Die SBB hat den Startschuss für das grösste Modernisierungsprojekt in der Geschichte der Fernverkehrsflotte gegeben. Bis 2024 sollen sämtliche 341 doppelstöckigen Intercity-Fahrzeuge komplett renoviert werden, wie SBB-Sprecherin Franziska Frey gegenüber der «Handelszeitung» bestätigt. Zu den Kosten will sie sich «zum jetzigen Zeitpunkt» nicht äussern. Branchenkenner schätzen den Aufwand auf mehrere hundert Millionen Franken.

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Sitze, Türen, Fenster, Lack, Toiletten: Nichts bleibt unberührt. Augenfälligste Neuerung ist die «Businesszone». In den Wagen der ersten Klasse plant die SBB den Bau von 40 rollenden Konferenzzimmern. Statt der üblichen Vierer- und Zweierabteile soll ein langer Konferenztisch für Geschäftsatmosphäre sorgen. Das bedingt einen Eingriff in Kabine, Boden und Fahrzeugstruktur.

Neues Polster

In der 2. Klasse werden sämtliche Sitze mit einem neuen Polster und neuen Bezügen ausgestattet. Vorbild sind die 2 Milliarden Franken teuren Bombardier-Züge, die ab 2017 auf der Ost-West-Achse rollen sollen. Die eckigen Seitenwandtische und die Ausklapptische in den Armlehnen werden ausgetauscht. Die runden Lounge-Tische im Obergeschoss des Doppelstockwagens haben ausgedient. Die Trennwand zwischen ehemaligem Raucher-Nichtraucher-Abteil wird entfallen, der gesamte Fahrgastraum auf LED-Licht umgerüstet. Eine Brandmeldeanlage soll vor Feuer warnen, es gibt zusätzliche Feuerlöscher.

Selbst die Toiletten werden zur Bauzone. Die Rasiersteckdose wird in allen WCs zurückgebaut. Neu sind 80 Wickeltische. Geplant ist der Einbau von Desinfektionsmittelspendern und einem leistungsstärkeren Händetrockner. Das heute gängige Bedienpanel muss umgebaut werden, um den Bedürfnissen von behinderten Personen gerecht zu werden. Sämtliche Behinderten-WCs erhalten eine Notruftaste. Die Wand wird mit einer neuen Folie verklebt.

Projekt unter Pilloud

Das Grossprojekt gehört in den Aufgabenbereich von Jeannine Pilloud. Die Chefin der Division Personenverkehr hat bereits ähnliche Vorhaben gemanagt. So die Modernisierung der einstöckigen ICN-Flotte oder der Zürcher Doppelstock-Pendelzüge.

Noch ausstehend ist die finanzielle Freigabe durch den Verwaltungsrat der SBB. Diese soll im Frühjahr 2017 erfolgen. Danach beginnen die Beschaffung der Neuteile und die Fertigung von Prototypen. 2019 sollen die Serienarbeiten starten. Voraussichtlich im Industriewerk in Olten.

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