Zeit ist Geld und von Hand schreiben ist Luxus. Doch gerade im Zeitalter der unaufhaltsamen Digitalisierung sehnen wir uns immer stärker nach kunstvoll gefertigten (Schreib-)Geräten zurück. Die Auswahl ist so gross und verlockend wie noch nie. Wer heute einen Füllfederhalter kaufen möchte, hat wahrlich die Qual der Wahl – denn die Palette reicht vom billigsten «Einweg»-Füllfederhalter bis hin zum diamantenbesetzten Schreibjuwel.



Widerspruch zu SMS und E-Mail



Eigentlich ist es paradox: Je nüchterner unsere Art zu korrespondieren wird, je rasanter wir unsere zahllosen E-Mails und SMS versenden, desto mehr Aufwand verwenden die Hersteller auf luxuriöse Schreibgeräte aus kostbaren Materialien und auf ausgefallenes Design. Schier unüberschaubar ist die Fülle an Modellen und Kollektionen, die laufend ergänzt und erweitert werden. Immer mehr Firmen kreieren auf diesem Gebiet regelrechte Kunstwerke: Da werden exklusive Gehäuse aus edlen Metallen hergestellt, mit Juwelen besetzt oder mit aufwendigem japanischem Lackdesign handverziert. Ein solches Stück eignet sich hervorragend, um seine Unterschrift auf wichtige Dokumente zu setzen.

Gerade für Männer, deren Möglichkeiten, Schmuck zu tragen, ziemlich limitiert sind, ist ein stilvoller Füllfederhalter – neben einer schönen mechanischen Uhr – fast die einzige Möglichkeit, etwas Glanz zu verbreiten.



Montblanc: Porzellan



John F. Kennedy schrieb damit, Claudia Schiffer hat eine Schwäche für ihn und Ferrari-Teamchef Jean Todt sammelt ihn aus Leidenschaft: Die Rede ist vom Montblanc-Füller. Montblancs Bedeutung als Schreibgerätehersteller hat durch das legendäre «Meisterstück» – das Kernstück der Firma aus dem Jahr 1924 – und die exquisiten limitierten Sonderserien Kultstatus erreicht. Die Luxusschreibgeräte kommen seit 100 Jahren aus den Hamburger Produktionsstätten, wo heute rund 650 Mitarbeiter tätig sind, und machen heute knapp 60% des Gesamtumsatzes aus.

Der diesjährige Füllfederhalter der limitierten Patron of Art Editions ist dem Naturforscher Alexander von Humboldt gewidmet. Das dunkle Holz des Füllfederhalters spiegelt Humboldts Faszination für die Schönheiten der Natur wider. An die Kunst der indianischen Ureinwohner, deren Traditionen Humboldt auf seiner Südamerika-Expedition erforschte, erinnert die Ornamentik der Beschläge aus 925er-Sterlingsilber. Das Sammlerstück in einer Auflage von 4810 Exemplaren aus Sterlingsilber und Grenadillholz kostet 2900 Fr.

Sehr beliebt ist auch Montblancs Annual Edition, die jeweils drei Modelle mit handgemalten historischen Motiven auf einer Kappe aus Meissener Porzellan umfasst. Die Serie ist auf 300 Stück pro Motiv limitiert (je 2185 Fr.) und nur während des Editionsjahres erhältlich. In diesem Jahr wurden als Motive die sinnliche Meeresgöttin Amphitrite, die dickbäuchige Pulcinella aus der Commedia dell’Arte und der Kranich als Vogel der Unsterblichkeit und des ewigen Glücks ausgewählt.

Ein ganz besonderes Juwel ist das Mystery Masterpiece, das in Zusammenarbeit von Montblanc mit Van Cleef & Arpels entstanden ist: Der skelettierte Körper aus Weissgold ist mit Diamanten und einem Schmetterling aus Rubinen besetzt. Weitere Ausführungen, die jeweils auf drei Stück limitiert sind, sind mit Saphiren und Smaragden geplant (935000 Fr.).

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Montegrappa: America s Cup



Das kleine italienische Unternehmen Montegrappa, beheimatet in Bassano del Grappa, hat sich seit 1912 ganz auf das Produzieren von «Juwelen des Schreibens» spezialisiert. Wer ein Schreibwerkzeug von Montegrappa kauft, der hat sich bereits in die vielen Stunden Handarbeit verliebt, die für dessen Herstellung nötig sind.

Nach dem Erfolg der für den America’s Cup 2003 aufgelegten limitierten Edition sind Montegrappa und der America’s-Cup-Veranstalter, diesmal die Société Nautique de Genève, Partner. Für den 32. Segelwettstreit vor dem spanischen Valencia hat Montegrappa eine auf 2887 Exemplare limitierte Edition Fleet Race entwickelt, die an einige charakteristische Elemente einer Segelyacht erinnert. Zudem ist der Pokal in die Scheibe am Schaftende eingestanzt und auf dem Ring ist der Schriftzug «32. America’s Cup» eingraviert.

