Uralte, monumentale Statuen aus Stein oder Bronze, die den versunken meditierenden oder weise lehrenden Buddha zeigen, malerische Ornamente und reiches Dekor auf Ziegelbauten weit zurückliegender Jahrhunderte, pure Ästhetik überlieferter Handwerkskunst das ist das kulturelle Erbe Thailands. Ein Erbe, auf dem heute ein äusserst erfolgreicher Wirtschaftszweig des Landes aufbaut: Die Schmuckindustrie.

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«Die Geschichte der Handwerkskunst in Verbindung mit den natürlichen Ressourcen Thailands ist ein deutlicher Vorteil gegenüber anderen Ländern», so Thailands Premierminister Thaksin Shinawatra im Herbst bei der Eröffnung der Schmuckmesse Bangkok Gems & Jewelry Fair. Diese Messe zieht zweimal jährlich tausende von Besuchern an im September 2004 waren es über 26000, davon 17% aus den USA, 14% aus Indien und 8% aus Japan.

Schweiz unter den zehn wichtigsten Abnehmern

Denn die thailändische Schmuckindustrie ist stark exportorientiert. Der mit Abstand grösste Abnehmer sind derzeit die USA, auch die Schweiz gehört zu den zehn wichtigsten Exportpartnern. Das macht die Edelstein- und Schmuckindustrie zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Seit über zehn Jahren zählt sie zur Top Ten von Thailands Exportindustrien mit Exporten von 1000 Mio Dollar im ersten Halbjahr 2004 steht sie derzeit auf Rang sechs.

Selbst in den wirtschaftlich schlechteren Zeiten seit 1997 ist die thailändische Edelstein- und Schmuckindustrie gewachsen. Zum Beispiel hat sich die Fertigung von Silberschmuck in den vergangenen Jahren verdoppelt; der Schwerpunkt liegt heute auf dem mittleren bis hohen Preissegment. Vor allem für Italien wird Silberschmuck produziert, bevorzugt mit Farbsteinen besetzt.

Der Erfolg der Edelstein- und Schmuckindustrie hat gleich mehrere Gründe, vor allem aber die meisterhaften Fertigkeiten der Thailänder. «Die handwerklichen Fähigkeiten unserer Mitarbeiter sind ausserordentlich», schwärmt ein deutscher Geschäftsmann, der in Bangkok zusammen mit einheimischen Partnern hochwertige Juwelen fertigen lässt. In seinen Ateliers lassen sogar weltweit bekannte Marken unter dem Siegel der Verschwiegenheit produzieren ihre Namen sind jedoch nicht zu erfahren.

Heimisches Design erhält viel Lob und Anerkennung

Während bis vor einigen Jahren Thailand bevorzugt als Sitz von Produktionsstätten galt, ist nun ein weiterer Aspekt hinzugekommen: Käufer bringen nicht länger eigene Entwürfe, sondern wählen aus thailändischen Designs aus, die immer erfolgreicher werden. Die Aussteller der Schmuckmesse im September jedenfalls berichteten, dass sie kaum genügend neue Designs produzieren können, um die Nachfrage zu befriedigen.

Die Regierung will dies noch weiter forcieren: Derzeit entsteht ein Institut, an dem von ausländischen Designern Schmuck- und Modedesign unterrichtet werden soll.

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit werden wohl auch künftig Farbsteine stehen, denn Thailand ist bekannt für seine wunderbaren Edelsteine. Im eigenen Land werden vor allem Rubine und Saphire gefunden. Während die Hauptstadt Bangkok das Zentrum für Schmuckherstellung ist, werden in der Stadt Chantaburi die Steine meisterlich geschliffen. Dort findet auch Thailands bekanntester und grösster Edelsteinmarkt statt, auf dem Rohsteine aus der ganzen Welt angeboten werden.

Denn auch die grossen Kenntnisse der Thailänder in der Verarbeitung von Edelsteinen werden international geschätzt, was das Land zu einem der weltgrössten Zentren für das Schleifen von Edelsteinen machte. Die Arbeitskosten sind dabei nicht der ausschlaggebende Faktor. Denn mittlerweile konkurrieren Länder wie China oder Indien mit günstigeren Preisen, während in Thailand die Arbeitskosten in den vergangenen Jahren sogar gestiegen sind. «Dennoch bevorzugen die Kunden Thailand», so Chantra Purnariksha, Generaldirektorin des thailändischen Department of Export Promotion: «Die Qualität und Erfahrung, die in jedes unserer Produkte einfliesst, macht diese Ungleichheit mehr als wett.»

Schmuckindustrie: Rund 2400 Unternehmen

Zweimal jährlich ist die Messe Bangkok Gems & Jewelry Fair Anziehungspunkt für tausende von Besuchern. Auch bei der nächsten Messe vom 22. bis 27. Februar 2005 zeigen über 1000 Aussteller auf 60000 m2 Ausstellungsfläche nicht nur Schmuck und Edelsteine, sondern auch Werkzeug und Zubehör. Veranstalter ist die Thai Gem and Jewelry Traders Association (TGJTA), in der sich 1100 Firmen zusammengeschlossen haben. Insgesamt sind in Thailand rund 2400 Unternehmen in der Edelstein- und Schmuckindustrie tätig und beschäftigen etwa 1,2 Mio Angestellte. (iwo)