Bally ist am Ende des Tunnels angelangt: Der einstige Edelschuster der Nation schafft den Turnaround, nach über zehn Jahren in den roten Zahlen. «Wir erwarten, dass Bally dieses Jahr den Breakeven erreicht und 2005 Gewinn erzielt», sagt Owen Blicksilver, Sprecher der Besitzerin, Texas Pacific Group (TPG), auf Anfrage der «HandelsZeitung». Es war höchste Zeit. Die Investmentgesellschaft, die Bally 1999 von der Oerlikon-Bührle übernommen hatte, musste fünf Jahre lang Verluste hinnehmen. In dieser Periode gab es drei Wechsel an der Bally-Spitze.

Dennoch bewiesen die Amerikaner Geduld – mehr Geduld als der derzeit schlingernde Unaxis-Verwaltungsratspräsident Willy Kissling. Dieser hatte Bally in seiner damaligen Funktion als CEO und Präsident von Oerlikon-Bührle für knapp 200 Mio Euro an TPG verscherbelt.

Höchste Zeit für den Turnaround war es auch, weil die steuerliche Gnadenfrist der Tessiner Gemeinde Caslano, der heutige Bally-Sitz, Ende 2005 ausläuft. Der Gemeindepräsident Emilio Taiana erklärt: «Wir haben mit Bally 1999 einen Steuererlass für fünf Jahre vereinbart.» Caslano wolle 2006 bei Bally wieder Steuern einziehen.

*Von Rey in die Traufe*

Die Investoren hätten den Turnaround ein bis zwei Jahre früher erwartet, räumt TPG-Sprecher Blicksilver ein. «Doch Bally hatte Pech wegen der starken Abhängigkeit vom Tourismus, welcher von den Terrorangriffen, der Sars-Epidemie und dem Irak-Krieg stark beeinträchtigt wurde.»

Das Unternehmen hält die Geschäftszahlen unter Verschluss. Bally-CEO Marco Franchini sagt einzig: «Der Umsatz hat dieses Jahr gegenüber 2003 um 8 bis 10% zugelegt.» (siehe «Nachgefragt»)

Das ist ein gutes Zeichen, zeigten die Verkäufe doch in den letzten Jahren nur noch nach unten. Die letzten offiziellen Zahlen stammen aus dem Jahr 1998, als die Bally-Gruppe noch Oerlikon-Bührle gehörte (762 Mio Fr. Umsatz und 116 Mio Fr. Verlust). Experten schätzen den Umsatz heute noch auf knapp 500 Mio Fr. Die 1851 gegründete Bally befand sich seit 1977 – als sie kurz in Besitz von Werner K. Rey kam und dann neun Monate später von Oerlikon-Bührle übernommen wurde – auf dem Abstieg.

Das Genick gebrochen hat der einst stolzen Familienfirma die Verwässerung der Marke auf der forcierten Expansionstour in den 80er Jahren. Seit 1999 hat die Gruppe den Personalbestand von 2600 auf 974 (Schweiz: 384) reduziert. Eine der zwei eigenen Fabriken (Schönenwerd) sowie weltweit 148 von 308 Geschäften wurden geschlossen. Heute zählt Bally 214 Filialen.

*Ausland steht auf neue Bally*

Trotz der sich abzeichnenden Renaissance der Firma ist die gute alte Bally, wie sie die Schweizer schätzten, nicht zurück. Seit die TPG Bally als Luxusmarke etabliert hat, haben die Schuhdesigns das Flair von Haute Couture. Die Kunden, welche etwa von dieser Herbst/Winter-Damenkollektion mit «Elementen, die an mittelalterliche Ritterrüstungen und Art déco erinnern», (Wortlaut Prospekt) angesprochen werden, dürften nicht sehr zahlreich sein.

Wenn ehemalige Schweizer Stammkunden spotten, die Ballygeschäfte seien immer leer, dann haben sie nicht Unrecht. Aber ganz Recht haben sie auch nicht, wie ein Besuch bei Bally an der Zürcher Bahnhofstrasse an einem Freitagmittag zeigt. Total unterbeschäftigt scheinen die Verkäuferinnen und Verkäufer, je zwei auf fünf Etagen verteilt, nicht zu sein. Es sind allerdings nicht Schweizer Konsumenten, die sie auf Trab halten. Nein. Die Kundschaft spricht chinesisch, russisch, thailändisch, englisch oder türkisch.

Kein Wunder, denn Bally hat den grössten Erfolg bei den Ausländern. CEO Franchini sagt, Bally lege auf dem chinesischen Markt am stärksten zu. In China (inkl. Taiwan) seien dieses Jahr drei Filialen eröffnet worden. Dennoch sei keine Verlagerung der Produktion von der Schweiz und Italien nach Asien geplant.

*Exit für TPG kein Thema*

Das Kerngeschäft von Bally bleiben Qualitätsschuhe (Umsatzanteil: 56%) und Accessoires (37%). Die Bekleidung (7%) ist laut Franchini ein wachsender Bereich.

TPG stehe voll hinter den Plänen des Managements, so Blicksilver. Zu einem allfälligen Verkauf oder Börsengang von Bally wolle er sich nicht äussern. Er betont, dass TPG für ihre Beteiligungen keine Deadlines setze und an manchen schon seit über elf Jahren festhalte.

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