Neuer Tiefschlag für die Baselworld, der bis 2019 grössten und wichtigsten Uhrenmesse der Welt: Die beiden prestigeträchtigsten Marken der Schweizer Uhrenindustrie – Rolex und Patek Philippe – verlassen die Baselworld. Auch die Rolex-Schwestermarke Tudor sowie Chanel und Chopard werden nicht mehr in Basel ausstellen. Das teilten die Unternehmen gemeinsam mit.
Stattdessen planen die fünf Marken in der Genfer Palexpo einen neuen Uhrensalon. Er soll gemeinsam mit der Fondation de la Haute Horlogerie (FHH) veranstaltet werden. Die FHH war bisher Ausrichterin des Genfer Uhrensalons (SIHH). Der Salon heisst neu «Watches & Wonders» und wird in der ganzen Stadt Genf stattfinden, konkret im April 2021. Die neue Messe von Rolex, Patek und Co. soll an den gleichen Daten durchgeführt werden wie «Watches & Wonders».
Wie die neue Messe heissen soll, ist noch offen.
Dass Rolex und Co. der Baselworld den Rücken kehren, dürfte für die Basler Ausstellung das Ende bedeuten. Die Abkehr von der Uhrenmesse sei die Folge «mehrerer nicht abgesprochener und einseitiger Entscheide», welche die Direktion des Messebetreibers MCH gefällt habe.
Die neue Ausstellung auf dem Palexpo-Gelände solle den beteiligten Marken «la meilleure plateforme professionnelle possible» garantieren, so die Mitteilung. Andere Marken sollen sich auch beteiligen können. Die Messe richte sich an Händler, Medien und wichtige Kunden.
«La confiance n’est plus là»
«Wir haben seit 1939 an der Baselworld mitgemacht», sagt Jean-Frédéric Dufour, Generaldirektor von Rolex. «Leider gab es Entwicklungen dieser Veranstaltung und Entscheide der MCH Group, und trotz unserer Zuneigung zu dieser Uhrenmesse haben wir uns zum Rückzug entschlossen.» Der neue Salon in Genf werde es Rolex erlauben, die Neuigkeiten «selon nos besoins et nos attentes» zu präsentieren.
Auch Patek-Philippe-Präsident Thierry Stern spielte auf die lange gemeinsame Vergangenheit mit der Baselworld an – um dann aber zu bemerken: «Heute ist Patek Philippe nicht mehr im Einklang mit der Vision der Baselworld. Es gab zu viele Diskussionen und ungelöste Probleme. Das Vertrauen ist nicht mehr da.»
Für kleinere Unternehmen wie zum Beispiel Nomos, Junghans oder Sinn, aber auch für viele kleine Schweizer Marken wie die Zürcher Maurice de Mauriac ist der Schritt der grossen Genfer Marken ebenfalls ein Problem. Sie stellen zwar schöne Uhren her, dürften aber nicht als Haute Horlogerie akzeptiert werden. Entsprechend müssen sie wohl auf die Münchner Uhrenmesse Inhorgenta ausweichen oder sich neu organisieren.
Alle Marken der Swatch Group – darunter Omega, Longines und Tissot – sowie Breitling haben sich bereits früher entschieden, nicht mehr an der Baselworld teilzunehmen.
(rap/spm)