Onlineshops erleben 2020 wegen der Corona-Krise einen Wachstumsschub. Gemäss Schätzungen geben Schweizer Konsumenten dieses Jahr 13 Milliarden Franken für Einkäufe im Internet aus. Das sind 3 Milliarden mehr als noch letztes Jahr. Und der Schub dürfte längerfristig anhalten.
Viele Bewohner der Schweiz haben während der Corona-Krise online eingekauft. Die Bestellmengen gingen innert kurzer Zeit in die Höhe, Anbieter und Auslieferer gelangten zeitweise an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Wartezeiten nahmen massiv zu.
Positiver erster Eindruck
Die Corona-Krise habe die Menschen vor die Wahl gestellt, wochenlang auf einen Einkauf zu warten oder online einzukaufen, sagt Ralf Wölfle von der Fachhochschule Nordwestschweiz, Mitverfasser der am Mittwoch veröffentlichten E-Commerce-Studie, die Trends und Entwicklungen im Onlinehandel aufzeigt. Deswegen hätten viele erstmals den Online-Einkauf ausprobiert und dadurch Erfahrungen gesammelt, sagt Wölfle.
Auch wenn es wegen des grossen Ansturms bei den Onlinehändlern öfters zu längeren Lieferzeiten oder Engpässen im Sortiment gekommen sei, hätten viele Einkäufe bei den Konsumenten einen positiven Eindruck hinterlassen. Diese Käufer würden deshalb wohl auch künftig im Internet einkaufen. «Deswegen gehen wir davon aus, dass der Wachstumssprung, der jetzt erreicht wurde, nachhaltig ist», sagt Wölfle.
Die Studienautoren rechnen für das Krisenjahr mit 22 bis 30 Prozent mehr Umsatz als 2019, also einem Onlineshopping-Volumen von bis zu 13 Milliarden Franken. Das würde bedeuten, dass jeder Einwohner der Schweiz - vom Baby bis zum Altersheimbewohner - 2020 im Schnitt für etwa 1'500 Franken im Internet einkaufen würde. Eingerechnet sind dabei jedoch auch Onlinekäufe von Flugtickets oder Zugbilletten.
Abflachung im Jahr 2019
Im vergangenen Jahr hat der Schweizer Onlinehandel bereits eine neue Stufe erreicht, indem er erstmals die 10-Milliarden-Franken-Grenze knackte. Diese Entwicklung ist gemäss den Autoren der Studie, die von Datatrans in Zusammenarbeit mit der FHNW erstellt wurde, «fabelhaft» im Vergleich zum traditionellen Detailhandel, der im selben Zeitraum nur um 0,3 Prozent zulegte.
Gegenüber dem Vorjahr, als das Wachstum noch 10 Prozent betragen hatte, ist das Wachstum im Onlinehandel 2019 dennoch leicht abgeflacht. Doch Corona hat für eine Schubumkehr gesorgt.
Schweizer Onlineshops wachsen schneller
Die ausländischen Onlineshops seien 2019 erstmals weniger stark gewachsen als ihre Schweizer Konkurrenten, stellte die Studie fest. Warum das so ist, kann Studienleiter Wölfle nicht mit Sicherheit sagen.
Es sei jedoch Tatsache, dass ein Grossteil des starken Wachstums der letzten Jahre bei asiatischen Anbietern verzeichnet worden sei. «Und da gibt es eine gewisse Ernüchterung über die Qualität der Waren», sagte Wölfle. Einige Schweizer dürften mit der Qualität ihrer Bestellung unzufrieden gewesen sein und seither weniger auf asiatischen Plattformen bestellen.
Florian Teuteberg, Mitgründer und CEO, über die Lehren aus dem Lockdown und wieso das Online-Powerhaus nun Amazon ins Visier nimmt. Mehr hier. Abo
(awp/gku)