Sandoz, die Generikatochter von Novartis, schlägt in Japan zu. Das Unternehmen kauft für 400 Millionen Dollar das Japan-Geschäft des südafrikanischen Generikaherstellers Aspen. Aspen vertreibt in Japan rund 20 Produkte und erzielt damit einen Jahresumsatz von knapp 150 Millionen Franken.
Doch es geht nicht nur um die Produkte von Aspen. Mit der Übernahme verschafft sich die Novartis-Tochter auch einen besseren Zugang zum Verkaufskanal über die japanischen Krankenhäuser. Sandoz habe eine "gute gefüllte Pipeline mit festen, oral einzunehmenden Präparaten für den Krankenhausbereich, die wir in Japan in Zukunft auf den Markt bringen wollen", schreibt ein Sprecher auf Anfrage. Die gute Position von Aspen im japanischen Krankenhauskanal könne dafür hilfreich sein.
Es geht um mehr als um Produkte
Zudem dürfte sich die Übernahme mit Blick auf den Rollout der Biosmiliars im Bereich Onkologie im drittgrössten Generikamarkt der Welt als hilfreich erweisen. Krebs-Biosmiliars werden wie ihre Pendants bei den Originalprodukten hauptsächlich in Krankenhäusern abgesetzt. Die Übernahme vervollständige das breite Portfolio und die Pipeline von Sandoz bei Spital-Generika und Biosimilars mit einer Verkaufsorganisation und einer medizinischen Organisation, heisst es dazu in der Mitteilung.
«Die Übernahme der Aktivitäten von Aspen in Japan wird unsere Position in diesem Land signifikant stärken, einem stabilen, aber wachsenden Generikamarkt», wird Sandoz-Chef Richard Saynor zitiert. Zur Zeit vermarket Sandoz ein Biosimilar in Japan in Partnerschaft mit Kyowa Hakko. Über den Stand in Sachen Biosimilars in Japan könne er nichts sagen, sagte der Sprecher.
Sandoz ist weltweit führend bei der Herstellung von Nachahmerprodukten für Biologika, der sogenannten Biosmilars; viele biologisch hergestellte Medikamente, darunter führende Produkte von Roche, werden ihren Patentschutz in den kommenden Jahren verlieren oder haben ihn schon verloren. Das Geschäft mit Biosmiliars gilt als komplexer und margenstärker als das insbesondere in den USA, dem weltweit grössten Generikamarkt, je nach Wirkstoff extrem kompetitive Geschäft mit chemischen Nachahmerprodukten.
Erster Schachzug des neuen Generika-Chefs Richard Saynor
Die Übernahme zählt zu den grösseren Übernahmen von Sandoz der vergangenen Jahre. Zudem ist sie der erste grosse Schachzug des neuen Spartenchefs Richard Saynor, der im Juli die Nachfolge des im Frühling abrupt ausgeschiedenen Richard Francis übernahm. Saynor kam von der britischen GSK, wo er als Senior Vice President für klassische Produkte und kommerzielle und digitale Plattformen zuständig war.
Der Move des neuen Sandoz-Dirigenten steht ganz im Zeichen des Ziels "das Geschäft im wettbewerbsintensiven internationalen Generikamarkt noch erfolgreicher zu gestalten", wie das Unternehmen auf Anfrage schreibt. Zudem soll Sandoz innerhalb des Novartis-Konzerns "autonomer aufgestellt und zu einer selbstständigen Einheit innerhalb des Konzerns ausgebildet" werden.
Mit Blick auf die Diskussion über einen Spin-Off von Sandoz, wie sie seit der erfolgreichen Abspaltung von Alcon immer wieder aufploppt, kann die Übernahme in Japan beides bedeuten: dass der Konzern seine Tochter fit für den Verkauf macht oder dass er sie, im Gegenteil, noch länger bei sich im Hause behalten wird.
Gewiss, die Agenda erinnert an Alcon; auch das Geschäft mit Kontaktlinsen und augenchirurgischen Instrumenten wurde zuerst konzernintern auf eigene Füsse gestellt und solide positioniert, bevor es erfolgreich an die Börse gebracht wurde. Das kann, muss aber nicht heissen, dass sich Novartis auch noch von Sandoz trennen wird. Denn anders als bei Alcon geht es bei den Generika um Medikamente, das Hauptgeschäft von Novartis.