Mit dem Galaxy Fold zeigte Samsung auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona im Frühjahr als erster Hersteller überhaupt ein Smartphone mit faltbarem Bildschirm. Inzwischen hat der Konzern ausgewählten US-Journalisten und vielen Influencern in Europa und USA das Gerät für erste Tests geschickt und hoffte kurz vor dem Marktstart auf positive Berichte und schöne Bilder in sozialen Medien. Doch dieser Versuch lief gründlich schief.
Diverse Tester veröffentlichen derzeit Berichte und Bilder des Telefons, denen zufolge der Bildschirm bereits nach wenigen Stunden im Faltalltagseinsatz den Geist aufgibt und auf einer Seite nur noch Flackerbilder oder Schwarz anzeigt. Als einer der ersten Nutzer zeigte Steve Kovach vom Sender CNBC Bilder seines Fold-Handys mit halbschwarzem Screen, ähnliche Berichte von «The Verge» und Bloomberg folgten.
Auch YouTube-Influencer stellten Bilder von Geräten mit defekten Bildschirmscharnieren ins Netz. Augenscheinlich hat das Telefon noch technische Schwächen. Neben Bildschirmausfällen beklagten die Tester eine sichtbare Knicklinie auf dem Display des Gerätes. Samsung will das Galaxy Fold am 26. April zum Startpreis von 1980 Dollar in den USA auf den Markt bringen, in Europa soll es ab Mai für 2000 Euro in die Läden kommen. Damit ist das Gerät mit dem Riesenbildschirm Samsungs mit Abstand teuerstes Smartphone.
Samsung verteidigt die Ausfälle
Doch nach den desaströsen Resultaten der Beta-Tests sollte sich der Smartphone-Marktführer aus Südkorea noch einmal überlegen, ob der Starttermin überhaupt zu halten ist. In einem ersten Statement gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte Samsung, man habe vereinzelte Berichte über Ausfälle erhalten und wolle die betroffenen Testgeräte nun eingehend prüfen. Der Marktstart jedoch solle nicht verschoben werden.
Samsung verteidigte die Ausfälle damit, dass einige Tester eine Schutzfolie vom Bildschirm entfernt hätten, die nicht abgezogen werden darf, weil sie die flexible Oberfläche permanent schützen soll. Doch CNBC erklärte, dass ihr Testgerät auch mit der Folie den Bildschirmdefekt aufwies.
Für Samsung sind die negativen Berichte aus den USA so kurz vor dem Marktstart ein echtes Problem: Seit einigen Tagen nimmt der Konzern Vorbestellungen für sein neues Flaggschiff entgegen, aktuell ist die erste Tranche bereits ausverkauft. Samsung plant aktuell, mindestens eine Million Galaxy-Fold-Geräte zu bauen, insgesamt produziert der Konzern knapp 300 Millionen Smartphones pro Jahr.
Huawei wickelt Bildschirm um die Aussenseite
Sollte der Konzern den Start dennoch verschieben, verliert das Gerät nicht nur seinen Startvorteil – viele Konsumenten könnten durch die augenscheinlichen Probleme generell vom Kauf eines Faltgerätes der ersten Generation abgeschreckt werden. Andererseits wäre ein Rückruf eines solchen Flaggschiffgerätes, wie zuletzt beim «Feuer-Smartphone Note 7», noch schlimmer für den Ruf der Marke.
Diverse Analysten hatten bereits vor dem Marktstart vor einem allzu ambitionierten Projekt gewarnt, niemand wisse bislang genau, wie gut der Bildschirm dem stressigen Alltag eines Smartphones standhalte. Zudem falte Samsung seinen Bildschirm nach innen, wodurch ein besonders enger, für das Material strapaziöser Knick entstehe. Konkurrent Huawei dagegen wickelt den Bildschirm um die Außenseite seines Faltmodells und schafft so eine Kurve mit größerem Knickradius.
Europäische Journalisten konnten das Gerät bislang nicht ausgiebig unabhängig testen, stattdessen hatte der Konzern zu einem kontrollierten, wenige Stunden langen «Hands-on»-Test nach London eingeladen. «Welt» hatte sich auch aus Umweltschutzgründen gegen die Teilnahme entschieden.
Dieser Artikel ist unter dem Titel «Samsungs Falt-Handy versagt bei ersten Tests» zuerst in der Welt erschienen.