Der Schweiter-Konzern hat einen guten Frühling erwischt», freut sich CEO Beat Siegrist. Spitzenreiter beim Zuwachs ist die Halbleiter-Division. Sie bildet zusammen mit den Bereichen Textilmaschinenbau (SSM), Hoch Vakuum (Satis) und Automation (Ismeca) die Industriegruppe Schweiter. Im Segment Halbleiter könne Schweiter einen «drastischen Aufschwung» verzeichnen, so Siegrist. Der Bestellungseingang habe sich im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Dabei profitiere dieser Bereich (Ismeca Semiconductor) von der generellen Belebung in der Halbleiterindustrie, die im vierten Quartal 2003 eingesetzt habe und auch im laufenden Jahr weiter anhält.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Positiv ins Jahr 2004 gestartet sind auch der Bereich Hoch Vakuum sowie erneut der Textilmaschinenbau. Einzig bei der vierten Division, Ismeca Automation, gibt sich der Chef von Schweiter etwas zurückhaltender: «Bei Investitionen, die mehrere Millionen ausmachen können, zögert der Markt nach wie vor.»

Comeback an der Börse

Insgesamt rechnet Siegrist aber mit einem guten Jahr. Nachdem der Umsatz 2003 nochmals um 16% auf 270 Mio Fr. zurückgegangen war, geht Siegrist für dieses Jahr davon aus, «wieder ein Volumen von über 300 Mio Fr. zu erreichen». Klares Indiz dafür sei der zweistellige Anstieg des Bestellungseingangs im Halbleitersegment, der sich «innerhalb von zwei bis drei Monaten auf den Umsatz durchschlagen» dürfte.

Auch wenn der Chef von Schweiter weiter nicht auf die Ertragsseite eingehen möchte, deutet doch einiges darauf hin, dass Schweiter auch bezüglich der Gewinnaussichten ein gutes Jahr vor sich hat. So gelang es dem Unternehmen bereits 2003, in einem schwierigen Umfeld, in zwei der vier Divisionen (Textil/Vakuum) eine zweistellige Ebitmarge zu erzielen. Dank der inzwischen spürbaren Konjunkturbelebung dürfte es somit 2004 noch besser laufen. Diese Annahme bestätigt auch die Kursentwicklung des Industrietitels in den vergangenen Monaten. Innerhalb Jahresfrist stiegen die Schweiter-Papiere um rund 140%, womit der Midcap-Titel den Swiss Performance Index (+30%) um Längen geschlagen hat.

Bestätigung der Strategie

Die Signale des Aufschwungs, verbunden mit der Trendwende in sämtlichen Divisionen, bedeuten für den 44-jährigen Manager aber nicht nur, dass Schweiter einen guten Job gemacht hat. Für Siegrist ist es auch die Bestätigung, dass die Strategie der Schweiter Gruppe richtig ist. Da Schweiter in der Textilmaschinenindustrie in Zukunft keine grossen Wachstumschancen mehr sah, entschloss sich das Unternehmen Ende der 90er Jahre, in neue Wachstumsmärkte vorzustossen. Über Akquisitionen dehnte sich das Volumen der Traditionsfirma rasch aus. Mit dem Kauf von Satis Vacuum (1998) stieg die Industriefirma erst in den Anlagenbau für die Beschichtung von Brillengläsern und Linsen ein.

2000 folgte dann die Übernahme der Ismeca, die Testsysteme für die Nachbearbeitung von Chips in der Halbleiterindustrie sowie Montageautomaten herstellt. Mit den Akquisitionen wuchsen Umsatz und Gewinn in kurzer Zeit um mehr als das Doppelte an und Ende 2000 wies Schweiter eine Börsenkapitalisierung von mehr als 1 Mrd Fr. aus.

Doch der Höhenflug nahm ein abruptes Ende. Die Rezession erfasste die neuen Divisionen querbeet. Am härtesten jedoch traf es den Halbleitersektor, was das Management von Schweiter vor eine schwere Herausforderung stellte. Beat Siegrist: «Wir glaubten, über das Know-how im Textilgeschäft Zyklen zu beherrschen, und ich bin auch heute noch davon überzeugt.»

Dabei sah das Geschäftsmodell vor, das gewonnene Know-how aus dem zyklischen Textilmaschinengeschäft auf neue Tätigkeitsbereiche in Wachstumsmärkten wie der Chipindustrie auszudehnen.

Doch dann folgte 2001 der grösste Einbruch, den die Halbleiterbranche je erlebt hatte. «Dass der Umsatz um fast 70% einbricht, haben wir uns nicht vorstellen können. Auch die Länge der Rezession von drei Jahren war für uns und die Branche ein absolutes Novum», erzählt Siegrist.

Doch damit nicht genug: Die Kostenstrukturen der beiden frisch erworbenen Divisionen von Ismeca waren viel zu hoch. Ismeca wurde zum Sanierungsfall und entpuppte sich als Mühlstein um den Hals des Managements. «Dies alles habe viel Kraft gebraucht», sagt Siegrist, «doch die Anstrengung habe sich gelohnt.»

Dank extrem leichter Führungsstrukturen gelang Siegrist bei Ismeca, das zu wiederholen, was er wenige Jahre zuvor auch bei den Textilmaschinen fertig gebracht hatte: Es gelang ihm, mit einschneidenden Massnahmen und leichten Strukturen die Gewinnschwelle dauerhaft zu senken.

Wachstum geht weiter

Im Textilmaschinenbau hat Schweiter bewiesen, dass man auch in einer Industrie, die sich konsolidiert, über Jahr zweistellige Gewinnmargen ausweisen kann. Dasselbe gilt für den Bereich Hoch Vakuum, deren Umsatz sich innerhalb von sechs Jahren auf 70 Mio Fr. fast verdoppelte, während sich die Ertragsseite um den Faktor drei steigern liess. In beiden Divisionen lag die Ebitmarge letztes Jahr über 13%. Und nun ist es das Segment Halbleiter, das sich erholt und wo die Bemühungen erste Früchte tragen.

Damit hat Schweiter die Vergrösserung des Portfolios endgültig verdaut. Mit Ausnahme des Bereichs Automation rückt eine durchschnittliche Ebitmarge von 10% wieder in Reichweite. Doch zufrieden geben will sich Beat Siegrist damit keineswegs. Schweiter soll weiter wachsen dabei ist auch ein starkes externes Wachstum wieder ein Thema. «Unsere Philosophie ist es zu wachsen», sagt Siegrist, «wobei auch eine Firma, die einige 100 Mio Fr. Umsatz macht, ein Ziel für uns ist.»

Möglich wäre dies ohne weiteres. Die Bilanz ist kerngesund und das Unternehmen mit einer Nettocashbasis von über 40 Mio Fr. mehr als schuldenfrei.

(in Mio Fr.) 2003 2002 %

Umsatz 270.0 322.4 16

Ebit 7.2 40.2

Ebitmarge (in %) 2.6

Reingewinn 17.7 48.7

Beschäftigte 824 741 10

Fazit: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17 für 2004 ist Schweiter zwar teurer bewertet als etwa Rieter (13) oder Saurer (12). Dank der kräftigen Erholung im Halbleitersektor ist das Kurspotenzial von Schweiter aber noch nicht ausgeschöpft.