Luftfahrtpionier André Borschberg ist überzeugt, dass dem Elektroantrieb die Zukunft in der Luftfahrt gehört. Mit seiner Firma H55 hat er ein neues Elektroflugzeug entwickelt. Nach erfolgreichem Erstflug stellte er am Freitag in Sitten VS die Propellermaschine vor.

Die Markteinführung der Bristell Energic ist für 2021 geplant. Das zweisitzige, leise Elektroflugzeug soll vor allem in der Schulung eingesetzt werden. H55 hat das komplette Antriebssystem des Fliegers - Motor, Akkus, und Steuerung - entwickelt. Die Zelle wird vom tschechischen Flugzeugkonstrukteur BRM Aero hergestellt.

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H55 ist ein Spin-off des Projekts Solar Impulse, dem die erste Weltumrundung in einem Solarflugzeug gelang. Nach Ansicht von H55 stellt die Bristell Energic einen grossen Fortschritt in der Entwicklung von elektrischen Antriebssystemen dar.

Revolution der urbanen Mobilität

Der elektrische Luftverkehr werde die urbane Mobilität tief verändern und verbessern, ist Borschberg überzeugt. «Der elektrische Antrieb hat die Welt der Drohnen ermöglicht, er wird das Gleiche für die Luftfahrt tun», sagte der frühere Solar-Impulse-Pilot sowie Mitbegründer, Chef und Verwaltungsratspräsident von H55 vor den Medien auf dem Flugplatz Sitten. Bei H55 mit an Bord sind zwei weitere Veteranen des Abenteuers Solar Impulse: der Elektroingenieur Sébastien Demont und der Ökonom Gregory Blatt.

In der vergangenen Woche absolvierte das Kleinflugzeug den erfolgreichen Jungfernflug am Himmel über Sitten. Bis Ende 2020 wird ein Pilotprojekt mit zwei Flugschulen in der Schweiz durchgeführt und bis 2021 soll die Bristell Energic allen interessierten Schulen zur Verfügung stehen. Die Autonomie des Flugzeugs beträgt eineinhalb Stunden. Ideal für Schulungsflüge, die normalerweise 45 bis 60 Minuten dauern.

Fertig mit Fluglärm

Die meisten in der Schulung eingesetzten Kleinflugzeuge stammen aus den sechziger Jahren. Sie verursachen hohe Emissionen, die mit den vielen Starts und Landungen am Flugplatz für viele Regionen nicht mehr tolerierbar sind und zu Einschränkungen führen. H55 ist der Überzeugung, dass das Elektroflugzeug einem Bedürfnis der Gesellschaft entspricht, die zunehmend sensibel auf Umwelt- und Lärmebelästigungen reagiert.

Ein Elektroflugzeug stösst keine Abgase aus und der Lärm ist kaum wahrnehmbar. Die Bristell Energic stosse deshalb auf erhebliches Interesse von Flugschulen, Flughafenanwohnern und Luftfahrtbehörden.

Nur ein leises Brummen

Ein Mitglied des H55-Teams startete den Motor der Bristell Energic vor den im Hangar versammelten Gästen: Das leise Brummen des kleinen Elektrofliegers stand im starken Kontrast zu den lautstarken Starts und Landungen der anderen Maschinen auf dem Flughafen Sitten.

Auch sind die Kosten für ein elektrisch angetriebenes Flugzeug insgesamt niedriger als für eine Maschine mit Verbrennungsmotor, wenn man ausser dem Kaufpreis, auch die Wartung und den Treibstoff berücksichtigt.

Technologie für Flugtaxis

Die Bristell Energic dient zudem als Versuchsträger für die Technologie der Zukunft. «Indem wir Elektroflugzeuge fliegen und ihre Leistung analysieren, sammeln wir viele Daten», sagte Borschberg. «Für die Entwicklung von VTOLs (Fluggeräte für Senkrechtstart und -landung) und Flugtaxis ist dies unerlässlich», betonte der Flugpionier.

2018 beschaffte H55 fünf Millionen Franken an Kapital für die Entwicklung der elektrischen Antriebssysteme. Unterstützt wird das Unternehmen vom Bund, dem Kanton Wallis über die Innovations-Stiftung Ark, der Stadt Sitten und einem in der Schweiz und im Silicon Valley in Kalifornien ansässigen Anlagefonds.

(sda/mbü)