Dinge, die eigentlich gar kein Mensch braucht. Und die trotzdem ganz viele Menschen haben wollen: Davon leben Anbieter aus der Welt der Deko- und Wohnaccessoires-Szene. Eine Solarleuchte oder eine Teetasse mit keckem Aufdruck. Duftkerzen, Outdoor-Laternen, Kissen, Kleinmöbel – eben all das, was dem Daheim einen etwas lieblicheren, verspielteren und individuelleren Anstrich gibt.

Die entsprechenden Retailformate findet man quasi an jeder Shoppingstrasse und an jedem grösseren Bahnhof, sie laufen unter Bezeichnungen wie Deko-Laden, Klimbim-Boutique oder – im hiesigen Diminutiv – Sache-Sächeli-Laden.

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Der Sache-Sächeli-Zunft ging es schon besser. Der finale Beweis dafür kommt dieser Tage aus Deutschland. Dort muss die Möbel- und Deko-Kette Depot Insolvenz beantragen. Die einstige Migros-Tochter, vom orangen Riesen unter grossen Verlusten wieder abgestossen, ist ausgepowert. Offenbar noch nicht in der Schweiz, doch auch hier sind die Zeiten härter geworden.

Temu wird stärker reguliert – doch das reicht nicht

Was setzt der Sache-Sächeli-Zunft, egal ob kleinzellig oder in länderübergreifenden Ketten organisiert, derart zu? Mehr als eine gewisse Konsummüdigkeit oder inflationäre Tendenzen sind es wohl aggressive Händler aus Übersee. Genauer gesagt: Online-Rabattschleudern wie die chinesische Shopping-App Temu. Dort gibt es die gleichen chinesischen Artikel wie bei Depot & Co – einfach zu einem sehr viel tieferen Preis. Eine Solarleuchte made in China für 49.95 Franken im Deko-Laden oder eine gleichwertig erscheinende Solarleuchte made in China für 11.95 Franken bei Temu – das Preisargument spricht hier natürlich stark für den chinesischen Überflieger.

Wer seine Deko-Läden nicht charmant kuratiert, sondern lieblos mit chinesischer Dutzendware bestückt und jedes persönliche Engagement vermissen lässt, hat im Preiskampf schlechte Karten. Wer es hingegen schafft, seine Sache-Sächeli gekonnt im Laden zu inszenieren und einen Kult um seine Produkte aufzubauen, oder Sortimente bietet, die es sonst nirgendwo gibt, sticht aus der Masse heraus. Auch deshalb, weil sich das Sortiment nicht vergleichen lässt – und damit weniger in den Strudel des Preiskampfes gerät.

So, wie es aussieht, könnten Anbieter wie Temu in naher Zukunft stärker reglementiert oder zumindest kontrolliert werden. Etwa bezüglich Mehrwertsteuer-Regime, Produktestandards oder der Rabattmanipulation.

Für schlingernde Anbieter wie Depot klingt das wie ein Set an guten Nachrichten. Aber darauf verlassen oder gar auf bessere Zeiten warten sollten sie nicht. Sondern heute schon daran arbeiten, ihr Reich aus Sache-Sächeli attraktiver zu gestalten. Jene Dinge, die kein Mensch braucht, besser auswählen. Und damit begehrenswerter zu machen.