Was das Hauptquartier betrifft, sind die 800 Schweizer EDS-Beschäftigten ihren texanischen Kollegen klar unterlegen. Die Büros der Outsourcing-Experten liegen in einem nüchternen Zweckbau beim Zürcher Flughafen. Hier hat augenscheinlich kein Ross Perot dem Architekten den Stift geführt. EDS-Länderchef Pierre Klatt (49) und seine Leute verbringen allerdings viel Zeit bei Kundenprojekten – ausser Haus.
Einen Grossteil des Schweizer EDS-Geschäftes steuert der Bereich Transportation bei. Er umfasst IT-Dienste für Brief- und Frachtlogistiker, Reiseanbieter, Hotelbetreiber und Luftfahrtunternehmen. Im Luftfahrtbusiness sind die Schweizer ein EDS-konzerninternes Center of Excellence. Klatt selbst leitet dieses Geschäft für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika.
Computersysteme der Airlines gehören zum Kompliziertesten, was es an IT gibt: Steuerung der Buchungen und Reservierungen, Flugplanung und Preisgestaltung. Systeme für die Wartung regeln den Zugriff auf Ersatzteile elektronisch. Im Bereich Luftfahrt ist EDS doppelt so gross wie der ewige Rivale IBM. Zu den Kunden gehören Swissport, TUI und SR Technics. Ein anderer Klient ist die Londoner U-Bahn. Für die «Tube» verwaltet EDS sämtliche IT-Netzwerke zur Fahrkarten- und Zugangskontrolle.
Die langjährige Zusammenarbeit mit der Swiss läuft 2008 aus. Swiss wird ihre IT mit den Systemen der Lufthansa konsolidieren. Klatt, ein erfahrener Manager, will die entstehenden Umsatzeinbussen auf anderen Feldern ausgleichen: Im Fokus hat er Finanzdienstleister und industrielle Produzenten.
Daneben betreut EDS Schweiz Tochterfirmen von Sulzer und Georg Fischer, Gesundheitszentren und Kantonsspitäler sowie Mövenpick und die Migros. Bei der Genossenschaft betreibt EDS die Informatik der Migros-eigenen Industriebetriebe. Ein langjähriger Kunde, die Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) in Bern, lässt nicht nur Buchhaltung und Patientenadministration von EDS betreiben, sondern entwickelt mit EDS ein integriertes System zur Klinikbewirtschaftung. «Wir formulieren die Kundenbedürfnisse, EDS setzt sie um», sagt UPD-Vizedirektor Paul Saxer.
Für die Kantonspolizei Bern hat EDS ein mobiles System entwickelt, das Meldungen und Einsatzbefehle über Flachbildschirme direkt in die Polizeiautos übermittelt. Der Rechner ortet eingehende Notrufe und schickt selbständig diejenigen Wagen los, die am schnellsten den Tatort erreichen. Zudem können die Beamten ihre Berichte nun über Tastaturen im Wagen tippen. Das spart Bürozeit, und die Polizei verstärkt die Präsenz auf der Strasse.
Die EDS ist auch ihr eigener Kunde: Der konzerninterne Turnaround wird mit IT-Offshoring beschleunigt. Das Finanz- und Rechnungswesen wurde aus der Schweiz ins kostengünstige Rechenzentrum Budapest ausgelagert.
Der Schweizer IT-Markt wächst um rund fünf Prozent pro Jahr. Der für EDS relevante Teilmarkt IT-Dienstleistungen (ohne Software und Geräte) dürfte rund zehn Milliarden Franken schwer sein. Hier sieht sich EDS auf Rang vier, konkrete Umsatz- und Renditezahlen nennt Klatt nicht. Die Schweizer EDS-Sektion habe aber «die Ziele übererfüllt».