«Rein schweizerisch, ganz privat» – so lautete der Leitspruch der Zürcher Bank Frey im Jahr 2009. Damals machte sich deren Management um Geschäftsleitungsmitglied Stefan Buck im grossen Stil daran, bei der Grossbank UBS unerwünschte US-Kunden ins Haus zu holen. Das Reputationsrisiko sei gering, meinten die Manager damals - sieben Jahre später sitzt Buck in Manhattan wegen dem Vorwurf der Beihilfe zur Steuerhinterziehung fest und wartet auf seinen Prozess: Am 9. November hat er sich der Justiz in New York gestellt und plädiert auf unschuldig. Ein weiterer Termin ist für den 6. Januar 2017 vorgesehen.

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Bucks Anwalt musste eine Kaution in der Höhe von 100'000 US-Dollar hinterlegen, zeigen Gerichtsakten. Am letzten Freitag fand die erste Sitzung mit Richtern und Anwälten statt. Stefan Buck hat zugestimmt, dass er sämtliche Reisedokumente abgibt, sich regelmässiger Kontrollen durch die Justizbehörden unterzieht und in seiner Residenz in Manhattan auf den Prozess wartet, beziehungsweise die Southern und Eastern Distrikte von New York nicht verlässt.

«Von Umverteilung profitieren»

Bucks Probleme sind das Resultat einer gewaltigen Fehleinschätzung. Die UBS-Abschleicher mussten gehen, weil die US-Justiz eine grossangelegte Anti-Schwargeld-Kampagne startete, gefüttert mit Informationen des UBS-Insiders Bradley Birkenfeld. Der Grossbank war dieses Geschäft ab 2008 zu heiss geworden. Die Bank Frey wollte im grossen Stil von den Problemen des Instituts profitieren.

In einem Verwaltungsratsprotokoll der Bank Frey, das handelszeitung.ch vorliegt, steht: «Es wird erwartet, dass aufgrund verschiedener Bestrebungen in politischen, rechtlichen und regulatorischen Bereichen im Inland sowie auch im nahen Ausland über die nächsten Jahre verwaltete Vermögenswerte in geschätzter Höhe von 7,9 Milliarden Franken innerhalb des Finanzplatzes Schweiz ‹umverteilt› werden. Die aktuelle Ausrichtung der Bank erscheint als geeignet, um von dieser Umverteilung zu profitieren. Entsprechend sollte das aktuelle Profil der Bank geschärft werden.»

«Reputationsrisiko gering»

Weiter meinten die Manager noch 2010: «Ein allfälliges Reputationsrisiko in diesem Zusammenhang wird als gering eingeschätzt.» Drei Jahre später war die Bank am Ende und Stefan Buck in den USA angeklagt.

Neben Buck ist in dieser Sache auch ein Ex-Anwalt der Kanzlei Niederer Kraft & Frey angeklagt. Die Anwälte dieser Kanzlei waren eng mit der Bank Frey verbandelt. Der Anwalt kooperiert offenbar mit den US-Behörden. Viele Dokumente, die er der Justiz aushändigte, sind vor der Öffentlichkeit versiegelt. Es kann davon ausgegangen werden, dass mit ihnen weitere Steuerbetrüger von den Amerikanern festgenagelt werden.

Amerikaner blieben hart

Bevor Buck in die USA flog und sich dem Prozess stellte, versuchte er 2015 durch seinen Anwalt, mit der Justiz vorab über die Kautionsbedingungen zu verhandeln. Diese Taktik wies ein Richter ab und urteilte: «Das würde bedeuten, auch künftigen Angeklagten zu signalisieren, dass es die beste Strategie sei, von der Strafverfolgung zu fliehen und Kautionsgesuche von einem Land ohne Auslieferung zustellen zu lassen.»