Als Salesforce-Chef Marc Benioff im Dezember 2020 die Übernahme von Slack für 28 Milliarden Dollar verkündete, sprach er von einer perfekten Symbiose der beiden Unternehmen.
Mit der Akquisition will er die hauseigenen Anwendungen, allen voran das Flaggschiff Tool für die Erfassung und Verwaltung von Kundeninformationen (CRM), verknüpfen und die Kommunikation der Kunden untereinander stärken. Etwas, was dem Unternehmen aus eigener Kraft nicht gelungen ist.
Der hauseigene Messagingdienst Chatter erreichte nie die hohen Erwartungen, so dass die Weiterentwicklung mehr oder weniger eingestellt wurde. Gemeinsam, so das Ziel von Benioff, wollen Salesforce und Slack dem Rivalen Microsoft mit seinem Messaging Tool Teams unter Druck setzen.
Teams gewann während der Coronakrise zunehmend an Bedeutung bei der Kommunikation seiner Anwender und steigerte so die Identifikation der Anwender mit dem Softwarepaket von Microsoft.
Christos Maloussis ist Market Analyst und Premium Client Manager bei der IG Bank.
Anleger reagieren verstimmt
Die Anleger und Analysten bewerten die Akquisition jedoch kurzfristig und weniger visionär als der Firmengründer. Aufgrund des hohen Kaufpreises und wegen der Befürchtung die Übernahme könnte die Profitabilität des Unternehmens schwächen, reagierte der Aktienkurs nervös.
Direkt nach der Ankündigung fielen die Anteilsscheine von Salesforce um gut 12 Prozent. Zwar konnte sich der Aktienkurs seither wieder auf das Ausgangsniveau erholen, doch legten die Aktien von Hauptkonkurrent Microsoft in der gleichen Zeit um 20 Prozent zu.
Wie kurzfristig die Sichtweise am Aktienmarkt ist, zeigte sich Ende Mai bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen. Nachdem Salesforce mitteilte, dass der Umsatz stärker als von Analysten erwartet gestiegen ist, schossen die Aktien um mehr als 8 Prozent in die Höhe.
Seitdem Salesforce im Jahr 2004 an die Börse ging, schaffte es Visionär Benioff, eine jährliche Traumrendite von 26 Prozent zu erzielen. Es steht also ausser Frage, dass der Chef von Salesforce die Fähigkeit und das Gespür besitzt, einen notwendigen Deal zu erkennen, um das Unternehmen weiterhin auf Wachstumskurs zu halten.
Das vergangene Rekordquartal unterstrich dies eindrucksvoll. Im Gegensatz zu den kurzfristig denkenden Aktionären, sieht Benioff die Notwendigkeit, seine Kunden mit einem Messenger Dienst zu verbinden und somit die Kundenbindung zum eigenen Produkt zu stärken.
Etwas, was bereits Bloomberg vor gut 20 Jahren erkannte und den damaligen Platzhirschen bei den Finanzinformationsdienstleistern Reuters nachhaltig Kunden weglockte.
Der Blick auf die Charts
Charttechnisch haben sich die Signale positiv umgekehrt. Nachdem der Kursrückgang im März die 50 Prozent-Fibonacci-Marke erreichte, stabilisierte sich der Kursverlauf von Salesforce. Beflügelt von den positiven Quartalszahlen brach die Aktie aus der Flaggenformation im Aufwärtstrend nach oben aus und setzte ein Trendumkehrsignal.
Eine weitere Bestätigung für eine Rückkehr in den Aufwärtstrend bietet der MACD Indikator aufgrund der Überkreuzung der Signal-Linie durch die MACD-Linie. Bleibt das Marktumfeld weiterhin positiv, dürfte die Aktie etappenweise das Allzeithoch bei 284,50 Dollar (orange) anvisieren. Die Widerstände, die es auf dem Weg zu überwinden gilt, liegen bei 251 (pink) respektive 270 Dollar (blau), wie die Grafik unten zeigt.