Jedes Schreibgerät der Kollektion Fleet Race wird in einer originellen Verpackung angeboten, deren Design wie das Schreibgerät ebenfalls an den Mast einer Segelyacht erinnert. Der Preis für den Füllfederhalter in Sterlingsilber beträgt 1350 Fr.

Cartier: Backgammon-Dekor



Bei Cartier, wo die Herstellung edler Schreibutensilien seit jeher eine wichtige Domäne ist, blickt man auf mehr als 150 Jahre Schreibkultur zurück. In der Anfangszeit unter Louis Cartier waren die Schreibgeräte Teil der Schreibgarnitur eines eleganten Büros, in dem nichts dem Zufall überlassen blieb. Auch heute werden bei Cartier bei vielen Serien neben Schreibgeräten passende Artikel wie Feuerzeuge, Reisewecker, Geldklammern, Schlüsselanhänger und Manschettenknöpfe angeboten. Zu den aktuellen Neuheiten zählt etwa der elegante Füllfederhalter Louis Cartier Backgammon-Dekor mit schwarz-weissem Lack und Platinfinish (1340 Fr.), das ebenfalls mit Platinfinish versehene Modell Diabolo de Cartier (700 Fr.) sowie der klassische Trinity de Cartier mit Platinfinish und Perlmuttlack (690Fr.). Star der neuen Kollektion ist der Santos de Cartier aus massivem Silber mit den typischen Goldschrauben als Dekor in einer limitierten Serie von 1904 individuell nummerierten Stücken (3400 Fr.).



Waterman: Die vier Elemente

Die Firma Waterman (Paris) gehört zu den Pionieren in der Füllfederherstellung und ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auf diesem Gebiet tätig. Eine überaus luxuriöse neue Kollektion ist die auf je 161 Exemplare limitierte Waterman Sérénité Collection d’Art mit den vier Modellen Eau, Air, Feu und Terre. Die Serie zeichnet sich durch Kreativität und Detailbesessenheit aus und versteht sich als Hommage an die Kunst und die Natur. Aus so erlesenen Materialien wie Eierschale, Perlmutt, Urushi-Lack, Krokoleder und Goldstaub haben Kunsthandwerker und Juweliere aus aller Welt in monatelanger Handarbeit exklusive zeitgenössische Interpretationen geschaffen, die mit 15000 Fr. pro Stück allerdings auch ihren Preis haben.

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Füllfederhalter: Vermehrt Statussymbol und Sammlerobjekt

Erfolgsgeschichte

Erstmals erwähnt ist der Füllfederhalter im Jahr 1657; das älteste erhaltene Exemplar stammt aus dem 18. Jahrhundert. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts machte man nur langsame Fortschritte bei seiner Entwicklung, doch danach ging es bergauf und die Zahl der produzierten Exemplare stieg stetig. Dass der Füller ein so beliebtes Schreibgerät wurde, verdankt er drei entscheidenden Erfindungen: Der Goldfeder mit Iridiumspitze, dem Hartgummi und der gleichmässig fliessenden Tinte.

Massenprodukt

Die ersten Füllfederhalter, die mit diesen drei Technologien ausgestattet waren, entstanden in den 1850er Jahren, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann die Ära des Füllfederhalters als Massenprodukt. In dieser Pionierära dominierten amerikanische Firmen wie Waterman und Parker. Sie überflügelten bald die vielen anderen Firmen, die damals entstanden, und blieben Marktführer bis in die 1920er Jahre.

Soennecken und Pelikan

In Deutschland begannen Friedrich Soennecken 1871 und Koch/Weber 1872 mit der Produktion von Füllfederhaltern; in den 1890ern wurden sie zu den Hauptproduzenten Deutschlands. Soenneckens Erfindung der Gleichzugfeder zum Schreiben der Rundschrift machte das moderne Schreiben mit Federn möglich. Die Firma Pelikan erwarb Patente für Füllfederhalter mit Festtinte und 1925 das Patent des ungarischen Ingenieurs Theodor Kovács für den modernen Kolbenfüller.

Innovationen

In den folgenden Jahrzehnten gab es weitere bedeutende technologische Innovationen: Anstatt des vulkanisierten Hartgummis wurde Zelluloid verwendet, was eine breitere Palette an Farben und Designs erlaubte. Gleichzeitig experimentierten die Hersteller mit neuen Füllsystemen. In der Zwischenkriegszeit entstanden bemerkenswerte Modelle

wie der Parker Duofold und Vacumatic, der Sheaffers Lifetime und ab 1929 der Pelikan 100.

Kugelschreiber

Noch in den 40er und 50er Jahren behielten die Füller ihre Spitzensposition, denn die ersten Kugelschreiber waren teuer, neigten zum Auslaufen und hatten einen nur unregelmässigen Tintenfluss. Erst ab den 60er Jahren wurde der Kugelschreiber dank Verbesserungen in der Herstellung im Alltag immer beliebter. Obwohl Patronenfüllfederhalter nach wie vor in der Schule eingesetzt werden, vermarkten moderne Hersteller wie Montblanc oder Waterman ihre Modelle heute mit Vorliebe als Sammelobjekt und Statussymbol.