Niemand kennt den Ursprung, keiner weiss, wann es zum ersten Mal geschah: Ein Mensch entdeckt eine runde Form, steckt sie über seinen Finger und hat damit ein Schmuckstück geschaffen, das bis in unsere Zeit wirkt. Ein Schmuckstück für die Hand unser wichtigstes Werkzeug, unser Ausdrucksmittel, Medium und Tastsinn. Der Ring ist das Lieblingsschmuckstück vieler Frauen und oftmals die einzige Preziose neben der Uhr, die sich Männer gestatten.

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Sein Ursprung liegt in weiter Vorzeit. Die ältesten Ringe, die je gefunden wurden, sind aus Mammutelfenbein und mehr als 21000 Jahre alt. In einer Welt ohne Spiegel waren sie die einzige Zierde, die der Träger selbst bewundern konnte. Gleichzeitig führte die unendliche Kreisform des Ringes zu vielen magischen Deutungen. Ohne Anfang und ohne Ende, sah man im Ring magische Kräfte, er war Ewigkeitssymbol und Zeichen des unlösbar Verbundenen. Zunächst aus Knochen oder Stein, später aus Bronze, Eisen und schliesslich aus Edelmetall gefertigt, stand er schon bald für den Status des Trägers.

Herrschaftssymbol

Ringe waren Herrschaftssymbol, dienten als Siegel oder zu rituellen Zwecken, offenbarten Ansehen, Reichtum oder religiösen Eifer, waren Schutzamulett oder Zeichen der Zusammengehörigkeit von zwei Menschen. Ringe dienten der Selbstdarstellung und wurden bisweilen im Übermass gebraucht. Im 15. Jahrhundert trugen die Noblen und Reichen Ringe an allen Fingern beider Hände nur der Zeigefinger, der schon bei den Römern als unedel galt, wurde ausgespart. Und wenn die Hände keinen Platz mehr für weitere Ringe boten, so hängte man sie an einer Goldkette um den Hals, nähte sie an die Ärmel, den Hut oder sogar an die Halskrause, wie es auf vielen Porträts aus dem 16. Jahrhundert zu sehen ist.

Heute ist der Ring ein individuelles Schmuckstück, das den persönlichen Stil des Trägers ausdrückt. Dabei fordert er die Phantasie und Kreativität von Schmuckgestaltern auf ganz besondere Weise: «Ein Ring muss bequem sein, innen wie aussen weiche Kanten besitzen, muss schmücken, ohne dominant zu sein, kostbare Steine tragen und dennoch extremen Belastungen standhalten. Da wird man als Designer ganz schön eingeschränkt. Doch diese Gratwanderung macht den Ring spannend», schwärmen Bruno und Christina Denzinger, die in ihrer Schmuckmanufaktur in Rickenbach/Schwyz klassisch inspirierten, modernen Schmuck fertigen.

Lebendiges Schmuckstück

Die Anforderungen an den optimalen Ring sind nach Meinung der Goldschmiede jedoch nicht immer ernst zu nehmen: «Ein Ausbrechen ist erlaubt oder gar gefordert, um einem Stück Charakter zu geben», sagt das Designerpaar. Dann entstehen Ringe, die kostbare Farbsteine wie farbenprächtige Kelche über der Hand schweben lassen, die diamantgekröntes Rund von schimmernden Perlen über die Finger erheben und zu spannenden Kombinationen verführen.

Auch Angela Hübel ist fasziniert von Ringen. «Dieses Thema grenzt die freie Wahl unter den Formen am meisten ein. Es ist eine grosse Herausforderung, trotz der anatomischen Einschränkungen interessante Lösungen zu finden.» Dem widmet sie sich mit aller Kreativität und entwirft nahezu ausschliesslich Ringe. «Von allen geschmückten Körperteilen ist die Hand am meisten in Bewegung, so ist der Ring das lebendigste Schmuckstück immer im Zentrum der Aufmerksamkeit», sagt Angela Hübel. Wer eine ihrer Preziosen trägt, kann sich dieser Aufmerksamkeit gewiss sein. Denn die deutsche Designerin entlockt dem Ring immer neue Facetten, kreiert Überraschendes, Erstaunliches und dank selbstbewusster Formate Unübersehbares.

