Am Anfang stand der Zufall: Nicolas Huxley war auf Reisen in Südostasien, wollte Kambodscha entdecken – eines der ärmsten und aufregendsten Länder des Kontinents. Im drückend schwülen Siem Reap machte der junge Schweizer eine Entdeckung, die sein Leben verändern sollte: Auf den Strassen verteilt lagen alte Zementsäcke. «Konsistenz, Muster und Farben haben mich sofort begeistert«, sagt der Jungunternehmer. Gleich hatte er das Gefühl: «Da ist was möglich.»
Sechs Jahre nach der Entdeckung ist aus der ersten Idee ein ernsthaftes Geschäftsmodell geworden. Huxleys Firma Elephbo verwertet die alten Säcke, die normalerweise auf dem Müll landen, und designt daraus Taschen, Portemonnaies oder Kulturbeutel. 2014 gegründet brachte das Zürcher Modelabel im vergangenen Jahr die erste Kollektion heraus.
Auf Müllhalden zusammengesammelt
Arbeiter in Kambodscha sammeln, reinigen und schneiden die Säcke auf transportfähige Grössen zurecht, anschliessend wird das Material nach Europa verschifft. Produziert werden die Taschen von einem Familienbetrieb in Bosnien, mit dem eine Freundin von Huxley bereits über mehrere Jahre gut zusammenarbeitete. Das Leder kommt aus Europa und wird in Süditalien verarbeitet.
Zu Beginn hatten die Jungunternehmer die Zementsäcke noch in Siem Reap nahe der kambodschanischen Tempelanlagen Angkor Wat und auf Müllhalden zusammengesammelt. Diese Zeiten sind vorbei: «Mittlerweile konnten wir Kooperationen mit mehreren Baufirmen abschliessen.» Der Fokus liegt heute auch darauf, das Bewusstsein der Kambodschaner für Müll zu schärfen – statt immer hinterher zu putzen, so Huxley. Aus der Kollektion 2015 floss 10 Prozent des Umsatzes zurück nach Kambodscha, so Huxley. Zuletzt musste dieses langfristige Ziel leicht gesenkt werden.
Bei Kickstarter ist Elephbo bereits erfolgreich
Dabei erinnert die Laufbahn des Jungunternehmers weder an die eines klassischen Sozialarbeiters noch die eines Designers: Nach einem Managementstudium an der Uni Zürich absolvierte Huxley ein Praktikum in der IT-Abteilung der Credit Suisse. Anschliessend arbeitete er zwei Jahre als Berater bei EY in Zürich. 2015 wurde schliesslich deutlich: Elephbo ist mehr als nur ein Projekt und braucht mehr Aufmerksamkeit – so kündigte Huxley seinen Job.
Finanzierte er einen Grossteil des Projekts zunächst durch seine Arbeit als Consultant, ist das mittlerweile nicht mehr möglich. So haben sich die Gründer für eine Finanzierung über Kickstarter entschieden. Die Crowdfunding-Plattform soll dem Jungunternehmen die Möglichkeit geben, sich einem breiten Publikum rund um den Globus zu präsentieren. Der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben: Das Finanzierungsziel von 20'000 Franken haben die Zürcher zwei Wochen vor Ablauf der Frist bereits klar erreicht.