Die Privatbank J. Safra Sarasin hat in einem Rechtsstreit in Dubai eine Niederlage erlitten: Die Bank muss Schadenersatz für finanzielle Verluste in Folge von fehlgeschlagenen Anlagen zahlen. Damit kann das Geldhaus nun aber eine alte Geschichte ad acta legen.
Das Gericht des Dubai International Financial Centre (DIFC) hat entschieden, dass Safra Sarasin und ihr ehemaliges Dubai-Joint-Venture Sarasin-Alpen Middle East Limited haftbar sind für die finanziellen Verluste, die die Familie Al Khorafi in Folge des Verkaufs strukturierter Anlageprodukte eingefahren hat.
Erfolgloser Einspruch
Das Gericht hat einen Einspruch der beiden Banken gegen das Haftungsurteil der Vorinstanz abgelehnt. Das teilte die Anwaltskanzlei der gegnerischen Partei, der Familie Al Khorafi, am Mittwoch mit.
Die Rede ist von 10 Millionen Dollar an eigentlichem Schaden und 25 Millionen für Schäden im Zusammenhang mit der Finanzierung. Über diesen erstinstanzlich festgelegten Betrag wird das Gericht aber erst in einem separaten Berufungsverfahren entscheiden, das noch hängig ist. Der Verkauf der Anlagen im Gegenwert von 200 Millionen US-Dollar fand zwischen Ende 2007 und Anfang 2008 statt.
«Irreführende Verkäufe»
Laut der Mitteilung der Kläger handelt es sich um den «grössten Fall von irreführenden Verkäufen von Finanzprodukten, den es in der Region des Golfkooperationsrats jemals gegeben hat.»
Das Urteil zur Frage, ob die Banken haftbar sind, ist rechtskräftig, wie Safra-Sarasin-Anwalt, Flavio Romerio von der Zürcher Kanzlei Homburger am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur sda bestätigte.
Bank haftet solidarisch
Laut dem erstinstanzlichen Urteil muss die Schweizer Bank solidarisch mit ihrem ehemaligen Joint-Venture 35 Millionen Dollar Schadenersatz bezahlen. Die ehemalige Dubai-Tochter Safra-Alpen muss zusätzlich 35 Millionen Busse bezahlen.
Diesen Betrag hat sie allerdings noch nicht bei der Gerichtskasse hinterlegt, weshalb die Kläger nun weitere rechtliche Schritte gegen das Institut unternehmen wollen.
Altlast aus Rabobank-Zeiten
Den Anteil, den Safra Sarasin zahlen musste, hat die Bank bereits bei der Gerichtskasse hinterlegt, wie es das Recht in Dubai vorsieht. Bestenfalls kann Safra Sarasin nun noch hoffen, einen Teil des bezahlten Schadenersatzes wieder zurückzuerhalten.
Die Geschichte ist damit für die Bank Safra Sarasin abgeschlossen, wie Romerio sagt. Es handle sich um eine alte Geschichte, als Sarasin noch der niederländischen Rabobank gehörte.
Probleme auch in Deutschland
Sarasin-Alpen war ein Gemeinschaftsunternehmen mit Alpen Capital, einem Finanzinstitut aus Dubai. Heute hält Safra Sarasin keine Anteile mehr an der Bank, die ihre Geschäftstätigkeit aufgegeben hat und sich in Liquidation befindet.
Der Rechtsstreit war nicht die einzige Altlast, die Safra Sarasin aus den Rabobank-Zeiten geerbt hat. So wurde in Deutschland wegen unsauberen Steuerdeals, den sogenannten Cum-Ex-Geschäfte, gegen Vize-Chef Eric Sarasin Bank ermittelt. Sarasin trat im Zuge der Affäre zurück. Das Verfahren wurde im Januar eingestellt.
(sda/mbü/ama)