Auf rund 200 Mio Fr. belaufe sich der Auftrag aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, freut sich ein Schmidlin-Mitarbeiter - das ist eine ungeheuerliche Summe für den Fassadenbauer, der in den letzten Jahren jeweils zwischen 200 und 240 Mio Fr. Umsatz erzielt hat. Sicher ist dank dieses Auftrags das Schreckgespenst Kurzarbeit verscheucht, das 2004 auch am Hauptsitz in Aesch BL drohte. Im Gegenteil: Die Zahl der Mitarbeiter wird von heute rund 600 Personen wohl ansteigen. Ein Grossteil der Aufstockung passiert in Aesch, wo gut 400 Personen arbeiten. Schmidlin produziert die Fassadenteile all ihrer Grossprojekte jeweils vollständig in Aesch, bevor sie verschifft werden. «Die Suche nach Fachkräften ist schon angelaufen», weiss der Insider. Schmidlin wollte weder bestätigen noch dementieren - man dürfe, aus vertraglichen Gründen, erst Ende Monat kommunizieren, so der Firmensprecher.
*705 Meter hoher Turm*
Der Burj Dubai ist ein Projekt der Superlative: Bis 2008 soll in der boomenden Stadt am Persischen Golf für 1,8 Mrd Dollar das höchste Gebäude der Welt entstehen. Seit 2004 bereits wird am Fundament gearbeitet. 705 m hoch soll der Turm werden, doch bleibt die genaue Höhe vorerst Geheimsache - die Financiers wollen sicher sein, dass in ihrem Emirat tatsächlich der höchste Wolkenkratzer eröffnet wird. Seit Januar 2005 liegt der Höhenrekord mit 508 m beim Taipei 101 in Taiwan.
Der Burj Dubai - Burj heisst Turm - wird eine ganze «Stadt in der Stadt» beherbergen, mit Wohnungen, Büros, Hotels, Einkaufszentren und sogar Grünflächen. Nach oben wird das Gebäude spiralförmig schmaler, was die Stabilität erhöht. Die gewölbten Flächen des Towers sollen dem Wind wenig Angriffsfläche bieten. In den unteren Stockwerken werden die Aussenwände bis zu 1,5 m dick sein.
*Die «Gurke» der Swiss Re*
Schmidlin gehört weltweit zu den Branchenführern im Fassadenbau, mit Tochterfirmen in London, Paris, Berlin, Abu Dhabi, Seoul und Mumbai. Allein in England hat Schmidlin seit 1978 120 grosse Gebäude mit ihren Fassaden verkleidet. Das Prestige-Projekt war, neben der neuen City Hall in London, der Swiss Re Tower des Stararchitekten Norman Foster in der britischen Hauptstadt. Die Fassade aus Glas und Aluminium der 180 m hohen «Gurke», wie sie im Volksmund heisst, war ein Auftrag von 100 Mio Fr. Er war Mitte 2003 ausgeführt. Ein anderes Schmuckstück, das internationales Renommée eintrug, war die Fassade des luxuriösesten Hotels der Welt, des Burj Al Arab in Dubai, der einzigen 7-Sterne-Herberge der Welt.
Derzeit beschäftigt sich Schmidlin mit drei Grossprojekten: Den Fassaden für ein Fabrikations- und Logistikgebäude der Rolex in Genf, dem Terminal 5 auf dem Flughafen London-Heathrow und dem Glashochhaus «Münchener Türme». Heathrow ist ebenfalls ein Mammut-Auftrag mit einem Volumen von 150 Mio Fr., die Münchner Bestellung lautet auf 50 Mio Fr.
Schmidlin ist ein 69-jähriges Unternehmen, das während Jahrzehnten einige Krisenzeiten überlebte. Die verschwiegene Firma - für 2004 will der Firmensprecher weder Umsatz noch Gewinn noch Beschäftigtenzahl nennen - stand vor sieben Jahren mindestens zum dritten Mal kurz vor dem Ruin.
*Bewegte Geschichte*
Daraufhin sanierte Turnaround-Manager Werner Ballmer den Fassadenbauer, der zu 55% den Banken und zu 45% Andreas Jacobs, dem Sohn von Klaus J. Jacobs (siehe auch Seite 27), gehört. Im November 2004 wurde Ballmer als CEO durch Michael Dobler ersetzt, er blieb aber im Verwaltungsrat.
«Schmidlin verfügt über die beste Fassadentechnologie der Welt und möchte diese Position weiter ausbauen», erklärte Ballmer 2003 der «Basler Zeitung». Er pflegt Schmidlin die «Aescher Fassadenuniversität» zu nennen. Tatsächlich befindet sich in Aesch neben der Produktion auch das Test-Center, in dem die Fassadenelemente auf die statischen und bauphysikalischen Anforderungen hin geprüft werden. Für die Aussenfassade der «Gurke» mit einer Fläche von 22000 m2 wurden in Aesch 760 t Aluminiumprofile, 34000 m2 Aluminiumblech und 46000 m2 Glas verarbeitet. Während eineinhalb Jahren brachten im Schnitt zehn Lastwagen pro Woche Teile und Fertigelemente von Aesch nach London. Die Aussenfläche des Burj Dubai ist einiges grösser.
Der Baselbieter Fassadenbauer hat einen der grössten je in der Branche vergebenen
Von Victor Breu
am 22.03.2005 - 20:38 Uhr
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