Salt dürfe und werde nun Vorladungen an Liberty Global, den Schwesterkonzern Liberty Media, sowie Verwaltungsratspräsident John Malone und Konzernchef Michael Fries schicken. Diese so erlangten Informationen könne Salt in einem ausländischen Verfahren verwenden, hiess es weiter. Letzte Woche hatte der drittgrösste Mobilfunkanbieter der Schweiz angekündigt, rechtliche Schritte gegen die geplante Übernahme von Sunrise durch Liberty Global zu erwägen.
Glasfaserausbau auf Eis
Hintergrund ist der zwischen Salt und Sunrise vereinbarte gemeinsame Ausbau von Glasfaseranschlüssen. Beide hatten Mitte Mai das Gemeinschaftsunternehmen Swiss Open Fiber gegründet, um in den nächsten fünf bis sieben Jahren 1,5 Millionen neue Glasfaserleitungen in die Haushalte (FTTH) zu legen. Insgesamt sollten 3 Milliarden Franken in den Ausbau investiert werden.
Seit der Ankündigung der Übernahme von Sunrise durch Liberty Global vor drei Wochen liegt das Projekt allerdings auf Eis. Durch den Deal habe sich die Ausgangslage fundamental geändert, hatte Sunrise-Chef André Krause vergangenen Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP erklärt.
Deshalb werde erst nach dem Abschluss der Milliardentransaktion die Situation analysiert und entschieden, wie es mit dem Gemeinschaftsunternehmen weitergehen werde.
Verfahren in der Schweiz
Salt veröffentlichte gleichentags ein Communiqué, wonach die Übernahme von Sunrise vertragliche Vereinbarungen verletze, die beide bei Swiss Open Fiber eingegangen seien. Die einstimmige Genehmigung des Deals durch den Sunrise-Verwaltungsrat und die unwiderrufliche Verpflichtung von Grossaktionär Freenet, seine 24,4 Prozent-Beteiligung an Sunrise an Liberty zu verkaufen, hätten "bereits erheblichen Wert für Salt und seine Aktionäre vernichtet", schrieb Salt. Deshalb erwäge man, ein Verfahren in der Schweiz einzuleiten.
Sunrise bestätigte vergangene Woche, ein entsprechendes Schreiben von Salt erhalten zu haben, und wies die Vorwürfe zurück: Gemäss den Abmachungen mit Salt stehe es beiden Parteien frei, die Gespräche bezüglich des Projekts jederzeit zu beenden, erklärte der zweitgrösste Schweizer Telekomkonzern.
Salt lehnte offenbar Kauf durch Liberty ab
Zum Hintergrund der Geschichte schrieb die NZZ am Dienstag, dass Liberty Global nach dem Scheitern der Übernahme von Tochter UPC durch Sunrise im vergangenen Jahr, Salt kaufen wollte. Salt-Besitzer Xavier Niel habe allerdings abgelehnt mit der Begründung, dass die Vereinbarung zwischen Salt und Sunrise zum Glasfaserbau Fusions- und Übernahmegespräche für eine gewisse Zeit untersagt habe.
Salt sperrte sich gegen Vertragsverhandlungen mit Liberty Global – um eine Vereinbarung mit Sunrise nicht zu verletzen. Mehr dazu hier.
Sunrise habe dagegen verstossen, als die Firma das Kaufangebot von Liberty Global angenommen habe. Dadurch sei Salt ein Schaden in Milliardenhöhe entstanden, schrieb die NZZ. Man wolle deshalb eine Zivilklage beim Zürcher Handelsgericht einreichen. Zu diesem Zweck wolle Salt an die Informationen von Liberty Global gelangen.
(awp/tdr)