La Brévine zittert. Nicht wegen der Kälte, die ist man im Neuenburger Jura gewohnt. Nein, das Dorf zittert um seinen letzten Bankomaten, wie die CH-Media-Zeitungen berichten. Die Raiffeisen, als letzte Betreiberin im Ort, hat offenbar keine Lust mehr auf das Gerät. Zu oft wurden zuletzt in der Gegend Geldautomaten gesprengt. Doch ohne Bargeld drohe das Dorf auszusterben, wird nun moniert.

Echt jetzt? Das erinnert ein wenig an die Diskussionen um die Poststellen. Nur weil diese einst das Zentrum des Dorflebens waren – was sich junge Leute kaum noch vorstellen können –, heisst es doch nicht, dass das für immer so bleiben muss. Und gleich ist es mit dem Bargeld.

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Auch ich bin noch mit Sackgeld in Noten und Münzen aufgewachsen. Was das Geld angeht, bin ich ein Digital Immigrant. Und doch habe ich kein Verständnis für die Bargeldnostalgie, die in diesem Land herrscht. Am Mittwoch musste sich der Nationalrat mit einer Initiative beschäftigen, die eine mehr oder weniger symbolische, zusätzliche Verankerung des Bargelds verlangt. Weil die Angst umgeht, irgendwer würde uns unsere Franken wegnehmen.

Was ist das Problem mit elektronischen Zahlungsmitteln? Sie funktionieren. Alle besitzen mittlerweile die eine oder andere Karte oder App, mit der sie bezahlen können. Jedes Geschäft kann solche Zahlungen akzeptieren, die Schwellen sind tief. Ja, die Banken verlangen dafür eine Gebühr. Doch viel höher als die Kosten des Bargeldverkehrs sind diese auch nicht, das zeigen zahlreiche Studien. 

Niemand soll den Libertären und – darum geht es wohl auch – den Steuerhinterziehern verbieten, ein paar Tausender in bar zu horten, wenn sie das glücklich macht. Aber so, wie es einst aus der Mode kam, mit Goldmünzen oder Schecks zu bezahlen, ist vielleicht auch Bargeld für Zahlungen im Alltag schlicht eine veraltete und zunehmend zu teure Technologie. Wir verschicken auch keine Telegramme mehr.

Nun kann man hingehen und jemanden per Dekret zwingen, in La Brévine einen Geldautomaten zu betreiben, nur damit die Dorfbeiz weiterhin in bar einkassieren kann. Die Gemeinde könnte den Betrieb dieses Automaten subventionieren oder die Versicherungsprämien dafür übernehmen. Oder man könnte lediglich aufzeigen, dass es einfacher und sicherer wäre, wenn die drei, vier Geschäfte im Dorf auf Kartenzahlungen setzen würden.

Solange Bargeld in unserem Land eine Bedeutung hat, ist es sinnvoll, dass sich der Staat dafür einsetzt, dass das Geld unter die Leute kommt. Das ist der Auftrag der Nationalbank und könnte gut auch der Auftrag der staatlichen Banken wie der Postfinance und der Kantonalbanken sein. Wenig sinnvoll ist jedoch ein Bargeldfetischismus, der uns eine veraltete Technologie aufzwingt, wenn es doch längst praktischere, sicherere und einfachere Alternativen gibt.