Am Rande der Stadt Luzern wird gebohrt und gehämmert, geschliffen und geschraubt, was das Zeug hält. Baufällige Häuser werden abgerissen und moderne Wohnblöcke aus dem Boden gestampft. Einige Meter daneben, auf der anderen Seite der Werkhofstrasse, liegen fast schon gemächlich die Gebäude der Schurter AG. So unscheinbar wie die Hülle ist auch der Haupteingang. Klein und eng.

Doch der Schein trügt: Die Schurter-Gruppe gehört zu den führenden Herstellern von Bauteilen für Elektronik und Elektrotechnik und beliefert auch ganz Grosse rund um den Globus. Die Handy-Giganten Motorola, Nokia und Ericsson gehören ebenso zu ihren Kunden wie die Computer-Riesen IBM und Hewlett-Packard oder Hightech-Unternehmen wie Siemens und 3M.

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24 Stunden am Tag wird im Familienunternehmen produziert, das mit seinen 1000 Mitarbeitern zu den 550 grössten Firmen der Schweiz gehört. Die meisten innovativen Inputs kommen dabei aus dem «Telecom-Valley» bei Santa Rosa und San Franciso, wo eine der weltweit 12 Tochtergesellschaften domiziliert ist. Den US-Ableger führt Bruno Schurter, Bruder von Verwaltungsratspräsident Hans-Rudolf Schurter.

Von Steckern und Sicherungen bis zu Hightech für Handys

Die grösste der vier Geschäftseinheiten betrifft Sicherungen rund 1500 verschiedene Teile führt Schurter in seinem Angebot. Das reicht von konventionellen Haushaltssicherungen bis zu winzigen Hightech-Elementen, die etwa in Handys eingebaut werden. Daneben stellt Schurter rund 1200 verschiedene Gerätestecker her, 1300 Geräteschutzschalter und etwa 1000 verschiedene Eingabesysteme, etwa Computer- oder Bancomat-Tastaturen.

Produziert wird in Europa und Asien. Die Hälfte aller hergestellten Bauteile, eine Viertelmilliarde, liefert der Produktionsstandort Luzern an die 40 Abnehmerländer. 70% davon gehen in den EU-Raum, 20% nach Nordamerika und 10% nach Asien. Die Herstellungskosten für die günstigsten Teile belaufen sich auf weniger als 5 Rappen. In einem Billiglohnland könnten diese Kosten noch weiter gesenkt werden, trotzdem fertigt Schurter grösstenteils in der Schweiz. Das funktioniert dank weit gehender Automatisierung des Produktionsbetriebs.

Nebst der Automatisierung ist die Qualität entscheidend für den Erfolg denn gerade die Grosskonzerne haben hohe Ansprüche. «Stellen Sie sich vor, die Sicherung eines Medizinalgerätes, das für die automatische Sauerstoffzufuhr bei Koma-Patienten verantwortlich ist, steigt aus», erklärt Schurter, «dann ist unser Image angeschlagen bis ruiniert.» Schurter hat keinen Aufwand gescheut, die Qualität ausweisen zu können. Mit zwei ISO-Zertifikaten belegt die Firma, dass sie nach wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Kriterien geführt wird.

Schurter erhielt dafür auch Preise. Auf dem Empfangsdesk in Luzern ist der Esprix Award für Business Excellence aus dem Jahr 2002 positioniert. Im letzten September belegte die Firma den dritten Platz beim «Cash»-Arbeitgeber-Award für die besten Arbeitgeber der Schweiz hinter zwei Töchtern von US-Firmen.

VR-Präsident Hans-Rudolf Schurter ist stolz darauf, denn der Preis würdigt das hohe Niveau der Mitarbeiterentwicklung, Firmenkultur und internen Kommunikation, die sehr offen ist. Nach Konferenzen der Geschäftsleitungen werden die wichtigsten Ergebnisse, sofern nicht vertraulich, von den zuständigen Chefs mündlich sowie via Intranet den Mitarbeitern bekannt gegeben. «Die Mitarbeiter wissen, dass unser jährliches Unternehmensziel ein Cashflow von 10% und ein Gewinn von 4% ist», sagt Hans-Rudolf Schurter. Er selber kennt praktisch alle rund 400 Mitarbeiter in der Schweiz mit Namen, in den ausländischen Tochtergesellschaften zumindest die Kadermitarbeiter. Für seine Mitarbeiter aus über 20 Nationen bietet das Unternehmen zwecks besserer Verständigung Sprachkurse an. Zusätzlich können die Angestellten aus 26 internen Weiterbildungsangeboten auswählen. Dazu kommen Zusatzleistungen etwa Prämien für die Teams, Erfolgsbeteiligungen, eine Kinderkrippe und Mutterschaftsurlaub von 16 Wochen. Und Lehrlinge, welche am Schluss der Lehre weder trinken noch rauchen, erhalten einen Fremdsprachenkurs nach ihrer Wahl in Europa.

Die Firmenleitung bleibt in der Familie Schurter

Verantwortlich dafür ist Hans-Rudolf Schurter. Der 54-Jährige steht voll hinter dem Familienerbe obwohl er andeutet, dass es ihm nicht einfach gefallen ist, zuerst die operative, ab 1991 die strategische Leitung zu übernehmen. Der Jurist arbeitete beim damaligen Bankverein in Luzern, Basel und New York, ehe er 1987 seinen Vater ablöste. Sein Grossvater hatte das 1933 gegründete Unternehmen von einem Kleinstbetrieb mit fünf Mitarbeitern zu einer mittelgrossen Firma entwickelt. Unter Rolf Schurter, dem Vater des heutigen Präsidenten, expandierte die Firma nach Europa, dann Nordamerika. 1990 schliesslich wurden alle Aktivitäten unter dem Dach der Schurter Holding zusammengefasst.

Seit 1996 akquiriert die Gruppe im Schnitt alle eineinhalb Jahre einen Mitbewerber im In- und Ausland, zuletzt die Timonta AG in Mendrisio. Dies ist nötig, um die Stellung unter den Top Ten der Branche aufrechterhalten zu können. Unangefochtene Marktleader im Geschäftsbereich Sicherungen sind laut Schurter die US-Firmen Littel Fuse und Bussman.

Trotz harter Konkurrenz und Rückschlägen noch 2001 musste Personal abgebaut werden ist Schurter zuversichtlich. 2002 erreichte der Umsatz 150 Mio Fr., der Gewinn 3,5 Mio Fr. Für 2004 habe man ein Wachstum zwischen 5 und 6% budgetiert, rechne aber mit etwas mehr, zumal die Umsatzentwicklung in den USA wieder nach oben zeige.



Firmen-Profil

Firma: Schurter Holding AG, 6002 Luzern

Gründung: 1933

Geschäftsleitung: Hans-Rudolf Schurter

Eigentümerinnen: Familien Schurter

Umsatz: 145 Mio Fr. (2002)

Beschäftigte: Weltweit 1000

Tätigkeit: Entwicklung und Produktion von Bauteilen für die Elektrotechnik und die Elektronik (Sicherungen, Gerätestecker, Geräteschutzschalter und Eingabesysteme)

Internet: www.schurter.ch