Die auf den Handel mit russischem Öl spezialisierte und in Genf beheimatete Gesellschaft Paramount Energy & Commodities SA steht im Verdacht, die im Zuge des Ukraine-Kriegs gegen Russland verhängten Sanktionen umgangen zu haben. Wie die «Financial Times» vergangene Woche berichtete, wurde Paramount dazu vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) befragt.

Das zeige ein der «Financial Times» vorliegendes Schreiben des Seco, heisst es im Bericht. Die Schweiz gilt als wichtigste Drehscheibe im globalen Handel mit Öl und habe die dazu im Dezember von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen übernommen. Demnach gilt ein Preisdeckel beim Verkauf von russischem Öl von 60 Dollar pro Barrel.

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Nach Schweizer Gesetz seien aber ausländische Tochterfirmen von den Sanktionen weitgehend ausgenommen, sofern sie ihr Geschäft «rechtlich unabhängig» betreiben. Paramount habe ihr Russland-Geschäft im letzten Jahr auf eine in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Firma mit einem nahezu identischen Namen transferiert, so der Bericht.

Bereits mehrfach wurde über die Verbindungen des Genfer Traders nach Russland berichtet. So berichtete die Investigativplattform «Public Eye» im April 2022, wie sich Paramount Energy & Commodities noch im Februar und März des gleichen Jahres 11,7 Millionen Barrel russisches Öl gesichert und damit hinter den Giganten Litasco, Vitol und Trafigura den vierten Platz belegt hatte.

Wie die «Financial Times» nun berichtet, handelte die in Dubai ansässige Paramount Energy & Commodities DMCC Öl der Sorte Espo Blend Crude (Eastern Siberia Pacific Ocean) zu Preisen von über 60 Dollar je Barrel. Das Seco habe im Schreiben vom April Paramount unter anderem zu den Beziehungen zur Dubai-Tochter und zu den Preisen für verkauftes russisches Öl befragt.

Paramount bestreitet Sanktionsumgehung

Auf Anfrage der «Financial Times» hielt Paramount fest, dass die Fragen des Seco vollständig beantwortet worden seien und dass das Unternehmen den Handel mit russischem Öl eingestellt habe, lange bevor die Preisobergrenze festgelegt worden sei. Zudem sei Paramount DMCC eine Tochter, die als eigenständige Einheit arbeite. Laut Recherchen der «Financial Times» soll es aber operative Beziehungen zwischen den Firmen in Genf und Dubai gegeben haben.

Das Seco wiederum nimmt zu konkreten Fällen und laufenden Verfahren nicht Stellung, wie es auf Anfrage mitteilte.

Die USA und die anderen G7-Staaten hatten die Schweiz im Frühjahr mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass über die Schweiz möglicherweise im grossen Stil Sanktionen umgangen werden. Nach einem Brief der G7-Botschafter an den Schweizer Bundesrat reiste der oberste US-Sanktionsbeamte Brian Nelson im April in die Schweiz. In Bern und Zürich traf er sich mit dem Seco und Führungskräften von Finanzinstituten, um Informationen über potenzielle Sanktionshinterzieher auszutauschen und vor möglichen Strafen für die Nichteinhaltung internationaler Sanktionen zu warnen.

Mit Material von AWP