«Die Lage ist alarmierend, die Krise könnte bevorstehen», sagte Schneider-Ammann im Interview mit dem «Blick». Von einer Krise könne man reden, wenn sich die Arbeitslosigkeit zu verdoppeln drohe. Es sei wahrscheinlich, dass die Beschäftigungssituation in der Schweiz in der zweiten Jahreshälfte unter Druck komme.
Der Bundesrat rechnet mit Kurzarbeit und sogar mit Umstrukturierungen. Über die Notfallpläne der Regierung wollte Schneider-Ammann nicht zu viel verraten: «Wir haben vordisponiert», hielt er dazu fest. Denn je diskreter der Bundesrat und das Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement handelten, desto besser sei es für die Sache.
Keine Euro-Anbindung
Die einzigen kurzfristig wirksamen Massnahmen lägen sowieso nicht in der Hand des Bundesrats. Das könne nur die Nationalbank entscheiden.
Von einer Anbindung an den Euro hält Schneider-Ammann nicht viel: «Indirekt würde eine solche Massnahme heissen, dass wir nicht nur die Währungsunabhängigkeit, sondern überhaupt die Unabhängigkeit aufgeben», hielt er fest. Das wolle niemand.
Notfalls längere Arbeitszeiten
Der Bundesrat habe bereits Massnahmen wie Innovationsförderung oder Hilfe für den Tourismus eingeleitet. Schneider-Ammann sieht allerdings nicht nur schwarz für die Schweizer Wirtschaft: Dank des tiefen Euro exportiere die deutsche Wirtschaft in Schwellenländer wie China. «Das reisst die Schweizer Zulieferindustrie inklusive Dienstleistungssektor mit», erklärte er. Das Wechselkursproblem werde somit teilweise kompensiert.
Zudem unterstrich der ehemalige Industrielle Schneider-Ammann sein Vertrauen in die Wirtschaft: «Immer wenn sie unter Druck kommt, wird die Wirtschaft noch kreativer.» Wenn nötig seien auch längere Arbeitszeiten für die Angestellten «der viel bessere Ausweg, als wenn Arbeitsplätze und Know-how verloren gehen».
(cms/laf/sda)