Unberührt vom Beschluss über den Chefposten blieben die Entscheidungsbefugnisse innerhalb der federführenden Familienstiftung, über die nun gestritten wird. Bislang sind die vier Geschwister hier gleichberechtigt.
Rupert Murdoch wurde 1931 in Melbourne geboren und fing bereits im Alter von 22 Jahren an, mit einer Zeitung in seinem Heimatland Australien das Fundament für sein später globales Medienimperium zu legen. Über die Jahrzehnte baute er sein Portfolio vor allem in den USA und Grossbritannien aus und setzte mit Boulevardblättern kompromisslos auf Sensationsjournalismus und rechte Meinungsmache. Viele sehen ihn deshalb als politische Reizfigur und Wegbereiter für den Siegeszug von Populisten wie Donald Trump. Dessen früherer US-Justizminister William Barr vertritt nun Murdochs Interessen innerhalb der Familienstiftung.
Murdochs enge Beziehungen zur Macht und sein Geschick, die politische Elite für seine Interessen einzuspannen, sind legendär. Inzwischen hat sich der Medientycoon, der 1985 die US-Staatsbürgerschaft annahm, weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
(awp/spi)