«Einmal in den fünften Stock und eine Pizza Salami» – so oder so ähnlich könnte es künftig in Fahrstühlen zugehen, wenn eine neue Generation von Aufzügen den Dienst antritt. Hersteller wie Thyssenkrupp, Schindler oder Kone aus Finnland arbeiten an neuen Techniken, die ihnen in dem Milliardenmarkt neue Anteile sichern sollen.
Eine einfache Fahrt nach oben oder unten ist dabei nicht mehr genug. Warum sollte man nicht dabei auch gleich ein Essen bestellen oder den Einkauf erledigen können, sagt etwa Schindler-Chef Thomas Oetterli.
Millionen Fahrgäste
Wer in den Aufzug einsteigt, könnte sich mit seinem Handy in das Kommunikationsnetz des Fahrstuhls einloggen, erklärt Oetterli. Er könne so seine Wohnung aufschliessen, Essen bestellen oder eine Reise buchen, die auf einem Bildschirm im Aufzug angeboten wird. Auch die Sicherheit könne durch eine Verbindung des Handys mit dem Aufzug erhöht werden, indem etwa der Weg vom Parkplatz oder einer dunklen Tiefgarage bis zum Fahrstuhl online überwacht werde.
Auch wenn dies den Kunden nur wenig kosten würde, wäre dies bei Millionen Aufzugsnutzern pro Tag ein interessantes Geschäftsmodell. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach «intelligenten Aufzügen» in den kommenden Jahren deutlich steigen wird. In den vergangenen 150 Jahren hatte sich an den Basisfunktionen der Anlagen hingegen nur wenig getan.
AUFZÜGE VON THYSSEN FAHREN OHNE SEILE – UND AUCH SEITWÄRTS
Die Zukunft hat schon begonnen. So produzieren die Aufzüge des 178 Meter hohen Gebäudes des Schweizer Pharmaherstellers Roche in Basel beim Bremsen Strom, der in das Netz des Gebäudes eingespeist wird. Energieeinsparung ist aber nur ein Thema.
Thyssenkrupp will den Platzbedarf von Aufzügen in den Gebäuden verringern. Der Konzern hat 40 Millionen Euro in einen Testturm im baden-württembergischen Rottweil investiert. Drei der zwölf Schächte in dem 246 Meter hohen Turm sollen zu Tests für das Mehrkabinen-Aufzugssystem Multi genutzt werden, berichtet der Chef der Aufzugssparte, Andreas Schierenbeck. Der Antrieb dieser Aufzüge basiere auf der Technik der Magnetschwebebahn. Seile würden nicht mehr benötigt. Es könnten mehrere Kabinen platzsparend in einem Schacht bewegt werden. Zudem lasse sich der Aufzug sowohl seitwärts als auch ohne Limit in die Höhe bewegen. Dadurch könnte der Platzbedarf für Aufzüge in den Gebäuden um 40 Prozent verringert werden.
Zusammenarbeit mit Partnern
Auch in der Wartung sollen moderne Zeiten Einzug halten. Wenn die Türen langsamer als gewohnt öffnen – etwa 1,2 Sekunden statt 1,0 Sekunden – soll das System ein Textnachricht an einen Techniker schicken. Fehler könnten so frühzeitig erkannt werden, ehe sie zu einem grösseren Problem werden.
Schindler arbeitet bei der vorausschauenden Wartung mit General Electric zusammen, Kone mit IBM und Thyssenkrupp mit Microsoft. Ziel sei, die Ausfallzeiten zu verringern, erläutert Thyssenkrupp-Manager Schierenbeck. Im Schnitt fielen Aufzüge vier- bis sechsmal pro Jahr aus. «Das hört sich zwar nicht viel an. Wenn aber mein Auto so oft ausfiele, würde ich mir wohl ein anderes besorgen.»
(reuters/jfr)