Die UBS hat mit einem schwachen Jahresstart europäische Bankenanleger verschreckt: Im ersten Quartal lagen die Erträge der grössten Schweizer Bank im Kerngeschäft Vermögensverwaltung und der Investmentbank teilweise deutlich unter dem Vorjahresniveau. Daher äusserte sich Bankchef Sergio Ermotti am Mittwoch auch pessimistischer zu den Gewinnzielen für das laufende Jahr: Die Renditen dürften aus heutiger Sicht mindestens auf dem Vorjahresniveau liegen, sagte Ermotti. Doch eigentlich peilt die Bank für das laufende Jahr eine Steigerung der Eigenkapitalrendite auf rund 15 Prozent an. Im Vorjahr lag sie bei 13,1 Prozent.
Mit seinen Kommentaren schickte Ermotti die UBS-Aktie auf Talfahrt: Sie verlor 2,4 Prozent – und mit ihr auch die Titel der Konkurrenz: Die Anteilsscheine der Credit Suisse gaben 2,9 Prozent nach, jene von Julius Bär rund drei Prozent. Die Deutsche-Bank-Aktie verlor 2,7 Prozent. «UBS hat ein negatives Signal gesandt, dass die Investmentbanking-Erträge im ersten Quartal quer über alle grossen europäischen Banken schlecht ausfallen werden», sagte ein Händler.
Kunden horten Bargeld
Im Kerngeschäft Vermögensverwaltung lagen die Erträge seit Jahresbeginn neun Prozent unter dem Vorjahresniveau, erklärte UBS. Grund dafür sei zum einen die schwache Handelstätigkeit der Kunden – vor allem in Asien. Doch auch in den USA hielt sich die reiche Kundschaft mit Investitionen zurück und hortete stattdessen soviel Bargeld wie nie zuvor. Das drückt die Gewinne von Vermögensverwaltern, die daran verdienen, wenn ihre Kunden Wertpapiere kaufen und verkaufen.
In der Investmentbank fiel der Jahresstart nicht besser aus: Dort seien die Erträge im Jahresvergleich um ein Drittel geschrumpft. «Die Bedingungen in diesem Quartal zählten zu den schwierigsten in den vergangenen Jahren, vor allem ausserhalb der USA», sagte Bankchef Ermotti.
Sparen in der Informatik und beim Personal
Einen Teil der Einbussen will die UBS durch zusätzliche Kostensenkungen wettmachen: Die Bank setzt einige IT-Projekte verzögert um und geht bei Einstellungen langsamer vor. Insgesamt würden solche taktischen Massnahmen die Kosten im laufenden Jahr zusätzlich um mindestens 300 Millionen Dollar senken, sagte Ermotti.
An der Dividendenpolitik und den in Aussicht gestellten Aktienrückkäufen will die UBS trotz potenziell milliardenschwerer Rechtsstreitigkeiten in den USA und Frankreich festhalten. «Die einzige offene Frage bezieht sich auf den Umfang und das Tempo zukünftiger Aktienrückkäufe», sagte Ermotti. Grundsätzlich sei es unwahrscheinlich, dass die beiden grössten Rechtsfälle der Bank zeitgleich entschieden würden: In Frankreich hat ein Gericht die UBS jüngst in erster Instanz zu einer Milliardenbusse wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung verurteilt. Die Bank hat dagegen Berufung eingelegt und erwartet die nächste Entscheidung in dem Rechtsfall frühestens in eineinhalb Jahren. In den USA steht das Institut im Streit um hypothekarbesicherte Wertpapiere mit dem US-Justizministerium vor Gericht. Diese Auseinandersetzung könne noch etliche Jahre dauern, sagte Ermotti.
(reuters/ise/bsh)