Seit Freitag verkauft die SBB an ihren Billetautomaten auch Bitcoins. Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt, das vorerst während zwei Jahren läuft. Die SBB wollen ermitteln, ob ein Markt für derartige Finanzdienstleistungen existiert, begründet Sprecher Reto Schärli die Kryptowährungsoffensive im Video (siehe oben).
Das neue Angebot entstand in Zusammenarbeit mit dem Zuger Unternehmen Sweepay. Pro Tag können maximal 500 Franken in Bitcoins gewechselt werden, die Jahreslimite liegt bei 5000 Franken. Die Transaktionsgebühr beträgt 6 Prozent. Voraussetzung ist eine Schweizer Handynummer und eine Bitcoin-App, um die Währung auf dem Handy zu speichern. Die Schweizer Handynummer ist Pflicht, um den Vorgaben der Finma zum Geldwechselgeschäft zu genügen.
Kritik an Bitcoin-Offensive
Das Vorhaben stösst zuweilen auf Unverständnis. SIX-Innovationschef Matthias Müller kritisiert die SBB in einem Linkedin-Artikel für ihr Engagement. Müller stört sich daran, dass ein Staatsunternehmen wie die SBB eine Währung forciert, deren Ziel es sei, das aktuelle Finanzsystem zu ersetzen.
«Die Schweizer Wirtschaft and das Volk werden leichtfertig als Versuchskaninchen für den Roll-out einer virtuellen Währung benutzt», schreibt der SIX-Manager. Der Ruf der Schweiz und des Finanzplatzes würden aufs Spiel gesetzt.
Bitcoin mit Image-Problem
Die SIX ist derzeit selber daran, Alternativen zum heutigen Transaktionssystem aufzubauen und setzt ihrerseits auf Blockchain-Technologie. Für ein Pilot-Projekt hat die SIX vor kurzem die US-Starbankerin Blythe Masters mit ihrer Firma Digital Asset an Bord geholt.
Zurückhaltung zeigte jüngst der Zürcher Stadtrat. Während es in Zug möglich ist, mit Bitcoin zu bezahlen, hat sich die Limmatstadt dagegen ausgesprochen. Die links-grün dominierte Exekutive begründete die Zurückhaltung mit den «grossen Unsicherheiten». Kryptowährungen gelten zwar als fälschungssicher, seien jedoch IT-abhängig und liessen viele Fragen offen.
Versuchslabor Billettautomat
Die Bitcoin-Offensive der Bundesbahn hat System. Die Billettautomaten werden zusehends zu Mutlifunktionsautomaten. So kann man damit über Western Union Bargeld sicher versenden, man kann Handy-Guthaben aufladen und Internet-Zahlkarten kaufen.
Demnächst testet die SBB auch Videochat am Billettautomaten. Das soll das Personal am Schalter entlasten.
(ise)