Auf dem Netz der SBB verkehren im Durchschnitt jeden Tag drei Züge ohne funktionierendes System zur Vermeidung von Kollisionen. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hervor.
«Die Zahl hat uns schon ein wenig überrascht», sagte Michael Müller, Mediensprecher des Bundesamts für Verkehr (BAV), am Freitag der «Tagesschau» von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Wichtig sei, dass die Branche und das Bundesamt das Problem erkannt hätten und die Vorschriften nun angepasst würden. Der Bericht der Sust war am Donnerstag publiziert worden und ist auf deren Website abrufbar.
Die sogenannte Zugbeeinflussung bremst den Zug automatisch ab, sobald er ein Signal überfährt, das eine Warnung anzeigt. Damit kommt er spätestens vor dem Signal, das «Halt» zeigt, zum Stehen.
Unfall in Zollikofen
Der Untersuchungsbericht der Sust betrifft einen Unfall in Zollikofen BE Anfang Juni 2022. Dabei fuhr eine Lokomotive der BLS auf einen stehenden Bauzug auf. Gemäss Sust war die Zugbeeinflussung der Lokomotive ausgeschaltet. Dies, weil sie zuvor mehrmals ohne erkennbaren Grund Bremsungen eingeleitet habe. Der Lokführer überfuhr gemäss dem Bericht vor der Kollision zwei Signale.
Die BLS hat auf die Befunde reagiert. Neu müsse in solchen Fällen ein zweiter Lokführer aufgeboten werden, sagte Mediensprecherin Tamara Troxler der «Tagesschau». Zudem dürfe nur noch mit stark reduzierter Geschwindigkeit und möglichst nur für kurze Zeit weitergefahren werden.
Auch die SBB haben Massnahmen ergriffen, wie Sprecherin Sabrina Schellenberg gegenüber SRF sagte. Wenn das System ausfalle, müsse eine zweite Person in den Führerstand kommen. Man setze sich dafür ein, dass es bald eine Regelung gebe, die schweizweit für alle Bahnunternehmen gelte. (sda/ise)