Ungetragen besitzen die Ringe von Angela Hübel die Qualität einer Skulptur, an der Hand werden sie zum Statement von zeitgenössischer Modernität. Dabei sind sie überraschend komfortabel, denn Angela Hübel studiert akribisch die Anatomie der menschlichen Hand, um ein optimales Tragegefühl verbunden mit formaler Ästhetik zu finden: «Beim Entwerfen lege ich gleichermassen Wert auf ein angenehmes Tragegefühl, auf formale Stimmigkeit als Objekt und auf ein harmonisches ästhetisches Zusammenspiel von Ring und Hand.»

Freude am Schmücken

Georg Spreng geht es mehr um die Freude am Schmücken: Seine Preziosen sind gerne gross und exaltiert, prächtig und demonstrativ. «Ich mag es, wenn etwas überdimensional und überzeichnet ist», sagt der deutsche Gestalter. Er liebt Ringe, «weil sie im Mittelpunkt der eigenen Aufmerksamkeit stehen.» Das zeigt sich unverkennbar an seinen stattlich grossen Eistütenringen, die bereits zu modernen Klassikern avanciert sind. Die massive, kegelförmige Gestalt der «Eistütenringe» macht ihrem Namen alle Ehre. Die dominante Oberseite ist mit Perlen, Farbsteinen oder Diamanten besetzt, auf die Handinnenseite zeigt eine kleine Spitze. Vom Träger wird sie nicht wahrgenommen

Dieses Gefühl macht all das deutlich, wofür der Ring steht. «Es ist ein Schmuckstück, das viel mit Vertrauen zu tun hat», sagen Bruno und Christina Denzinger. «Man reicht die geschmückte Hand jedem Fremden zum Händedruck. Obwohl ihn jeder sieht, ist der Ring das persönlichste aller Schmuckstücke.» So viele Besonderheiten verdienen Besonderes: Selbst ein Körperteil wurde eigens nach ihm benannt der Ringfinger.

Der Klassiker: Verschlungen

Er ist genial und einfach, eben einfach genial: Der Trinity-Ring (Bild) ist wohl der berühmteste Ring der Welt und der vielleicht bedeutendste Klassiker aus dem Hause Cartier. 1924 entwarf Louis Cartier ihn höchstpersönlich für den französischen Schriftsteller Jean Cocteau. Der Ring besteht aus drei einzelnen, ineinander verschlungenen Ringen in Gelb-, Rot- und Weissgold. Cocteau wünschte sich von seinem Freund Cartier einen Ring in diesen symbolträchtigen Farben: Weiss steht für Freundschaft, Gelb für Treue und Rot für die Liebe. Cocteau trug den «dreifach saturnischen Ring», wie er ihn nannte, am kleinen Finger. (iwo)

Ringe: Ein Zeichen der Freundschaft

Er ist das Zeichen der Freundschaft, der Verbundenheit, der Liebe: Das endlose Band des Ringes bedeutet zwei Menschen, die einander besonders zugetan sind, mehr als alle Worte. Schon bei den Römern finden sich erste Zeugnisse über den Ehering. Im 12. Jahrhundert galt er dann als Zeichen der Treue, im 18. Jahrhundert erhielt er vielsagende Symbole: Auf Liebesringen turtelten Tauben und Herzen umschlangen einander. Im 19. Jahrhundert wurden Liebes- und Freundschaftsringe zu Hütern verborgener Botschaften und Wortspiele. So mancher versteckte im Inneren ein umkränztes Herz aus Türkis. Dem Aberglauben nach blieb der Türkis blau, solange die Leidenschaft andauerte, sonst wechselte seine Farbe ins Grün. Aus dieser Vielfalt entstand der Trauring von heute von individuell über avantgardistisch bis klassisch