Die Jalousien sind heruntergezogen, wenn im luzernischen Ettiswil die Popcorn-Produktion in der ehemaligen Käserei auf vollen Touren läuft. Es ist im Produktionsraum von Maya Popcorn auch nicht gestattet, zu fotografieren, denn insbesondere ein Teil der Produktionsanlage darf nicht fremden Blicken ausgesetzt sein. Erst Anfang Mai sind neue Sorten auf den Markt gekommen, und das Risiko, dass etwas von den geheimen Herstellungsmethoden nach aussen dringt, ist Geschäftsführer Marcel Willi zu gross.
Einzelne Bestandteile der Apparatur hat Willi, der aus der Lebensmittelbranche stammt, eigenhändig zusammengebaut oder nach seinen Vorstellungen bauen lassen, damit das Popcorn genau auf die Art und Weise ummantelt wird, wie er es will. «Das Geheimnis unseres Popcorns liegt darin, dass es nicht wie industriell hergestelltes Popcorn gesprayt, sondern gecoatet wird», sagt der Geschäftsführer. Das heisst, das aufgeplatzte Maiskorn wird je nach Aroma mit einer Sauce mit Caramel-, Schokolade- oder Fruchtaroma überzogen. Zuvor waren die Maiskörner dank der Zufuhr von Heissluft zu kleinen, blumenkohlförmigen Kugeln explodiert. Diese Verarbeitung ist gemäss Willi sehr aufwendig, «aber der schonendste Weg für eine Top-Qualität». Das würzige Popcorn wird mit Salz oder Gewürzen versehen. Neu gibt es die Geschmacksrichtungen Paprika, Provençale und Mexican. Das süsse Sortiment ist um die fruchtigen Sorten Banane, Erdbeer und Orange erweitert worden.
Erinnerung an die Indianer
Als Marcel Willi vor drei Jahren die Möglichkeit erhielt, die eingeschlafene Marke Maya Popcorn zu kaufen, überlegte er nicht lange. In der Schweiz wurde unter der Marke und dem Indianer-Logo bereits seit den 1960er-Jahren Popcorn produziert, zunächst aufgrund des hohen Ballaststoffanteils für Apotheken und Drogerien als Schlankheitsmittel, später für Kinos. Auch die aus den 1950ern stammende amerikanische Popcorn-Maschine aus Chicago konnte Maya Popcorn übernehmen. Heute steht der Oldtimer in der früheren Käserei und leistet gute Dienste: Willi und seine Crew produzieren jeden Tag mehrere Tausend Liter Popcorn. Die Maschinen laufen sechs Tage in der Woche in anderthalb bis zwei Schichten täglich. In einer Behindertenwerkstätte, der Stiftung Brändi in Willisau, wird das Popcorn ein letztes Mal gesiebt und in stabile Kunststoffbehälter zu 40 oder 95 g bruchsicher verpackt.
Die noch junge Firma hat möglicherweise eine grosse Zukunft vor sich. Denn Popcorn war in der Schweiz bisher ein Snack, der vor allem im Kino gegessen oder auf dem eigenen Küchenherd geröstet wurde. Als Apérosnack spielen Pommes-Chips hierzulande eine viel grössere Rolle als Popcorn. In den Supermärkten der Popcorn-Nation USA hingegen können die Konsumenten aus meterlangen Regalen mit zahlreichen Popcorn-Aromen wählen. Hier will Willi einhaken und den Schweizern den exklusiven Popcorn-Genuss näherbringen. Bleibt die Frage, ob sie bereit sind, mehr dafür zu bezahlen.
Denn nicht nur die Qualität ist bei Maya Popcorn Premium, sondern auch der Preis. Und dies, obwohl Puffmais nicht zu den kostspieligsten Rohstoffen gehört. Marcel Willi weist jedoch auf die höheren Kosten für die natürlichen Zutaten hin: Statt günstiges Kokosfett oder andere Fette setzt er hochwertiges Sonnenblumenöl ein. Auch für die natürlichen Aromen und Farbstoffe bezahlt er zehnmal mehr, als er für künstliche aufwenden müsste: «Die Aromen der neuen Fruchtsorten stammen zu hundert Prozent aus Fruchtkonzentrat. Die Farbe wird auf der natürlichen Basis von Früchten und Gemüse hergestellt.» Das Erdbeer-Popcorn erhält seine schöne rote Farbe nicht etwa von Randen, sondern von einer Karottenmischung. Nicht zuletzt sei der in Frankreich angebaute Puffmais ebenfalls teurer als Sorten aus den USA - dafür kann Willi davon ausge- hen, dass der französische Mais gentechfrei produziert wurde.
Ziel: Marktführer in drei Jahren
Im schweizerischen Detailhandel war Maya Popcorn bisher vor allem in den Bereichen Kino, Tankstellen- und Convenience-Shop erfolgreich. Darüber hinaus laufen derzeit Verhandlungen mit Grossverteilern. «Der Detailhandel ist zentralisiert, und die Eintrittsgebühren sind hoch», bedauert Willi. Trotzdem blicken er und sein kleines Team optimistisch in die Zukunft. Zwar haben sie bisher kaum die Werbetrommel gerührt und beschränken sich auf Mund-zu-Mund-Propaganda, aber Willi hält einen Marktanteilgewinn von jährlich 10% für realistisch. In drei Jahren will Maya Popcorn Marktführer im Popcorn-Markt sein.